Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Blick und fasste nach dem nächsten Amulett. In diesem fühlte sie keine Magie, daher legte sie es nach kurzer Zeit wieder auf den Tisch, um sich dem dritten Schmuckstück zu widmen. Als sie dieses berührte, fühlte sie eine Macht durch sich fließen, die noch stärker war als bei dem ersten Amulett. Olvo, der das Mädchen immer noch beobachtete, war es nicht entgangen, wie sie erschrocken zusammenzuckte.
    »Was ist mit dir?«, fragte er.
    »Von diesem Amulett geht eine große Macht aus.«
    »Seltsam, ich fühle allenfalls ein leichtes Kribbeln, wenn ich die Amulette berühre. Trotzdem magst du recht haben – auch Timon sagt, dass er in diesem Amulett die größte Macht fühlt. Irgendetwas müsst ihr beiden gemeinsam haben. Was es wohl sein mag, das dich mit Timon verbindet?«
    »Ich weiß es auch nicht. Aber Tan-Thalion sagt, dass ich sehr empfänglich für Magie bin.«
    »Du kennst den Gildenmeister?«
    »Ja.« Erneut fasste Danira nach dem Amulett und schloss ihre Hand fest darum. Die Macht durchflutete ihren Körper, und ein Stöhnen kam über ihre Lippen – sie spürte, dass die Kraft in diesem Amulett anders war als in dem ersten. Obwohl sie stärker war, viel stärker, fühlte sie sich nicht so gut an, nicht so vertraut. Es dauerte einen Augenblick, bis Danira sich an das Gefühl gewöhnt hatte. Ihr ganzer Körper schien mit einer ihr bisher unbekannten Energie aufgeladen zu sein. Ihre Hand, die das Amulett umschlossen hielt, begann zu kribbeln, zu pulsieren. Sie genoss für eine Weile dieses Gefühl der Macht, öffnete dann aber wieder ihre Hand, um das Amulett auf den Tisch zurückzulegen. Sie war fast noch erschrockener als Olvo, als sie sah, dass das Schmuckstück in einem sanften Licht glühte. Das Leuchten verblasste schnell, als das Amulett aus ihrer Hand auf die Tischplatte polterte.
    »Was war das?«, fragte Danira.
    »Woher soll ich das wissen?« Olvos Stimme zeugte von starker Erregung. »So etwas ist bisher noch nie geschehen.« Zögernd fasste der alte Mann nach dem Schmuckstück, in seiner Hand zeigte es jedoch kein Leuchten und auch kein anderes Zeichen seiner Macht. Schließlich hielt er es wieder Danira entgegen, die es vorsichtig mit zwei Fingern entgegennahm. Langsam begann das Amulett wieder zu leuchten – ein matter, rötlicher Schein, der sich schnell verstärkte, als Daniras Hand sich fester um das harte Metall schloss.
    *
    Nach seiner Mahlzeit hatte Tirandor noch einmal kurz nach Seregon gesehen und befriedigt vernommen, dass es Loridan gelungen war, dem Bewusstlosen ein wenig von der Brühe einzuflößen. Danach hatte er sich auf seiner Decke ausgestreckt, um zu schlafen. Da er das Leben in der Wildnis gewohnt war, schlief er trotz des harten Bodens und der gedämpften Unterhaltung seiner Kameraden schnell ein. Er wusste nicht, wie lange er schon geruht hatte, als ein unerwartetes Geräusch an seine Ohren drang: die Töne einer Laute. Als er sich aufsetzte, erkannte er, dass der seltsame Sänger sich im Lager eingefunden hatte und gemeinsam mit Tan-Thalion und einigen anderen der Gefährten unter einem Baum saß. Ein schneller Blick zum Himmel verriet Tirandor, dass es früher Nachmittag war, dann hörte er die Stimme des Sängers.
    »Jandaldon war sein Name,
Gesang sein liebstes Spiel.
Er liebte eine Dame,
die nicht nur ihm gefiel.
    Die Augen war’n wie Sterne,
die leuchten in der Nacht.
Er hätte sie so gerne
zu seiner Frau gemacht.
    Er sang für sie von Liebe,
er sang für sie von Glück,
wie gern er bei ihr bliebe,
doch sie wies ihn zurück.
    Dem ander’n war sie hörig,
sie schenkte ihm ihr Herz.
Der and’re war ein König,
dem Sänger blieb nur Schmerz.
    Er ging in ferne Lande,
die sonst kein Mann geseh’n,
zerriss die Liebesbande,
es war um ihn gescheh’n.
    Ein Drache fand den Sänger,
allein auf einem Berg,
er lebte nicht viel länger,
der Drache tat sein Werk.
    Der Sänger starb im Feuer,
es bleibt nur dieses Lied.
Sagt ihr, die ihm einst teuer,
dass er für sie verschied.«
    Der Heiler erhob sich von seinem Lager und grüßte seine Reisegefährten mit einem Kopfnicken, beschloss aber, zunächst noch einmal nach dem Verwundeten zu sehen. Er stellte fest, dass man Seregons Lager mittlerweile nicht nur gegen Wind und Regen geschützt, sondern auch mit Zweigen so gut getarnt hatte, dass eine zufällige Entdeckung durch die Drachen nicht zu befürchten war. Neben dem Verwundeten saß Carilon, der offenbar zwischenzeitlich erwacht war und beschlossen

Weitere Kostenlose Bücher