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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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die Schachtel entgegen, die von nicht unbeträchtlichem Wert war und aus kostbarem Holz und Elfenbein bestand. Was auch immer sie enthielt: Es war recht schwer. Er verabschiedete sich, und ein Sklave brachte ihn bis zum Tor.
    Ansas Füße schmerzten vom stundenlangen Herumwandern. Er war dankbar, dass es bergab ging. Er hatte einen langen Tag hinter sich und freute sich darauf, Fyana von seinen Erlebnissen zu berichten.

 
KAPITEL NEUN
     
    D ie Königin genoss das Reiten, nachdem sie sich erst einmal daran gewöhnt hatte. Am dritten Tag ließ sie das Lammfell vom Sattel entfernen, und am achten Tag verzichtete sie auf den Sattel. Das Gefühl, ein so mächtiges Tier zwischen den Schenkeln zu spüren, bereitete ihr sinnliches Vergnügen. Das weiche Fell und die starken Muskeln schmiegten sich an ihre Haut. Die runden Wirbel des Rückgrates massierten sie auf intimste Weise.
    Nach der Enge der Stadt empfand sie den Ritt im weiten Land als beglückend, und wenn ihre Freude sie zu überwältigen drohte, rief sie sich ins Gedächtnis, dass ihre Reise einen überaus ernsten Grund hatte. Die Landschaft war wunderschön. Larissa fühlte sich eng mit den üppig wuchernden Pflanzen und der Vielzahl wild lebender Tiere verbunden. Beim Anblick der lustigen Kunststücke der in dieser Gegend besonders zahlreichen Baummännchen lachte sie vergnügt wie ein junges Mädchen. Die winzigen Kreaturen unterschieden sich je nach Rasse stark voneinander: Einige besaßen dichtes glänzendes Fell, andere dagegen waren fast kahl und hatten leuchtend rote Kehrseiten.
    Die Männer erlegten so viel Wild, dass sie ihre mitgebrachten Vorräte nicht angreifen mussten. Das war gut so, denn schon bald würden sie Gegenden erreichen, über die das Heer ihres Gemahls wie ein hungriger Heuschreckenschwarm hergefallen war.
    Allabendlich, wenn sie am Lagerfeuer saßen, befragte Larissa die beiden Spione nach Haels Stahlmine. Sie wollte jede Einzelheit über ihre Reise, die Landschaft und die Menschen wissen, die dort lebten. Auch Kleinigkeiten mochten sich einst als bedeutsam erweisen. Die Männer waren für sie wie Schwämme, die sie bis zum letzten Tropfen auswringen wollte. Da die beiden Meister ihres Faches waren, antworteten sie geduldig und erklärten jede Etappe der Suche wieder und wieder, bis die Königin endlich zufrieden war und sich jeden Satz eingeprägt hatte.
    Eines Abends verließ sie das Feuer und wanderte ein Stück weit in den dunklen Wald hinein. Angeblich wollte sie einem natürlichen Bedürfnis nachgehen, in Wahrheit jedoch verlangte es sie danach, endlich einmal allein zu sein. Vielleicht war das unklug, da sie keine Ahnung hatte, welche Raubtiere durch die nächtlichen Wälder streiften, aber sicherlich gab es hier nichts annähernd so Schreckliches wie die riesigen Langhälse ihrer Inselheimat.
    Der Gedanke an die Langhälse erinnerte sie an Hael. Vor vielen Jahren hatte er sie vor einem Langhals gerettet. Hael liebte es, allein im Wald umherzustreifen, wie sie es jetzt tat. Er behauptete, dort würden die Geister zu ihm sprechen. Sie verscheuchte ihn aus ihren Gedanken. Unsinnigerweise hatte sie ein leichtes Schuldgefühl wegen ihres Verrates bis heute nicht überwunden.
    Sie hörte keine Geisterstimmen, aber der Waldboden fühlte sich unter den nackten Füßen angenehm an. Der erdige Geruch wirkte beruhigend. Es gefiel ihr, als Königin in einer großen Stadt zu leben, aber sie würde dort nie ganz heimisch sein. Schließlich war sie auf einer Insel wilder Volksstämme aufgewachsen und hatte zu viele aufregende Jahre mit Gasam verbracht, in denen sie die Inseln und einen Teil des Festlandes unterwarfen; Jahre des Kampfes, des Blutvergießens und der Ruhelosigkeit. Sie eignete sich nicht für ein geruhsames Leben, auch wenn sie sich noch so sehr mit dem Bau neuer Gebäude, der Spionage und diplomatischen Angelegenheiten beschäftigte.
    Von rechts ertönte ein dumpfes Knurren. Eine Gänsehaut überlief Larissa, die Nackenhaare sträubten sich, und ihre Brustwarzen richteten sich auf. Angestrengt spähte sie in die Dunkelheit. Machte sich eine Raubkatze zum Angriff bereit? Sie überlegte, ob sie das Tier lange genug mit dem kleinen Speer abwehren konnte, bis ihre Leibwächter zu Hilfe eilten. Larissa dachte an die lauernde Kreatur: Bestimmt war sie groß und pelzig, vielleicht erinnerte ihre Gestalt vage an einen Menschen. Sie stellte sich vor, wie sich die Krallen in ihr Fleisch gruben, wie sie unter dem Gewicht des Angriffs

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