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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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also weiterreiten, solange das Licht dies erlaubt. Aber denkt daran, dass ich Euch morgen wieder vor die Wahl stellen werde.«
    Die Gruppe setzte ihren Ritt schweigend fort, und Tan-Thalion ahnte, dass seine Gefährten von ähnlich düsteren Gedanken geplagt wurden wie er selbst. Das Bewusstsein, erneut nur knapp einem Drachen entgangen zu sein, schürte die Befürchtung in ihm, dass diese Unternehmung, deren Urheber er war, den Tod von Menschen bedeuten konnte. Das Waldgebiet, das sie durchritten, war nicht dicht, und Eril-Firion schenkte ihnen genug Licht, um zügig voranzukommen. Immer wieder war der Wald von großen Lichtungen durchzogen, die die Reisenden mit nervösen Blicken zum Himmel durchquerten. Sobald der schmale Weg dies erlaubte, lenkte Tan-Thalion sein Reittier neben das von Gerric.
    »Wir haben bisher nicht viel miteinander gesprochen«, sagte der Zauberer. »Die Gründe, weshalb die anderen mich begleiten, sind mir mehr oder weniger bekannt, aber bei Euch weiß ich es nicht. Wurde Euch befohlen, an der Reise teilzunehmen, oder habt Ihr Euch freiwillig gemeldet?«
    »Ich habe mich freiwillig gemeldet.«
    »Das freut mich. Ich danke Euch, dass Ihr auch weiterhin bei uns bleibt.«
    »Ihr vergesst, dass ich Soldat bin. Meine Meldung war freiwillig, jetzt stehe ich unter Befehl.«
    »Wäret Ihr denn lieber umgekehrt?«
    »Nein, ich denke nicht.« Der Soldat schwieg einen Moment, bevor er weitersprach. »Diese Reise ist für mich eine Gelegenheit, mich auszuzeichnen. Wenn wir heil zurückkehren und Ihr keine Beschwerden über mich vorbringt, habe ich gute Aussichten auf eine Beförderung.«
    »Nun, dann wünsche ich Euch, dass Ihr die Reise gut übersteht. An mir soll Eure Beförderung nicht scheitern.«
    Bald wurde der Pfad wieder schmaler, und der Zauberer ließ sich ein Stück zurückfallen. Eril-Firion stand nun genau in ihrem Rücken, trotzdem wurde das Vorankommen schwieriger, als immer mehr Wolken den Himmel bedeckten. Die Craith-Echsen schritten vorsichtiger aus, während die Reiter angestrengt in die Dunkelheit blickten, um nicht Gerrics Schicksal zu teilen und gegen einen tief hängenden Ast zu prallen. Gegen Mitternacht – Eril-Firion war undeutlich durch einen Wolkenschleier zu erkennen – stoppte Herubald seine Echse in einem dichten Waldgebiet und sammelte die Reisenden um sich.
    »Wir wollen hier rasten und warten, ob der Himmel wieder aufklart«, verkündete er.
    Sie banden ihre Echsen an Bäumen fest und versammelten sich unter den verwobenen Zweigen zweier dicht beieinander stehender Tannen. Wenig später setzte leichter Regen ein und erfüllte den Wald um sie herum mit den Geräuschen fallender Tropfen. Tan-Thalion zog seinen Mantel enger um sich und kaute auf dem Trockenfleisch herum, das Loridan ihm zuvor gereicht hatte. Neben sich hörte er Tirandor mit Gerric reden, der offenbar wieder unter seiner Verletzung litt. Etwas weiter entfernt sprachen die beiden Drachentöter leise miteinander. Während der Zauberer noch herauszufinden versuchte, wo Sad Adan sich niedergelassen hatte, ertönte plötzlich Tirandors Stimme dicht neben ihm.
    »Ich würde gerne Eure Meinung zu der seltsamen Erscheinung in dem Ruinenfeld hören, Tan-Thalion – und natürlich auch die Meinungen der anderen Anwesenden. Kann ich davon ausgehen, dass wir alle das Gleiche erblickt haben? Ich für meinen Teil glaubte, die Häuser einer Stadt um mich herum zu sehen. Die Wände waren nur dünne Schleier aus rotem Licht, aber ich habe keine Bewohner gesehen. Trifft das auch auf Euch zu?«
    Die anderen murmelten ihre Zustimmung zu dem Gesagten, bis Tirandor das Wort wieder an sich riss.
    »Was ich nun gerne von Euch, Tan-Thalion, hören würde, ist eine Erklärung der Erscheinung. Glaubt Ihr, wir haben wirklich die Stadt vor uns gesehen, wie sie vor langer Zeit einmal ausgesehen hat?«
    »Das halte ich für wahrscheinlich«, erwiderte der Zauberer. »Eine umfassende Erklärung für das Gesehene kann ich Euch allerdings nicht bieten. Es ist bekannt, dass die Seelen von Menschen nach deren Tod manchmal noch als Geister umgehen. Aber ich habe nie davon gehört, dass Gegenstände – sei es nun ein Stuhl oder eine ganze Stadt – nach ihrer Vernichtung noch herumspuken. Allerdings ist es durchaus möglich, dass die Seele eines Verstorbenen auch die Illusion von Gegenständen um sich herum erzeugt. Erst kürzlich wurde mir von einem Fall berichtet, in dem der Geist eines Magiers die Illusion eines kompletten Raumes

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