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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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die zweite auf der Brust des Verletzten hielt. Carilon, Herubald und Loridan warteten ungeduldig, bis Tirandor seine Augen wieder öffnete und sich ihnen zuwandte.
    »Ich nehme an, dass es nicht sicher wäre, den Tag hier auf dem Hügel zu verbringen?«
    »Nein«, sagte Herubald. »Wir sollten Seregon in unser Lager bringen, sobald dies möglich ist.«
    Carilon sah zu dem Sänger hin und wollte etwas sagen, besann sich dann aber eines Besseren. Er hatte Jandaldon einmal vertraut, und diese Entscheidung war richtig gewesen. Er konnte allerdings nicht erwarten, dass der Sänger weiterhin alle Drachen vertreiben würde, die sich dem Hügel näherten. Jetzt war es besser, sich wieder an die althergebrachten Erfahrungen zu halten.
    »Also gut, wir müssen ihn in den Wald bringen«, sagte Tirandor. »Aber er ist sehr schwach, jede Bewegung könnte ihn töten. Ich werde ihm erst einen Trank zubereiten, der seinen Zustand stabilisiert. Habt Ihr heißes Wasser in dem Topf, der über Eurem Feuer hängt?«
    »Ja, Jandaldon wollte sich gerade einen Wurzelsud kochen«, sagte Carilon mit einem müden Lächeln. »Er wird sicher bereit sein, uns etwas abzugeben.«
    »Gut«, sagte Tirandor und reichte Carilon einen Zinnbecher. »Füllt diesen Becher bitte bis zur Hälfte.«
    Eilig erfüllte der Drachentöter den Wunsch und kniete sich dann neben Seregon auf den Boden. Gebannt folgte er jeder von Tirandors Bewegungen, der seine Tasche öffnete und Bündel von getrockneten Kräutern und etliche kleine Gefäße sichtete, die sich darin häuften. Er zerbröselte einige Blätter und warf sie in den Becher, fügte ein Pulver aus einer kleinen Phiole hinzu und einige Tropfen aus einer anderen. Schließlich gab er kühles Wasser aus seinem Wasserschlauch zu dem Gemisch und beugte sich über den Verwundeten, um ihm den Trank einzuflößen.
    »Wir müssen noch eine Weile warten, bis die Wirkung des Trankes einsetzt«, sagte er.
    »Könnt Ihr sein Leben retten?«, fragte Carilon.
    »Ich muss erst seine Wunden untersuchen, bevor ich Euch Näheres sagen kann. Aber ich werde die Verbände, die Ihr ihm angelegt habt, erst im Lager öffnen.«
    »Gut«, sagte Herubald. »Wenn wir nur noch darauf warten, Seregon abzutransportieren, dann sollten wir schon einmal beginnen, diese Versammlung hier aufzulösen – sechs Männer und fünf Echsen sollten nicht im Morgengrauen auf einem Hügel im Drachenland um ein Feuer herumstehen. Wenn Ihr uns sagt, wann wir Seregon transportieren können, dann könntet Ihr schon in den Wald zurückkehren, Tirandor – und auch du, Carilon. Nehmt auch unsere Echsen mit, Loridan und ich werden Seregon tragen.«
    Noch bevor Carilon einen Einwand erheben konnte, meldete sich Tirandor zu Wort: »Nein, ich muss in Seregons Nähe bleiben, um seinen Zustand zu beobachten«, sagte er. »Und ich denke, dass Carilon sich auch nicht von seinem Schwertbruder trennen will. Wir werden Seregon tragen, und Ihr solltet zurückkehren.«
    »Also gut.« Herubald nickte zustimmend und ging ein paar Schritte zu dem Sänger hin. »Ich weiß zwar nicht, was sich gestern ereignet hat, aber so wie ich Carilons knappe Auskunft verstanden habe, sind wir Euch zu Dank verpflichtet, Jandaldon. Wollt Ihr uns nicht in unser Lager begleiten? Ich würde gern mit Euch reden.«
    »Ich werde später kommen – nachdem ich Gelegenheit hatte, meinen Wurzelsud zu trinken«, erwiderte Jandaldon. »Wie ich Euch kenne, gibt es in Eurem Lager keine heißen Getränke.«
    »Ich denke, heute werden wir von dieser Regel eine Ausnahme machen.« Herubald zeigte ein knappes Lächeln. »Aber kommt, wann Ihr mögt; Ihr seid willkommen. Ihr findet uns in südöstlicher Richtung, am Rand des Waldes.«
    Mit einem letzten grüßenden Nicken wandte Herubald sich ab, und Loridan folgte ihm. Sie führten die übrigen Echsen mit sich, als sie eilig ihrem Lager entgegenritten. Carilon blieb an Seregons Seite, während Tirandor sich erhob und zu dem Sänger trat.
    »Außer mir scheint jeder hier Euch schon zu kennen«, sagte er. »Gestattet, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Tirandor.«
    »Sehr erfreut, Herr Tirandor«, sagte Jandaldon. »Ich habe natürlich schon viel von Euch gehört – noch in der Zeit, als ich zu den lebenden Menschen gehörte und in Lornmund wohnte. Mein Name ist – oder vielmehr war – Jandaldon. Denn ich habe mit meinem Leben abgeschlossen, schon vor vielen Jahren. Ja, vor vielen Jahren zersprang mir das Herz in meinem Leibe, als sich meine Liebste einem

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