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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wenn sich seine Offiziere etwas Neues einfallen ließen. Da er eine eigene Kriegführung entwickelt hatte, stützte er sich nicht auf alte Bräuche, die sich manchmal als hinderlich erwiesen.
    Einheit für Einheit teilten sie die Armee auf. Fast die Hälfte aller Krieger stand unter Gasams Kommando. Den Rest teilten sich die beiden Offiziere. Ihre Aufgabe war es, sämtliches Land zu verwüsten, bis sie zum Fluss kamen und dort Aufstellung nahmen. Sie erhielten strikten Befehl, offene Schlachten zu vermeiden und sich nach Norden zurückzuziehen, wenn es keine andere Möglichkeit gab. Schwere Kämpfe würden erst stattfinden, wenn alle Truppen wieder vereint waren. Die Aufteilung ging schnell vonstatten. Die drei Kommandeure arbeiteten seit vielen Jahren eng zusammen, und Gasam hörte auf den Rat seiner Offiziere.
    Moralische Bedenken gab es nicht. Die Krieger sehnten sich nach Schlachten, und die einfachen Soldaten hatten sich in ihr Schicksal ergeben. Ein Sieg versprach Beute und möglichen Aufstieg, und niemand zweifelte an Gasams Erfolg. Das Risiko, auf dem Schlachtfeld oder unterwegs den Tod zu finden, bestand natürlich, aber eine Fahnenflucht hätte unweigerlich zum Tode geführt. Der Krieg war nur eine der Gefahren, die das Leben hart und unsicher machten.
    Gasams Heer marschierte nur mit spärlichem Ballast. Es lebte größtenteils von den Erträgen des Landes. Soldaten mussten sich eigene Unterkünfte bauen, und nicht einmal Gasam nahm ein Zelt mit. Es gab nur wenige Packtiere und keinen einzigen Wagen.
    Zufrieden mit den Vorbereitungen verließ der König den Paradeplatz. Abends beriet er sich mit seiner Gemahlin.
    »Natürlich wirst du mich mitnehmen, mein Gebieter!« rief Larissa. »Von Anfang an war ich bei allen Eroberungen an deiner Seite und werde dich jetzt nicht allein lassen!«
    »Diesmal geht es nicht, kleine Königin. Früher weilten wir auf den Inseln oder zogen entlang der Küste, wo du an Bord der Schiffe bleiben konntest, bis ich ein geeignetes Quartier fand. Dieser Marsch wird hart und anstrengend, und ich möchte ihn dir nicht zumuten, auch wenn ich weiß, dass du nicht vor Unbequemlichkeiten zurückschreckst.«
    »Aber ich werde alle Kämpfe verpassen!« Das Blutvergießen und die Aufregung der Schlacht hatte Larissa jedes Mal genossen, und sie liebte es, die Feinde Gasams tot oder in wilder Flucht zu sehen.
    »Ja, du hast das Herz eines Kriegers, Geliebte.« Er drückte sie an sich und strich ihr über das blonde Haar. »Ich brauche dich hier auf dem Thron. Das Reich muss verwaltet werden, und ich vertraue niemandem außer dir.«
    Sie war ein wenig besänftigt. »Habe ich unumschränkte Macht, wenn du fort bist?«
    »Du bist die Göttin des Reiches. Leben oder Tod, Freiheit oder Sklaverei – du kannst frei entscheiden. Unterhalte diplomatische Beziehungen, die du für nützlich hältst. Alle Schätze sind dein. Nimm die Bauarbeiten in Angriff, von denen du immer sprichst. Besuche eroberte Provinzen, damit sich das Volk vor dir auf den Boden wirft.«
    »Nun gut, mein Gemahl.« Es tat ihr aufrichtig leid, den Kampf nicht mitzuerleben, aber die neue Aufgabe hörte sich verlockend an. Larissa wusste, dass der König diese Pflichten nur zu gerne an sie abtrat. Wie die meisten Krieger neigte auch er zur Faulheit. Auf alles, was mit dem Krieg zu tun hatte, stürzte er sich voller Tatendrang, hatte aber wenig Geduld und Geschick für die alltäglichen Regierungsgeschäfte. Larissa dagegen bereiteten diese Aufgaben Vergnügen.
    »Ich wusste, dass du dich freuen würdest. Hier, sieh dir an, was ich für dich anfertigen ließ.« Er schnippte mit den Fingern, und ein Sklave trat vor, der ein längliches, in schweren Brokat gewickeltes Paket trug. Er nahm es dem Sklaven ab und gab es seiner Frau. Lächelnd schlug sie den Stoff zurück und erblickte einen kleinen, ganz aus Stahl gefertigten Speer. Er war den langen Shasinnspeeren mit der schmalen, gewundenen Spitze und dem breiten Schaft nachempfunden. Ein Abbild der berühmten Waffe Gasams.
    »Das ist dein Zepter der Macht. Sollen andere Könige Kronen oder juwelenbesetzte Stäbe haben. Wir wissen, wie das Symbol der Macht aussieht, nicht wahr?«
    Sie umarmte ihn heftig. »Damit werde ich dein Volk so streng regieren wie du, mein Geliebter«, gelobte sie. »Bitte bring reiche Beute mit. Manche meiner Pläne sind ausgesprochen kostspielig.«
    Lachend erwiderte der König ihre Umarmung.

 
KAPITEL DREI
     
    M ein Leben lang hörte ich Geschichten über

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