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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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schützte ihn vor Pfeilen, aber es war unsinnig, sich wegen einer heroischen Geste umbringen zu lassen.
    Mit lautem Gebrüll prallten die Armeen aufeinander. Gasam fand sich einem grimmig aussehenden sonoanischen Krieger gegenüber, der seinen Schild ein wenig zu langsam hob. So schnell wie die Zunge einer Echse glitt der Speer in den Hals des Mannes und wieder heraus. Ein anderer Krieger ersetzte den Gefallenen, und Gasam tauschte ein paar Paraden und Attacken mit ihm aus. Dabei bewunderte er die Geschicklichkeit und die Standhaftigkeit des anderen. Kurz darauf umringte ihn eine Truppe ebenso standhafter Chiwaner, die mit Äxten und Kurzschwertern bewaffnet waren, mit denen sie wie Metzger hantierten. Zwei der Krieger hielten schützend die Schilde vor ihn, um ihn vor weiteren Angriffen der Sonoaner zu bewahren. Trotz seines Blutrausches hörte er die Stimme des chiwanischen Offiziers an seinem Ohr: »Begib dich zurück, mein König. Das hier ist unsere Arbeit.«
    Gasam wich zurück, und die schwarzen Reihen schlossen sich vor ihm. Er hielt seinen Schild hoch über den Kopf, um sich vor Pfeilen, Wurfspeeren und anderen Geschossen zu schützen. Bald hatte er die letzte Reihe hinter sich gelassen und warf einen Blick zurück auf die Kämpfenden. Der Lärm zweier Armeen in tödlicher Umklammerung war überwältigend.
    Gasam schüttelte sich und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte sich hinreißen lassen wie ein junger Krieger im ersten Blutrausch. Das ging nicht. Er musste seinen Truppen Befehle erteilen. Außerdem galt es, einen Feldzug zu gewinnen und ein Reich zu regieren. Es war an der Zeit, seinen Platz als König und Eroberer einzunehmen.
    Er lief nach rechts, bis er den Ort erreichte, an dem sich seine und Urliks Leute bemühten, die feindliche Flanke zu umzingeln und zu zermalmen. Seit dem Zusammenprall der Fronten war nicht mehr festzustellen, ob es sich um die rechte oder die linke Flanke handelte. Wichtig war nur, dass sie landeinwärts lag, während die andere zum Fluss hin zeigte.
    Der Lärm der schreienden, kämpfenden Männer und das Klirren der Waffen war unbeschreiblich. Über die Köpfe der Fußsoldaten hinweg sah er berittene feindliche Offiziere, deren Befehle ungehört verhallten. Sie versuchten, eine Schlacht zu lenken, aber Gasam wusste, wie vergeblich ihre Bemühungen waren. Nichts zählte mehr, nur noch der zermürbende Kampf Mann gegen Mann.
    Endlich erspähte er Urlik, der nach vorne gebeugt auf seinem Cabo saß, die Hände auf den Sattelknauf gestützt, ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Wieder einmal ein herrlicher Kampf, mein König!« rief er, als Gasam näher kam.
    »Es scheint so, aber von hier aus lässt sich nicht viel erkennen.« Sie reichten sich die Hände, und Urlik brüllte nach seinen Berittenen, um eine Plattform zu schaffen. Die beiden kräftigsten Männer stellten sich Steigbügel an Steigbügel nebeneinander und hielten einen Schild zwischen sich. Gasam kletterte hinauf und wurde von den vor Anstrengung grunzenden Kriegern emporgehoben und auf Armeslänge in die Höhe gehalten. Von diesem wackligen Ausguck beobachtete er die Schlacht.
    Die Sonoaner, die auf drei Seiten von Feinden umzingelt waren, wichen langsam zum Fluss zurück. Sie standen inzwischen so dicht nebeneinander, dass sie ihre Waffen nicht mehr ungehindert einsetzen konnten, und es gab kaum eine Möglichkeit, nicht auf die Leichname der Gefallenen zu treten. Die schwankende Masse hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem geordnet kämpfenden Heer, und Gasam wunderte sich, dass sie überhaupt noch standhielt.
    Er befand sich noch nicht lange auf dem luftigen Ausguck, als der unausweichliche Zusammenbruch erfolgte. Ein halbes Dutzend Krieger warf die Waffen fort und rannte zum Fluss, um in wilder Hast zum jenseitigen Ufer zu schwimmen. Andere beobachteten sie und folgten ihrem Beispiel. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schien das gesamte Heer fast gleichzeitig zusammenzubrechen. Wo kurz zuvor Männer noch heftige Gegenwehr leisteten, bemühten sie sich jetzt ebenso sehr, ihre Kameraden beiseite zu stoßen oder über sie hinwegzuklettern, um sich in den rettenden Fluss zu stürzen.
    Gasam rief einen Befehl, und die Offiziere, denen die Bogenschützen unterstanden, zogen ihre Männer aus dem Kampf zurück und ließen sie am Ufer Aufstellung nehmen, um die Schwimmenden mit Pfeilen einzudecken.
    An Land begann das eigentliche Morden. Solange die Soldaten in geordneten Reihen kämpften, gab es wenige

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