Brüder Des Zorns
gelehnt und wartete darauf, dass sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnten.
Als er gut sah, machte er sich auf den Weg zum Palast. Im Vergnügungsviertel herrschte auch bei Nacht viel Lärm und Gedränge. Sobald er andere Stadtbezirke betrat, lagen die Straßen still und verlassen vor ihm.
Das sanfte Mondlicht und die kühle Luft gefielen Ansa. Offenbar gab es auch in diesen heißen Ländern angenehme Jahreszeiten. Er war bereits etliche Schritte unterwegs, als er Geräusche hinter sich vernahm. Er drehte sich um, sah aber niemanden. Achselzuckend wandte er sich ab. Auf freiem Gebiet war es leicht, die Umgebung im Auge zu behalten. In dieser fremden Stadt fiel es ihm schwer.
Ein paar Straßen weiter vernahm er wieder verstohlene Geräusche. Diesmal verlangsamte er seine Schritte nicht und sah sich auch nicht um. Die nächste Seitenstraße betrat er, als habe er nichts bemerkt. Dann lief er zum nächsten Türeingang, der in tiefem Schatten lag. Leise stellte er seine Einkäufe ab und hielt die Waffen bereit. Die enge Gasse war kein geeigneter Ort, um mit dem Langschwert zu kämpfen, aber er versicherte sich, dass es lose in der Scheide steckte. Dann zog er die Steinaxt aus dem Gürtel, umklammerte sie mit der rechten Hand und nahm den Dolch in die linke. Die einen Fuß lange Klinge bog sich leicht und war scharf wie ein Rasiermesser. Seine Finger legten sich um den knöchernen Griff, und er erwartete seine Verfolger. Eigentlich gefiel ihm die Situation. Sein Herz klopfte heftig, und er hatte einen Kloß im Hals, aber das gehörte zur Vorfreude auf einen Kampf. Es ging ihm besser als in der Ungewissheit des Palastes. Hier auf der Straße stand er Feinden gegenüber, die offen nach seinem Blut verlangten.
Zwei Männer tauchten an der Wegbiegung auf. Sie waren schlicht gekleidet. In ihren Händen blitzte Metall auf. Der eine war nur mit einem Kurzschwert bewaffnet, der andere hatte zusätzlich eine Keule. Als sie begriffen, dass ihr Opfer verschwunden war, blieben sie stehen. Vorsichtig vergrößerten sie den Abstand untereinander und schlichen die Straße entlang. Es handelte sich um erfahrene Jäger.
Ansa wusste, dass er sie angreifen musste, sobald sie in Reichweite waren, damit ihnen keine Zeit blieb, einen geordneten Angriff durchzuführen. Aber er wollte wissen, wer sie geschickt hatte.
Es war unwahrscheinlich, dass sie ihn in seinem Versteck übersehen würden, und er wollte nicht im Türeingang in die Enge getrieben werden. Als sie bis auf zehn Schritte herangekommen waren, trat er auf die Gasse hinaus.
»Wer hat euch geschickt?« fragte er. »Was wollt …«
Sofort wurde ihm klar, dass er einen ernsten Fehler begangen hatte. Sie wollten nicht mit ihm reden. Der Mann mit der Keule gab vor, einen Hieb auf seinen Kopf durchzuführen, während er in Wirklichkeit mit dem Kurzschwert auf Ansas Bauch zielte. Sein Gefährte versuchte, ihm das Schwert in die Seite zu stoßen.
Ansa sprang zurück und schlug mit der Steinaxt auf den Arm, der die Keule hielt. Holz und Knochen splitterten, und der Angreifer fluchte. Sein Kamerad, dessen Angriff ins Leere gegangen war, schlug erneut zu. Anstatt beiseite zu springen, um auszuweichen, trat Ansa vor und schnitt den Arm des Mannes mit dem Dolch bis auf den Knochen auf. Das Schwert fiel klappernd zu Boden, und Ansa hieb fest mit der Axt zu. Er traf den Angreifer an der Schläfe, und der Fremde sank über seiner am Boden liegenden Waffe zusammen.
Inzwischen hatte sich der zweite Mann von seinem Schrecken und dem Schmerz erholt, griff wieder an und zielte auf Ansas Hals, der sich verteidigen musste und zurückwich. Zum Schein hob er die Axt hoch über den Kopf, schlug dann aber mit voller Wucht gegen das Knie des Angreifers. Der Mann grunzte und bemühte sich, sein Gewicht auf das andere Bein zu verlagern. Dabei sank sein Schwertarm herab, und Ansa nutzte die Gelegenheit, den Dolch tief in den Leib des Fremden zu rammen und ihn dann nach oben zu ziehen. Als der Gegner zusammenbrach, trat er einen Schritt zurück und versetzte ihm der Sicherheit halber noch einen Schlag auf den Kopf.
Nach Atem ringend und vor Aufregung bebend, betrachtete er sein Werk. Beide Männer waren zweifellos tot und würden ihm nichts mehr erzählen. Der Kampf hatte nicht lange gedauert und war mit wenig Lärm verbunden gewesen. In den umliegenden Häusern hatte sich niemand gerührt. Zufrieden säuberte Ansa seine Waffen, hob sein Bündel auf und ging wieder zur Hauptstraße zurück, um zum
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