Brüder Des Zorns
verleihen. Er plant, sich mit Gasam zu verbünden und dich zu verraten. Wahrscheinlich hat Impimis den gleichen Plan.«
»Du könntest recht haben, aber im Augenblick kann ich nichts gegen Floris unternehmen. Seine Familie zählt zu den bedeutendsten des Landes und hat viele Anhänger. Die Herrschaft über die einzelnen Grafschaften ist verworren, da jeder Lord auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. In Zeiten wie diesen, wenn die königliche Macht wankt und fremde Völker uns bedrohen, brauchen viele unserer Untertanen nur eine winzige Entschuldigung, um sich aufzulehnen und Unheil zu stiften.«
»Dann musst du die Leute in dem Bewusstsein ziehen lassen, dass man dich verraten wird.«
»Gasams Versprechen würde ich sowieso nicht glauben.«
»War das eine typische Ratsversammlung?« wollte Ansa wissen.
»Ich habe nur wenige erlebt. Als der König noch gesund war, ließ er mich nur selten teilnehmen, aber ich schätze, sie ähneln sich alle.« Sie lachte wehmütig. »Ich glaube, dein Volk wäre weniger langatmig und umständlich.«
»Oh, unsere Häuptlinge hören sich sehr gerne reden. Sie heben es, alles endlos zu besprechen. Wir sind erst seit kurzer Zeit ein Königreich. Mein Vater herrscht über ein Dutzend Völker, die früher alle untereinander Krieg führten. Sie handeln jedoch schnell und stehen zusammen, wenn Gefahr von außen droht. Ich hoffe, dass es kein Gezänk und Machtstreben gibt, wenn wir in eine solche Krise geraten.«
»Hoffentlich nicht. Vielleicht müssen wir König Hael demnächst um Hilfe bitten. Obwohl es uns kaum nützen wird, denn König Gasam handelt immer sehr schnell!«
»Unsere Armeen sind ebenfalls schnell«, widersprach Ansa. Er dachte eine Weile nach, dann sagte er: »Masila, ich würde deine Diplomaten gerne begleiten.«
Sie war überrascht. »Warum?«
»Es ist meine Aufgabe, um so viel wie möglich über Gasam und seine Pläne in Erfahrung zu bringen. Jetzt ergibt sich die Gelegenheit, seine Frau kennen zu lernen. Während Fyana den König behandelt, gibt es für mich nichts zu tun. Auf der Insel der Tränen kann ich mich nützlich machen.«
»Aber du bist ein Ausländer. Ich kann dir kein offizielles Amt übertragen. Daher steht dir auch das für Diplomaten übliche sichere Geleit nicht zu.«
»In Gasams Machtbereich ist Sicherheit allein von seinen Launen abhängig. Trotzdem wäre es gut, in offizieller Mission zu reisen. Wie wäre es damit: Gib mir ein Schreiben mit, dass ich ein Abgesandter der Ramdihäuptlinge bin. Das ist ein Stamm, der im Südosten unseres Landes lebt. Die Ramdi erkennen meinen Vater als obersten Kriegsherrn an, sind ansonsten aber unabhängig.«
»Und weshalb wirst du meine Gesandten begleiten?«
»Es handelt sich um eine Gelegenheit, Grüße meiner Häuptlinge zu überbringen. Außerdem hörte ich von der Schönheit Königin Larissas und hatte den Wunsch, sie mit eigenen Augen zu schauen.«
Der Anflug eines Lächelns umspielte Masilas Lippen. »Wahrscheinlich glaubt diese Hexe dir sogar. Alle Könige und Königinnen sind eingebildet, weil man es von ihnen erwartet. Gasam und Larissa scheinen Schmeicheleien ernst zu nehmen.«
»Dann reise ich. Die Gefahr ist gering. Schließlich wünschen sie dieses Treffen, um dich in Sicherheit zu wiegen. Also werden sie deine Gesandten ausnehmend höflich behandeln.«
»Du bist klug«, lobte Masila. »Wenn du älter und erfahrener bist, kann dein Volk dich unbesorgt zum Nachfolger deines Vaters wählen.«
Daran hatte Ansa nicht gedacht und war plötzlich beunruhigt. »Bitte, meine Königin, sage das nicht! Ich ging von daheim fort, um solchen Überlegungen zu entfliehen und Abenteuer zu erleben. Das letzte, was ich sein möchte, ist ein König oder ein Prinz!«
»Du wirst schon merken, dass die eigenen Wünsche wenig zählen, wenn es um die Bestimmung geht. Und wenn du Abenteuer suchst, so wählst du dafür seltsame Orte aus. Das Betreten eines feindlichen Lagers zählt nicht dazu, oder?«
»Doch, da ich nur mein eigenes Leben aufs Spiel setze. Das ist es, was ein Abenteuer ausmacht.«
»Nun, wenn du es unbedingt willst, werde ich dich nicht davon abhalten. Ich gebe dir ein Schreiben mit. Ob sich Königin Larissa damit begnügt, weiß ich natürlich nicht.«
»Ich danke dir. Ich würde meinem Vater gerne einen Brief schicken, um ihm von den Geschehnissen jenseits der Grenze zu berichten. Könntest du einen Boten entbehren, der ihn überbringt? Es wird ein langer Ritt, und du wirst den Boten so
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