Brüder Des Zorns
Verzierungen und war leicht zu formen. Die warme rotgoldene Farbe erfreute das Auge auf beinahe sinnliche Weise, mit der sich das karge Silbergrau des Stahls nicht messen konnte.
Ein paar Läden boten vollständige Rüstungen und Helme aus Bronze feil, die auch den Ansprüchen der höchsten Offiziere gerecht wurden. Ansa sah keinen Sinn darin, da sie in der Schlacht eher hinderlich waren, musste aber zugeben, dass sie beeindruckend aussahen. Es gab nirgendwo Bögen wie den seinen, dafür aber viele gute Langbögen aus Bambus, die mit Sehnen umwickelt waren. Er probierte ein paar aus und entdeckte, dass sie fast so gut wie sein Bogen waren, allerdings zu lang, um sie vom Sattel aus zu benutzen. Die Pfeile bestanden ebenfalls aus Bambus und waren perfekt geformt. Die Spitzen waren aus unterschiedlichen Materialien, und von runden Holzknäufen für die Vogeljagd bis hin zu schweren Bronzeköpfen gab es sämtliche nur denkbaren Formen zu kaufen. Ansa entdeckte sogar wie Birnen aussehende, hohle Spitzen mit Löchern, die während des Fluges die verschiedensten Pfeiftöne ausstießen.
An einem Stand hatte ein Händler Steinwaffen in seinem Angebot. Auch bei den Steppenbewohnern sah man oftmals Steinäxte und Kriegshämmer. Da nur wenige Krieger seines Volkes sich in Rüstungen kleideten, waren diese Waffen ebenso tödlich wie die bedeutend teureren aus Stahl. Die Leute im Süden nutzten Steine in viel größerer Vielfalt, und manche der ausgestellten Waren sahen wunderschön aus. Eine Steinaxt gefiel Ansa besonders gut. Der Kopf mit der Doppelklinge stammte von einem eigenartigen grünen Stein, den man so lange poliert hatte, bis er wie Jade glänzte. Der schmale Schaft bestand aus festem, biegsamem Holz, der mit kunstvoll geflochtenen Lederbändern umwickelt war. Die Bänder hielten die Waffe an der Stelle zusammen, wo sich der Schaft und der Kopf trafen. Das Ganze war so fest, als sei es aus einem einzigen Felsbrocken gefertigt, und der biegsame Griff verstärkte die Kraft jeden Hiebes noch. Als er die Axt locker in der herabhängenden Hand hielt, berührte der Kopf gerade den Boden. Ansa fand, dass die Waffe die perfekte Länge hatte, um auf Armeslänge geschwungen zu werden.
Der Preis war nicht hoch, aber er verhandelte entschlossen und betonte, dass Steinwaffen veraltet waren und im Gegensatz zu Bronze und Stahl aus der Mode kamen. Außerdem bemängelte er jegliches Fehlen von Juwelen oder Goldverzierungen.
Zufrieden verließ er den Marktplatz. Nichts war so gut geeignet, ihn in gute Laune zu versetzen, wie der Kauf einer neuen Waffe. Er steckte den Griff in den Gürtel. Der Kopf aus grünem Stein fühlte sich gut an, und die schmalen Kanten waren nicht besonders scharf, da die Axt eher wie ein Hammer als ein Schneidewerkzeug wirkte. Er entschied, dass er in Zukunft den Reiseumhang tragen wollte, um die stattliche Ausrüstung vor neugierigen Blicken zu verbergen.
Da er kein bestimmtes Ziel hatte, wanderte er gemächlich bergauf. Hier standen die Gebäude nicht mehr so dicht gedrängt wie im unteren Teil der Stadt, und er kam an herrschaftlichen Villen vorbei, die in sorgsam angelegten Gärten lagen. Hier mussten die Adligen leben. Wachen standen vor den Toren und betrachteten ihn mit misstrauischen Blicken, hielten ihn aber nicht an. Die Straßen waren breiter und weniger belebt als zuvor. Händler trugen Waren in die Häuser, deren Bewohner keinen Gefallen daran fanden, sich auf überfüllten Marktplätzen unters Volk zu mischen.
»Krieger!« Ansa wusste, dass er der einzige war, auf den diese Anrede passte, und sah suchend in die Richtung, aus der die Stimme kam. Eine Frau beugte sich über eine Terrassenmauer. Lange dichte Kinderlocken rahmten das mit einer dicken Puderschicht bedeckte Gesicht einer vornehmen Dame ein. Sie stützte sich auf die Ellbogen; die Unterarme bedeckten unzählige Armreifen aus Gold und Silber.
»Ja?«
»Sprichst du Granianisch?«
»Wenn du nicht zu schnell redest, verstehe ich dich.«
»Woher kommst du?« Sie fragte ohne höfliche Vorrede, und er überlegte, ob es daran lag, dass sie mit einem Mann aus dem Volke redete.
»Ich stamme aus der Steppe nördlich der Wüste.«
»Gehört sie nicht zum Reich Haels, des Stahlkönigs?«
Diesen Titel vernahm er zum ersten Mal. »Ja. Ich heiße Ansa und bin ein Krieger vom Stamme der … Ramdi.« Er musste kurz überlegen, welche Herkunft er sich zurechtgelegt hatte.
»Krieger Ansa, würdest du hereinkommen? Ich möchte mit dir
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