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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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unsicheren Halt, reichte aber aus. Gasam wandte sich an seine grinsenden Offiziere.
    »Ich kehre auf den Kommandositz zurück. Auf mein Zeichen hin greifen sämtliche Einheiten an. Alle Inselkrieger und Elitetruppen halten sich zurück, bis ich sie höchstpersönlich anführe. Es wird ihnen nicht gefallen, aber sagt ihnen, dass ich sie selbst in die Stadt führe, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.«
    »Wie unser König befiehlt!« riefen die Offiziere im Chor.
    Unter dem noch lauter gewordenen Jubel der Soldaten lief Gasam zu seinem Turm zurück. Der Speer behinderte ihn beim Klettern, und er schleuderte ihn zur obersten Plattform hinauf, wo er geschickt von einem jungen Krieger aufgefangen wurde. Gasam stürmte die Leiter empor und stellte sich an die Brüstung. Das Sonnensegel war entfernt worden, damit man ihn deutlich sah. Der Krieger reichte ihm die Waffe.
    Langsam hob Gasam den Speer über den Kopf, als solle die Spitze die Wolken durchbohren. Mit einer geschmeidigen Bewegung beschrieb er eine Drehung und deutete auf die Stadt.
    Mit einem Gebrüll, das dem Lärm der zusammenstürzenden Mauer in nichts nachstand, stürmte das Heer voran. Die Nusks wurden mit Peitschen und Stöcken angetrieben. Die Belagerungstürme knarrten und quietschten wie gequälte Tiere, ehe sie sich der Mauer zuneigten. Die Träger schulterten die langen Sturmleitern mit grimmiger Miene, denn ihnen stand beim ersten Ansturm die gefährlichste Aufgabe bevor.
    Sobald sie in Schussweite gerieten, regnete es Pfeile und Katapultsteine von den Mauern herab. Je näher sie rückten, umso heftiger fielen die Geschosse, zu denen sich auch Wurfspeere und Armbrustbolzen gesellten. Als Gasams Männer den Fuß der Mauer erreichten, wurden sie zudem mit von Hand geschleuderten Steinen bedacht. Die Katapulte auf den Zinnen richteten ihre Geschosse auf die Angriffstürme, erzielten aber kaum Treffer, wie Gasam erwartet hatte. Katapulte eigneten sich nicht für gezielte Schüsse, und die wenigen Treffer prallten fast wirkungslos von den dicken Holzbohlen ab.
    Als die rollenden Türme und die Leitern an den Mauern lehnten, stürmte eine handverlesene Truppe Infanteristen zur Rampe hinüber. Die langen Schilde vor sich haltend, die Speere gesenkt, machten sie sich vorsichtig, aber schnell an den Aufstieg. Diese Männer trugen die schwersten Rüstungen im Heer. Jeder Soldat in den ersten fünf Reihen trug einen Bronzehelm, einen Brustpanzer aus miteinander verwobenen und gehärteten Bambusstücken und Beinschienen, die bis über die Knie reichten. Ein jeder war mit einem Speer und einem Langschwert oder einer Streitaxt bewaffnet. Die Offiziere trugen Bronzerüstungen und weiße Federbüsche an den Helmen.
    Gasam sah gebannt zu ihnen hinüber. Ihr Angriff entschied über die Erstürmung der Mauer, alles andere diente mehr oder weniger als Ablenkung. Während sich die Infanteristen die Rampe hinaufwagten, verloren sich die anfangs geordneten Reihen. Steine drehten sich unter Halt suchenden Füßen, Männer stolperten, und der planmäßige Vormarsch verwandelte sich in einen verzweifelten Kampf. Eine Welle von Verteidigern ergoss sich durch die Maueröffnung und warf sich auf die heranrückenden Feinde, während andere im Hintergrund versuchten, eine vorläufige Barrikade aus Trümmern zu errichten. Ihr Widerstand war ebenso zwecklos wie tapfer, denn sie besaßen nicht die Kraft, den unzähligen Gegnern lange die Stirn zu bieten. Von Speeren durchbohrt, fiel ein Verteidiger nach dem anderen, und Gasams Soldaten arbeiteten sich Fuß für Fuß zur Lücke empor.
    Während Angreifer und Verteidiger sich erbitterte Gefechte lieferten, beobachtete Gasam die Vorgänge auf den Zinnen. Gruppenweise stießen die Träger ihre Leitern mit Hilfe langer, angespitzter Stäbe gegen die Wände, während Soldaten auf den Wehrgängen mit ähnlichen Stäben versuchten, die Leitern wieder umzuwerfen. Nach und nach gelang es den Angreifern, sie an die Mauern zu lehnen. Im Gegensatz zu den Feinden, die scharenweise bereitstanden, hatten die Verteidiger auf den schmalen Wehrgängen nicht genug Platz für eine große Anzahl Soldaten. Auch das Abwehren der Türme erwies sich als wenig wirksam. Von Zeit zu Zeit gelang es, an Seilen befestigte Haken hinüberzuwerfen, aber die Türme waren zu schwer, um sie auf diese Weise umzustürzen. Nach kurzer Zeit senkten sich Stege auf die Zinnen, und Gasams Krieger stürmten hinüber.
    Jetzt, da der Kampf Mann gegen Mann begann, befanden sich die

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