Brüder Des Zorns
Gebäudes. Die Fenster bestanden aus farbigem Glas, und durch gläserne Oberlichter drang gedämpftes Tageslicht. In seiner Heimat stellte Glas eine Seltenheit dar, obwohl die Häuser seines Vaters Scheiben besaßen, die man mühsam aus Neva herbeigeschafft hatte.
Die Wände waren mit Ornamenten oder blühenden Ranken bemalt. In kunstvoll verzierten Becken brannte Weihrauch, offensichtlich nur um des Duftes willen und nicht aus religiösen Gründen. Während sie die Eingangshalle durchquerten, musterte ihn die Frau eingehend.
»Du bist … gut bewaffnet für einen Mann, der einen Spaziergang macht.«
»Als Krieger gehe ich niemals ohne Waffen aus. Das habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr getan.«
»Wunderbar«, erklärte sie aus ihm verborgenen Gründen und führte ihn in einen kleinen Raum, in dem eine Wand vollständig aus blauem Glas bestand. Mit einer Geste bot sie ihm einen dick gepolsterten Stuhl an. Ansa war nicht an Stühle gewöhnt, fand dieses Exemplar jedoch äußerst bequem. Die Frau nahm ihm gegenüber Platz. Zwischen ihnen stand ein kleiner Tisch, auf dem herbeieilende Dienerinnen Weinkrüge, Becher und Teller mit köstlich aussehenden Speisen abstellten. Ansa war keineswegs hungrig, spürte aber, dass sie kein ernsthaftes Gespräch beginnen würde, wenn er die üblichen Spielregeln der Höflichkeit nicht einhielt. Also wählte er eine kleine Pastete aus, biss in die knusprige Teighülle und genoss das scharf gewürzte Fleisch. Es schmeckte köstlich, und er wünschte, richtigen Appetit zu haben, um die Speisen gebührend würdigen zu können. Dann nippte er an dem Becher mit mildem, rosigem Wein und wartete schweigend ab.
»Du hast ausgezeichnete Manieren für einen …« Sie brach ab.
»Für einen Barbaren?«
»Nun, das Wort hätte ich nicht benutzt«, meinte sie. Ansa sah nicht, ob sie errötete, schloss aber vom Klang der Stimme darauf. »Bist du ein Prinz deines Volkes?«
»Ich bin von hoher Geburt«, sagte er vorsichtig. Er wollte seine wahre Herkunft nicht enthüllen, aber es konnte nicht schaden, dieser Frau klarzumachen, dass er ihr ebenbürtig war.
»Das dachte ich mir. Bist du nicht heute Morgen in Begleitung einer sehr jungen Frau aus der Schlucht eingetroffen?«
Er war stolz, sich keine Überraschung anmerken zu lassen. »Warst du am Stadttor oder verbreiten sich Neuigkeiten in der Stadt immer so schnell?«
Sie lachte und hielt sich ein Taschentuch vor den Mund. »Letzteres. Wir langweilen uns oft, und von allen Ausländern sieht man Schluchtler am seltensten. Sogar Männer aus der Steppe kommen öfter hierher. Von Zeit zu Zeit begegnete ich Abgesandten König Haels, aber in meinem ganzen Leben sah ich erst zwei Schluchtler, und das waren alte Männer, die dennoch sehr gut aussahen.«
»Ja, es ist ein Volk von großer Schönheit«, stimmte Ansa zu. »Darf ich annehmen, dass die Dame Fyana der wahre Gegenstand deiner Neugier ist?«
»Oh, ich wollte euch beide kennen lernen! Allerdings gibt es einen bestimmten Grund, warum ich jemanden aus der Schlucht treffen möchte. Ich hätte die Dame aufgesucht, wenn ich dich nicht zufällig erblickt hätte. Glaubst du, sie wird mich besuchen, oder hat sie bereits Verabredungen getroffen?«
»Ich bin sicher, sie wird deine Einladung gerne annehmen.« Ansa war erleichtert. Immer noch dachte er mit Unbehagen an den riesigen Leibwächter und einen eifersüchtigen Ehemann. Vielleicht konnte diese Frau ihnen sagen, was sie wissen wollten. Wenn sie Gesandte seines Vaters getroffen hatte, musste sie Zugang zum Hof haben.
»Was soll ich ihr sagen, wer die Einladung ausspricht?«
Wieder bedeckte sie ihr Gesicht, diesmal zum Zeichen der Beschämung. »Oh, vergib mir! Meine Manieren wurden durch meine Neugier verdrängt. Ich bin Lady Yasha H’Aptli.« Der zweite Teil des Namens enthielt einen kehligen Laut, der Ansa unbekannt war.
»Wann sollen wir dich aufsuchen?« erkundigte er sich und gab ihr zu verstehen, dass er Fyana begleiten würde.
»Ich bin sicher, die Dame möchte sich nach der anstrengenden Reise ausruhen. Wenn sie sich morgen Abend bei Sonnenuntergang hierher bemühen möchte, wäre es mir eine große Ehre, sie zu empfangen. Sie muss auch nicht den Berg hinaufsteigen. Ich habe Ställe für eure Cabos.« Sie redete mit einer Sklavin, und das Mädchen lief davon, um wenig später mit einer kleinen Schachtel zurückzukehren, die Ansa feierlich überreicht wurde.
»Bitte nimm das als Gastgeschenk an. So ist es Brauch.«
Er nahm
Weitere Kostenlose Bücher