Brüder der Drachen
eilen!«, rief Loridan. Er trieb seine Echse zu einem schnellen Schritt an, und die anderen folgten ihm. Auch wenn immer noch schwieriges Gelände vor ihnen lag, genügte das Licht, um zügig voranzukommen. Der Saum des Waldes kam rasch näher, als Tan-Thalions Echse plötzlich unruhig den Kopf hin und her wandte und sich mit tänzelnden Schritten seitwärts bewegte.
»Reitet!«, rief Loridan. »Zum Wald, so schnell Ihr könnt.« Er sprang von seiner Echse und ließ sie dem nahen Wald entgegeneilen. Erleichtert stellte Tan-Thalion fest, dass auch sein Craith der gleichen Richtung folgte, dann ertönte plötzlich der Schrei eines Drachen, der von Norden her zu ihnen drang, scheinbar noch weit entfernt. Der Craith beschleunigte noch einmal seine Schritte, und der Zauberer fürchtete, dass es nun zu spät war, um Herubalds Rat zu folgen und abzusteigen. Schon befanden sie sich zwischen den ersten vereinzelten Bäumen. Tan-Thalion duckte sich tief hinunter, um nicht wie Gerric gegen einen Ast zu stoßen. Als der Wald dichter wurde, schaffte er es, seinen Craith so weit zu beruhigen, dass er gefahrlos absteigen konnte. Um sich herum hörte er, wie weitere Echsen sich einen Weg durch das Unterholz des Waldes bahnten, doch die hastigen Schritte der Tiere verlangsamten sich, und ihr unruhiges Zischen verstummte. Offenbar war die Gefahr vorübergezogen.
»Tan-Thalion, seid Ihr in Sicherheit?«, hörte er Loridans Stimme rufen. »Sind alle in Sicherheit?«
»Ja«, antwortete der Zauberer, und aus verschiedenen Richtungen meldeten sich die Stimmen der übrigen Gefährten. Wenig später hatte sich die Gruppe wieder gesammelt, und auch die Echsen fanden sich bei ihren Reitern ein.
»Wir müssen eine Beratung abhalten«, verkündete Herubald und führte die Gruppe etwas tiefer in den Wald, bis er eine geschützte Stelle gefunden hatte. Die Männer sammelten sich um den Drachenritter und warteten, bis dieser erneut das Wort ergriff.
»Wir wurden letzte Nacht von einem Drachen angegriffen, heute haben wir während des Tages zwei Drachen gesehen und sind eben einem weiteren, oder vielleicht auch mehreren, nur knapp entkommen. Wenn wir nun den Rest der Nacht weiter dem geplanten Weg folgen, werden wir gegen Morgen auch dieses Waldland durchquert haben. Danach führt unsere Reise durch offenes Land nach Westen – für mindestens fünf weitere Tage oder Nächte. Wir könnten aber auch diesen Wald in nördlicher Richtung durchwandern und so fast bis Car-Carioth gelangen. Dort könnten wir abwarten, ob die Drachen sich weiterhin so häufig zeigen.«
»Die Reise nach Car-Carioth würde von hier aus mindestens sieben Tage dauern«, wandte Loridan ein. »Und von Car-Carioth zum Turm sind es auch vier oder fünf Tagereisen durch offenes Land. Allerdings muss ich zugeben, dass das Land dort besser zu überschauen ist.«
»Vielleicht sollten wir noch eine weitergehende Entscheidung treffen«, sagte Tan-Thalion. »Bisher war mir nie bewusst geworden, welchen Gefahren wir uns auf dieser Reise aussetzen. Falls wir wirklich einmal in offenem Gelände von einem Drachen überrascht werden, kann das leicht den Tod von einigen von uns bedeuten. Loridan und Herubald tragen ihre Rüstungen, und ich kann mich selbst vielleicht durch einen Zauber schützen, allerdings weiß ich nicht, ob ich diesen Zauber auch auf andere ausdehnen kann. Nun, was ich mit alledem sagen will ist dies: Ich selbst habe einen Grund, die Reise fortzusetzen, aber für die anderen ist dies nicht der Fall. Jeden, der jetzt lieber umkehren will, würde kein Vorwurf treffen.«
»Was mich betrifft, so war ich mir der Gefahr immer bewusst«, sagte Tirandor. »Ich nehme an dieser Reise teil, weil ich das Abenteuer suche – ich werde nicht umkehren.«
»Auch mich werdet Ihr nicht los«, sagte Sad Adan. »Ich kann nicht leugnen, dass es mir lieber wäre, Ihr würdet umkehren. Solltet Ihr die Reise jedoch fortsetzen, so werde ich dabei sein.«
Gerric antwortete erst, als der forschende Blick des Zauberers sich auf ihn richtete.
»Ich werde Euch natürlich auch weiterhin begleiten«, sagte er.
»Nun gut, wir werden also alle gemeinsam weiterreiten«, verkündete Tan-Thalion und wandte sich wieder den Drachentötern zu. »Müssen wir die Entscheidung, welchen Weg wir nehmen, jetzt treffen?«
»Nein«, erwiderte Herubald. »Wir werden morgen gegen Tagesanbruch den westlichen Rand dieses Waldes erreichen, und dort zweigt der Weg ab, der nach Car-Carioth führt. Lasst uns jetzt
Weitere Kostenlose Bücher