Brüder Des Zorns
Verletzte, und sie vermochten sich selbst gegen sehr geschickte Krieger zu verteidigen. Als sie jedoch die Waffen fortwarfen und den Feinden den ungeschützten Rücken zuwandten, wurde das Töten zu einem reinen Gemetzel.
Die Sonoaner wurden Dutzendweise abgeschlachtet, und Gasams Soldaten erlitten keine weiteren Verluste. Statt der üblichen Kampfbegeisterung ergriff viele ein wahrer Blutrausch. Manche Krieger versuchten, ihre Speere und Schwerter durch so viele Rücken wie möglich zu treiben. Andere hackten und stachen auf am Boden liegende Feinde ein und richteten sie so zu, bis sie nicht mehr als menschliche Körper zu erkennen waren.
Unter den Schwimmern herrschte inzwischen solche Panik, dass mehr Männer durch Ertrinken als durch Pfeile umkamen. Blind vor Angst kletterten sie auf die Schultern ihrer Gefährten, die sie noch vor wenigen Augenblicken wie Brüder geliebt hatten, denn nun war nichts wichtiger als ein letzter Atemzug.
Gasam verließ seinen Ausguck. Es gab nichts Wichtiges mehr zu sehen. Das Töten war überall gleich. Der Geruch des Blutes und des Todes waren ein Genuss.
Huldvoll nahm Gasam die Jubelrufe der Offiziere entgegen, die sich vom Schlachtfeld zurückgezogen hatten, da das Abschlachten wehrloser Männer keine Anführer erforderte.
»Was glaubst du, wie viele werden entkommen?« fragte Gasam einen chiwanischen Offizier, der die Bogenschützen befehligte.
»Nicht mehr als sechzig oder achtzig Soldaten, mein König«, antwortete der Mann und sprang von seinem Cabo. Der Herrscher mochte es nicht, wenn er zu Untergebenen aufschauen musste.
»Gut. Jenseits des Flusses wird es keine Verfolgungsjagd geben. Es müssen genügend Flüchtlinge entkommen, um die Nachricht über die Niederlage zu verbreiten, sonst wird der König behaupten, es sei nichts geschehen.«
»Die Männer geraten außer Rand und Band, mein König«, meldete Luo, ein Offizier, der Disziplinlosigkeit verabscheute.
»Sie sollen sich austoben!« befahl Gasam. »Sie dürfen nur nicht untereinander kämpfen. Die Burschen haben einen langen Marsch hinter sich und eine Schlacht gewonnen. Es hält sich kein nennenswerter Gegner in der Nähe auf, also dürfen sie feiern.« Seine Offiziere nickten zustimmend, obwohl Luo dem Morden mit Abscheu zusah.
Zu seiner Überraschung merkte Gasam, dass er müde war. Nie zuvor hatte er sich nach einer Schlacht müde gefühlt, auch wenn sie noch so anstrengend war. Der lange Marsch und der Kampf hatten an seiner Kraft gezehrt. Vielleicht hat Larissa recht, dachte er. Vielleicht werde ich langsam alt.
»Komm mit ins Lager, mein König«, sagte Urlik. »Du wirst hier nicht gebraucht, und wir können uns ausruhen. Seit unserer letzten Begegnung hast du abgenommen, und du solltest dich ein wenig erholen.«
»Ein guter Vorschlag«, stimmte Gasam zu. Gemeinsam verließen sie das Schlachtfeld, und Urlik führte sein Cabo am Zügel hinter sich her.
Eine Viertelmeile vom Schlachtfeld entfernt entdeckte Gasam zu seinem größten Erstaunen ein prunkvolles Zeltlager, in dem auch etliche Hütten im Inselstil standen. Wohin er auch sah, überall stapelten sich Vorräte, Weinkrüge und Futter für die Tiere. Gefangene kümmerten sich um die Versorgung der Krieger und der Verwundeten, die man vom Kampfplatz herübergebracht hatte.
»Ich wusste gar nicht, dass du durch ein so reiches Land gezogen bist!« erklärte Gasam hocherfreut. Urlik wies auf einen gut gepolsterten Stuhl, der vor dem größten Zelt stand, und der König ließ sich nieder, ehe er einen Becher annahm, den ihm eine Sklavin reichte.
»Nicht reicher als das, welches du hinter dir ließest. Erinnerst du dich daran, dass ich sagte, ich hätte eine neue Aufgabe für meine Reiter gefunden?«
»Ich erinnere mich.«
»Nun, das ist sie! Vergiss ihren Einsatz im Kampf, der nicht viel nützt, oder als Späher, der nicht viel besser ist. Was sie wirklich gut können, ist plündern! Sobald wir uns auf Feindesland befanden, schickte ich sie los. Nicht in kleinen Gruppen, sondern als starke Truppe mit fünfzig oder hundert Reitern. Sie hatten nur eine Aufgabe: Vorräte für die Heer und die Tiere zu besorgen.« Urlik stützte den Fuß auf ein Fass und beugte sich vor. »Wie oft haben wir nicht schon gehungert, obwohl wir durch reiche Länder zogen? Und warum? Weil die Bauern und Bürger wussten, dass wir kommen, und sie ihre besten Vorräte versteckten. Wenn die Reiter vorauseilen und in breiter Linie ausziehen, überraschen sie die Menschen und
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