Brüder Des Zorns
Dann fanden sich ihre Lippen erneut zu einem Kuss, und sie spreizte die Beine unter ihm. Ihre Hand leitete ihn, und er glitt in eine unglaublich wohlige Wärme hinein. Fyanas Körper fühlte sich leicht und zerbrechlich an, aber sie bewegte sich voller Leidenschaft und Kraft. Der Schwung ihrer Hüften hob ihn empor, und sie umklammerte ihn heftig. Ansa spürte ihren warmen Atem auf seiner Wange.
Das Blut rauschte in seinen Ohren, und wie aus weiter Ferne hörte er ihr Stöhnen und Schreien. Nach einem letzten, fast schon brutalen Stoß sank er zusammen und erbebte, als sein Samen verströmte. Fyana schrie seinen Namen.
Lange Zeit lagen sie in enger Umarmung. Ihr Atem beruhigte sich, aber er blieb in ihrem Leib. Sie sprachen nicht und genossen die Gegenwart des anderen.
»Das hatte ich nicht erwartet«, flüsterte Fyana nach geraumer Zeit. »Ich bin froh darüber. Jetzt bin ich sicher, dass du zu mir zurückkehren wirst.«
»Hast du daran gezweifelt?«
»Ja.«
»Nun, jetzt weißt du, dass ich mir den Weg durch Gasams Heer schlagen würde, um dich wiederzusehen.«
»Pass nur gut auf dich auf, und kehre gesund zurück.« Sie schlang die Arme um seinen Hals und presste das Gesicht an seine Wange. Wenig später war sie eingeschlafen.
Am Palasttor erhielt Ansa seine Waffen zurück. Er wollte nur durch die Stadt schlendern, fühlte sich aber ohne sie nackt. Mit Schwert, Dolch und Steinaxt angetan, wurde ihm gleich leichter ums Herz.
Er wollte dem Palast für eine Weile entfliehen. Fyana befand sich wieder beim König, von Töpfen, Flaschen und Schüsseln umgeben, die anscheinend sämtliche Arzneien der Stadt enthielten. Ein Cabodoktor und ein paar kräftige Stallknechte standen ihr zum namenlosen Entsetzen des ganzen Hofes zur Seite.
Die Gesandtschaft würde in zwei Tagen abreisen, und er hatte der Königin gesagt, er müsse noch Vorbereitungen treffen, was auch zutraf. Masila bot ihm an, alles Notwendige den Magazinen des Palastes zu entnehmen, aber Ansa wandte ein, die Kostbarkeiten des königlichen Haushaltes nicht für die rauen Bedingungen eines Lagers verschwenden zu wollen. Also drängte ihm Masila eine schwere, mit Goldstücken gefüllte Börse auf und hieß ihn, das Benötigte zu kaufen.
Im Quartier der Bogenmacher legte er den ersten Halt ein. Er zog einen Pfeil aus dem Köcher und bestellte vierzig genaue Nachbildungen, die auf Befehl der Königin am nächsten Abend fertig sein mussten. Der Meister versicherte ihm, er und seine Gehilfen würden sämtliche anderen Aufträge liegenlassen, um die Bestellung auszuführen.
Im Kleiderbasar ersetzte Ansa seinen beschmutzten, zerfetzten Reisemantel durch einen Umhang aus feinstem Quilhaar, der sowohl leicht als auch warm war. Man hatte Ansa erzählt, dass die Abende bald kühl und feucht sein würden. Der dunkelrot gefärbte Umhang gefiel ihm ausnehmend gut. Er würde als Kleidungsstück und als Decke dienen und war völlig wasserdicht. Regen perlte davon ab, als sei es das Fell einer Wasserratte.
Die Steigbügel hatten seine Reitstiefel am Knöchel beinahe durchgescheuert, und so gönnte er sich ein Paar feinster Stiefel aus weichem nevanischem Leder nach der neuesten Mode. Ansa sagte sich, dass er der gefährlichsten Königin der Welt gegenüberstehen würde, und bei diesem Anlass wollte er sich von seiner besten Seite zeigen.
Ihm fiel auf, dass viele Leute einen großen Park betraten, und aus Neugier ging er ihnen nach. Der Park entpuppte sich als königlich zoologischer Garten, der nicht zum Palastgelände gehörte und an diesem Tag dem Volk zugänglich war. Ansa starrte Tiere an, die so eigenartig aussahen, dass er einem Fremden, der sie ihm beschrieben hätte, nicht geglaubt hätte. Es belustigte ihn, Menschen staunend vor Tieren der nördlichen Steppe zu sehen, die ihm so vertraut waren wie sein Cabo.
Er beendete den Tag in einem Weinlokal, das sich im Vergnügungsviertel der Stadt befand. Seltsame Musik drang aus den Tavernen, und Gaukler zeigten ihre Kunststücke in den Straßen. Im dem Lokal, in dem er eine herzhafte Mahlzeit zu sich nahm, tanzten drei verführerische Frauen zwischen den Tischen. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er sie anziehend gefunden, aber jetzt gab es nur Fyana für ihn.
Als Diener die ersten Lampen entzündeten, wurde es Zeit, zum Palast zurückzukehren. Er hatte das gute Essen und den Wein genossen und verließ den Raum gemächlichen Schrittes. Aus reiner Gewohnheit blieb er vor der Tür stehen, den Rücken an die Wand
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