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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Anstrengung; seine Bronzerüstung war mit Blutspritzern übersät.
    »Noch tobt ein heftiger Kampf, aber sobald der Feind merkt, dass er verloren hat, wird er nur noch zum Schein Widerstand leisten und nach einer Gelegenheit suchen, sich zu ergeben. Sorge dafür, dass es reibungslos vonstatten geht. Bei Verrat bestrafst du die Männer mit dem Tod, aber denke daran, ich will die Soldaten später in meine Armee eingliedern.«
    »Wie mein König befiehlt! Ich gebe die Befehle weiter!« Er rannte die Treppen hinab.
    Inzwischen waren die Verteidiger in die Straßen zurückgedrängt worden, die in den kleinen Platz mündeten, und Gasams Leute strömten in die Stadt. Wie eine Flutwelle stürmten sie über die Mauer und durch die Lücke im Bollwerk. Wieder entglitt ihm das eigentliche Kampfgeschehen. Jetzt wurde um Straßen und Plätze gefochten, und seine Krieger räumten Gebäude und Dächer. Wenn sie nicht auf eine Zitadelle stießen, würde der Kampf sicherlich bald gewonnen sein, aber natürlich durfte er nicht zu siegesgewiss sein. Gasam winkte einem jungen Shasinn, der eilig herbeisprang.
    »Ja, mein König?«
    »Lauf zu den Generälen Raba und Urlik, die mit der Reserve warten. Sie sollen die Insulaner und die weiblichen Krieger herbringen. Richte ihnen das aus, aber da ist noch etwas!« Er hob mahnend den Finger, und das Gesicht des jungen Mannes nahm den Ausdruck höchster Konzentration an. »Sie sollen sie in geordneten Reihen herbringen. Es handelt sich nicht um eine Schlacht auf freiem Feld, sondern um ›auf den Busch klopfen‹. Wir gewähren den Soldaten Pardon. Auch die Frauen haben sich daran zu halten! Sie müssen gehorchen.«
    Der junge Mann eilte davon, um die Befehle des Herrschers weiterzugeben. Sie würden wissen, was mit ›auf den Busch klopfen‹ gemeint war. In ihrer Heimat hatten sie das getan, um Feinde oder wilde Tiere, die ihre Herden gefährdeten, aus den Wäldern zu scheuchen. Hier bedeutete es die schrittweise Säuberung der Straßen, eine sorgfältig durchzuführende Aufgabe, der nichts vom wilden Rausch eines wahren Kampfes anhaftete. Sie würden enttäuscht sein, aber ihre Kriegerqualitäten waren bei Straßenkämpfen verschwendet. Es würde viele Verletzte geben und nicht den durchschlagenden Erfolg haben, der auf freiem Feld erzielt wurde. Wenigstens hatten sie jetzt Gelegenheit, den aufgestauten Tatendrang auszutoben.
    Rauchwolken stiegen von nahe gelegenen Gebäuden auf. Lampen, Kohlebecken, Herde oder Tempellichter wurden bei der Erstürmung umgeworfen. Wenn sich das Feuer ausbreitete, war das lästig. Der angerichtete Schaden kümmerte Gasam nicht. Er mochte keine Städte, und auch ihr Wohlstand ließ ihn kalt, da er Larissas Vorliebe für Kostbarkeiten nicht teilte. Reichtum war nur von Bedeutung, wenn er ihm half, aufwendige Kriege zu führen. Gasam hätte sein Leben gerne auf Feldzügen verbracht und in primitiven Lagern geschlafen, und bis auf seinen Speer wäre er ohne weltlichen Besitz ausgekommen. Außer der Waffe brauchte er nur das Heer.
    Als junger Mann glaubte er, Reichtum bestünde aus Vieh. Er hatte die Kaggas seines Stammes gehütet und sich in der Größe der Herden gesonnt. Als er älter wurde, ergriff ihn Unzufriedenheit. Die Tiere gehörten nicht ihm. Er machte sich daran, das zu ändern, und stellte fest, dass wahrer Reichtum im Besitz von Menschen lag. Wohin er auch kam, die Menschen sahen ihn als ihren Herrn an, oder sie starben. So war es richtig! Kein menschliches Wesen hatte das Recht zu leben – außer als Besitz Gasams. Einen großen Teil der Welt hatte er davon überzeugt, und den Rest würde er noch zur Einsicht zwingen.
    Halblauter Gesang riss ihn aus seinen Träumen. Die Insulaner standen an der Maueröffnung. Er schritt bis an den abbröckelnden Rand der Zinnen und brüllte zu ihnen herab.
    »Bleibt beim Marsch durch die Straßen hinter den Schilden! Diesmal wünsche ich keine Heldentaten!
    Feuer ist ausgebrochen, und sie werden euch im Schutz der Rauchwolken angreifen. Erledigt sie mit Speeren und unterschätzt sie nicht! Sie sind verzweifelt und werden ihr Leben freudig hingeben, wenn sie einen von euch töten können. Sobald sie merken, dass jeder verschont wird, der sich ergibt, verlieren sie den Mut. Gewährt ihnen Pardon, entwaffnet sie, und treibt die Überlebenden an der Stadtmauer zusammen! Geht jetzt!«
    Die Krieger antworteten im Chor und betraten die Stadt. Sie waren nicht überglücklich, aber die Aussicht auf Blutvergießen, auch wenn

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