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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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es ist dringend. Hast du Zeit?«
    »Ja, aber ich muss erst noch meiner Mutter und meiner Schwester auf diesem Feld helfen. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    »Ist dein Großvater auch zu Hause?«
    »Ja, warum fragst du?«
    »Es geht um das Amulett«, sagte Danira. »Ich muss ihn etwas fragen.«
    »Olvo müsste im Haus sein. Du kannst zu ihm gehen, dann komme ich bald nach.«
    »Gut. Dann bis später.«
    Danira ging zurück zu dem Gebäudekomplex, und Timons Vater führte sie ins Haus, wo ein alter Mann an einem Tisch saß und ein gerissenes Zuggeschirr flickte. Er hatte die gleiche kräftige Statur wie Dorban, doch sein spärlicher Haarkranz war ergraut und sein Gesicht von Falten durchzogen.
    »Ich komme wegen des Amuletts«, sagte Danira und wies das hölzerne Schmuckstück vor, das sie um ihren Hals trug. »Timon hat gesagt, Ihr wüsstet etwas über seine Bedeutung.«
    »Warte«, sagte Olvo. »Ich will dir etwas zeigen.«
    Schwerfällig erhob er sich, schien die Unterbrechung seiner Arbeit aber nicht übel zu nehmen. Er verschwand durch eine Tür im rückwärtigen Bereich des großen Raumes, und Danira hörte, wie seine Schritte sich auf einer knarrenden Treppe langsam nach oben bewegten. Als sich die Schritte genauso langsam wieder näherten, blickte Danira dem alten Mann erwartungsvoll entgegen. Er trug eine kleine, schmucklose Holzkiste in einer Hand, und ein stolzes Lächeln lag auf seinen Lippen.
    »Setzt dich doch«, sagte er, und auch er ließ sich wieder auf dem Platz nieder, wo er zuvor gesessen hatte. Es dauerte einen Moment, bis seine Finger es schafften, den filigranen Verschluss des Deckels zu lösen, und Daniras Ungeduld wuchs immer weiter. Endlich klappte der Deckel auf, und Olvo brachte drei silberne Amulette zum Vorschein, die er nebeneinander auf den Tisch legte.
    »Das sind die Schmuckstücke, nach denen Timon seine Amulette gestaltet hat«, sagte er. »Sie sind sehr alt und befinden sich seit undenklichen Zeiten im Besitz meiner Familie. Wenn die Überlieferung stimmt, hat sie ein Urahn von mir vor langer Zeit vom Südkontinent mitgebracht. Es heißt, sie wären ein Schutz gegen das Böse gewesen, und irgendwann würden sie wieder gebraucht werden. Ob sie heute noch wirksam sind, kann ich nicht sagen. Vielleicht haben einige meiner Vorfahren das eine oder andere Stück zu Geld gemacht, denn ich vermute, dass es einmal mehr als drei waren. Ich zumindest habe die Amulette immer in Ehren gehalten und werde die drei Stücke, die mein Vater mir hinterlassen hat, bald auch an meinen Sohn weitergeben können.«
    Danira blickte gebannt auf die drei Schmuckstücke, und auch ohne sie zu berühren, glaubte sie, die Ausstrahlung einer geheimnisvollen Macht zu spüren. Das Amulett, nach dem ihr Anhänger gestaltet war, weckte ihr besonderes Interesse. Sie sah, dass Timon sich genau an die Vorlage gehalten hatte: Auch das Original hatte nur einen schrägen Zweig auf jeder Seite – warum also die zweite Verzweigung in ihrem Traum?
    »Darf ich sie anfassen?«
    »Natürlich.« Olvo schob die Schmuckstücke über den Tisch hinweg auf das Mädchen zu.
    Danira fasste nach dem mittleren Amulett, doch ihre Hand zuckte zurück, als ihre Finger das kalte Silber berührten. Sie erinnerte sich an den Tag, als Tan-Thalion ihr seltsame Artefakte in die Hände gelegt hatte, um ihr Gespür für die Magie zu erproben. Das Amulett war anders als alle diese Gegenstände – schon nach dieser ersten flüchtigen Berührung wusste Danira, dass in ihr selbst eine Kraft ruhte, die in diesem kleinen Artefakt ihr Gegenstück gefunden hatte. Das Gefühl war überwältigend gewesen, aber keineswegs unangenehm. Sie atmete einmal tief durch und fasste erneut nach dem Amulett, um es näher zu betrachten. Wieder fühlte sie die Macht, diesmal gelang es ihr jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. Die Oberfläche des Silbers war uneben, wie die miniaturisierte Rinde eines Baumes, an der rechten Seite des Schmuckstückes war diese Struktur allerdings an einer Stelle unterbrochen. War hier eine Verzweigung abgebrochen?
    »Ich habe von diesem Amulett geträumt«, sagte sie endlich. »Und in meinem Traum hatte es eine Verzweigung mehr. Kann es sein, dass hier ein Stück fehlt?«
    Sie reichte das Amulett zurück an Olvo, der sich die Stelle anschaute und mit einem Finger darüber strich.
    »Ich weiß nicht, meine Augen sind nicht mehr so gut. Aber was für ein Traum ist das gewesen?«
    Danira ignorierte Olvos Frage und seinen verwunderten

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