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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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zwei Gestalten erblickt, als er sich in der letzten Nacht dem Feuer des Sängers genähert hatte? Aber wo war der Engel jetzt?
    Widerwillig hatte Carilon sich dazu durchgerungen, Seregon auf eine Trage zu betten und ihn gemeinsam mit Jandaldon den Rest des Tages hindurch und die Hälfte der Nacht nach Süden zu tragen. Den Ritt auf einer Echse wollte er dem Verwundeten nicht zumuten. Es war ein harter Marsch gewesen, obwohl er seine Rüstung abgelegt und auf den Rücken der Echse geladen hatte. Immer wieder hatte er geglaubt, die Trage keinen Schritt weiter bewegen zu können. Nur dank Jandaldons Hilfe hatten sie ihr Ziel erreicht. Nun saßen sie auf dem Hügel und nährten das Feuer, das Carilons Freunde anlocken sollte. Die Nacht war fast vorüber, und der Ritter zweifelte daran, dass sein Schwertbruder den nächsten Tag überleben würde. Wenn Herubald und Loridan bis zur Dämmerung nicht erscheinen sollten, dann würde er nach ihnen suchen müssen. Aber was wäre, wenn sie aus irgendeinem Grund die Straße verlassen hätten? Oder waren sie vielleicht auch angegriffen worden und hatten Verwundete zu pflegen? Wenn das der Fall wäre, dann würde Seregon sterben.
    Mit einer raschen Bewegung warf Carilon weiteres Holz in das Feuer, das hell aufloderte. Bald würde der Tag kommen, also brauchte er mit dem Holz nicht sparsam zu sein. Er hätte nie gedacht, dass er einmal genauso verrückt sein könnte wie der Sänger – bei Nacht im Drachenland ein Feuer zu entzünden war purer Wahnsinn. Dennoch verließ er sich fest darauf, dass die Drachen ihm nichts tun würden, solange Jandaldon bei ihm war. Im Osten begannen die Sterne zu verblassen – die Sonne war nah. Das Land war hier nur noch spärlich bewaldet, sodass eine Reise bei Tage für Tan-Thalions Gruppe zu gefährlich war. Wo auch immer der Zauberer und seine Begleiter sein mochten, spätestens jetzt würden sie ein Lager aufschlagen und für den Rest des Tages rasten.
    »Denkt Ihr, dass der Engel wiederkommen wird, um Euch neue Anweisungen zu geben?«, fragte Carilon den Sänger.
    »Ich weiß nicht.« Jandaldon zuckte die Schultern. »Aber ich fürchte, er wird nicht kommen, solange Ihr und Euer Freund bei mir seid.«
    »Trotzdem bitte ich Euch, meinen Schwertbruder nicht alleine zu lassen. Ich werde losreiten, um meine Kameraden zu suchen.«
    Gerade wollte Carilon sich in den Sattel seiner Echse schwingen, als er im ersten Dämmerlicht des Morgens zwei Reiter aus dem Süden heraneilen sah. Die beiden näherten sich schnell, und Carilon erkannte die vertrauten Rüstungen seiner Gildenbrüder. Er lief ihnen winkend entgegen und fasste Herubalds Echse am Zügel, sobald diese vor ihm stoppte. Herubald hatte sein Visier schon geöffnet, als er Carilon erkannt hatte, und er sprang neben seinem Gildenbruder aus dem Sattel.
    »Carilon, was führt dich hierher? Und was soll das Feuer?«
    »Seregon ist verwundet, wir brauchen Tirandor. Wo ist er?«
    »Ich werde ihn holen«, sagte Loridan, der noch auf seinem Craith saß, und er ritt hastig in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Herubald folgte unterdessen Carilon zu der Stelle, wo Seregon in seine Decken gehüllt am Boden lag. Er grüßte Jandaldon mit einem knappen Kopfnicken und untersuchte dann den Bewusstlosen, fühlte seine Stirn, seinen Atem und seinen Puls.
    »Wann ist das passiert?«, fragte er Carilon. Sein Gesicht verriet tiefe Besorgnis.
    »Kurz vor der letzten Morgendämmerung. Wir haben ihn seitdem etwa zwölf Meilen hierher getragen – der Sänger und ich.«
    »Das war eine wackere Leistung«, erwiderte Herubald. »Doch wie konntet ihr darauf hoffen, uns gerade hier zu treffen?«
    »Jandaldon sagte, dass ihr hier sein würdet.« Er warf einen raschen Blick zu dem Sänger hin, der in Hörweite saß, und zuckte in einer hilflosen Geste die Schultern. Der Ausdruck in Herubalds Gesicht verriet seine Verwunderung, aber Carilon schüttelte nur sachte seinen Kopf.
    »Später«, flüsterte er und wandte sich wieder Seregon zu.
    Sie mussten nicht lange warten, bis sie Loridan zusammen mit dem Heiler heranpreschen sahen. Tirandor sprang von seiner Echse, noch bevor sie zum Stillstand gekommen war, und lief eilig zu dem Verletzten.
    »Ein Drache?«, fragte er ohne weitere Umschweife, und Carilon nickte nur. Der Heiler beugte sich über Seregons Gesicht, um seinen Atem zu spüren und in seine Augen zu sehen. Für eine Weile verharrte er reglos mit geschlossenen Augen, wobei er eine Hand auf der Stirn und

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