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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Reihen aufmarschiertes, gut bewaffnetes Heer drehte ihm den Rücken zu. Er begriff nicht, wie ein fähiger Kommandeur, der seine Männer so geordnet aufstellte, so nachlässig sein konnte, die Straße nach Norden völlig unbewacht zu lassen. Luo und die übrigen Offiziere waren ihm gefolgt, hielten sich aber im Hintergrund. Er bedeutete ihnen, sich zu ihm zu gesellen, und sie starrten entgeistert auf das vor ihnen liegende Schauspiel.
    »Sie könnten uns sehen, drehen sich aber nicht ein einziges Mal um«, sagte Gasam verwundert. Hinter dem feindlichen Heer erhob sich eine hohe Staubwolke – zweifellos Urliks Truppen, die alle Blicke auf sich lenkten.
    »Das ist unglaublich!« bemerkte ein kahlgeschorener Insulaner. Ruhelos wirbelte er seine Kriegsaxt hin und her.
    »Was ihr vor euch seht, ist ein Heer, das hervorragend disziplinierte untere Ränge hat, sehr gute Truppenführer und völlige Narren im Oberkommando. Die guten Soldaten haben sich auf einen harten Kampf vorbereitet, aber ihre Befehlshaber lassen sie im Stich.« Seine Offiziere nickten zustimmend.
    »Nun, es ist wirklich erstaunlich, aber jetzt ist es an der Zeit, zu kämpfen. Ihr wisst, was zu tun ist. Ich führe meine Truppe im Halbkreis voran. Ihr sorgt mit den aus dem Süden stammenden Soldaten dafür, dass die Mitte gestärkt ist. Die Burschen da unten sehen zäh aus, auch wenn wir sie überraschend angreifen. Stellt euch auf, aber leise! Kein Gesang, kein Schlagen auf die Schilde! Ich will die Überraschung bis zum letzten Augenblick bewahren. Wenn ihr fertig seid, gebe ich den Befehl zum Angriff. Sicher ist unser ganzes Heer aufmarschiert, ehe sie uns sehen.« Er spähte zum dichten Unterholz zu beiden Seiten der Straße hinüber. »Schade, dass wir uns nicht am Abhang aufbauen und gleich in Kampfaufstellung über den Hügel marschieren können, aber was soll’s. An die Arbeit!«
    Die Offiziere eilten zu ihren Einheiten. Die bloßen Füße der Männer verursachten nur leise schlurfende Geräusche, als sie behände über die Hügelkuppe schritten. Jeder Soldat hielt die Waffen ein Stück vom Körper entfernt, damit sie nicht gegen die Schilde stießen. Mit seinem Speer deutete Gasam auf die Plätze, die sie einnehmen sollten. Im Mittelpunkt des Heeres bezog die fähigste Infanterietruppe Stellung, die mit besonders langen Schilden und Speeren ausgerüstet war. Letztere hatte Gasam anfertigen lassen, um die Kampfkraft der Männer zu unterstützen, da er an ihren Nahkampffähigkeiten zweifelte. Als alle bereit waren, hob er den Speer und stieß ihn erst nach vorn und dann nach unten in die Richtung des Feindes. Da ihm das Schlachtfeld keinen besonderen Aussichtspunkt bot, verweilte er in der ersten Reihe – etwas, das er seit vielen Jahren nicht mehr getan und schmerzlich vermisst hatte.
    Wunderbarerweise hatten die Feinde sie noch immer nicht entdeckt. Erst jetzt blickten ein paar Soldaten über die Schultern. Sekunden später starrten ganze Einheiten mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen nach hinten. Jetzt gab es keinen Grund zum Schweigen mehr. Lauthals stimmte er ein uraltes Kriegslied der Shasinn an. Sofort stimmten die Soldaten ein, stampften mit den Füßen im Takt und schlugen mit den Speergriffen gegen die Schilde. Gasam wusste, dass der sich den Feinden bietende Anblick wahrlich entsetzlich war, als sich der riesige Halbkreis von Barbaren langsam in ihrem Rücken näherte. Die Speere funkelten im Sonnenlicht, Federn bogen sich im Wind, Ohrringe und Kriegsbemalung leuchteten grell. Die schwarzen Schilde bildeten eine Mauer des Todes.
    Zum Dröhnen der Fanfaren und dem Schrillen der Pfeifen wichen die Feinde trotz ihrer Furcht geordnet zurück und machten gemeinsam kehrt. Offiziere beeilten sich, zur neuen Front zu gelangen. Die kupferfarbenen Gesichter waren bleich, denn die Männer begriffen, dass sie den ganzen Morgen an der Nase herumgeführt worden waren und das Hauptheer sie überrascht hatte.
    Unaufhaltsam marschierten die schwarzen Schilde voran. Gasam erhob nicht die Stimme, um zu verhandeln oder dem Feind die Möglichkeit zu geben, die Waffen niederzulegen. Er war hier, um die Gegner zu töten, und genau das würde er auch tun. Aus den hinteren Reihen des Halbmondes flogen Pfeile auf die gegnerischen Linien zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er die beste Zielscheibe für die Feinde bot, da er vor seinen Soldaten hermarschierte. Kaum merklich verlangsamte er seine Schritte, damit das Heer aufschloss. Der lange Shasinnschild

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