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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mit einem Prinzen zu sprechen, der weder eitel noch unbeschreiblich dumm ist.«
    »Ich fürchte, ich bin kein Prinz, wie du sie …« Larissa winkte ab.
    »Und ich bin keine Königin, wie sie die Leute im Süden kennen. Ich bin eine Königin im einzig wahren Sinne. Mein Gemahl ist ein Eroberer, wahrscheinlich der größte Eroberer, den die Welt je gesehen hat. Du bist ein hochrangiger Krieger eines kämpferischen Volkes. Für Leute wie uns haben die Stammbäume und die Familien dieser verweichlichten Menschen keine Bedeutung!«
    Er lachte. »So redest du über deinesgleichen?«
    »Mir kommt niemand gleich, und meinem Gemahl schon gar nicht! Es gibt ein paar Hochgeborene, die nicht zu verachten sind. Königin Shazad von Neva ist eine wunderbare Feindin. Einst war sie für kurze Zeit meine Sklavin, und wir würden einander liebend gerne töten, aber sie ist sehr amüsant. Euer König Hael ist ein abtrünniger Shasinn und leistet Beachtliches, aber er ist so verrückt, dass ich ihn nicht verstehe. Alle anderen verachte ich.«
    Er wollte das Gespräch auf ein anderes Thema lenken. »Plant ihr, die ganze Welt zu erobern?«
    »Hast du heute Abend nicht zugehört? Hörtest du nicht, dass ich Gran ewige Freundschaft schwor?«
    »Doch, und ich hörte auch die Gesandten sprechen und glaubte ihnen ebenfalls kein Wort.«
    Sie lachte perlend. »Oh, du bist so erfrischend. Ja, die Höflichkeiten, die zwischen Königen ausgetauscht werden, sind wertlos, und jedermann weiß es. Später beginnen die wahren Verhandlungen, und dann wird nicht versprochen oder gebeten. Stattdessen handeln wir und versuchen, den anderen zu übervorteilen. Diese Abkommen halten wir, solange sie uns nützen. Wusstest du, dass es sich so verhält?«
    »Ich habe es vermutet. Nach Meinung dieser Leute sind wir Barbaren, und vielleicht stimmt das, aber deshalb sind wir nicht dumm. Auch Häuptlinge intrigieren. Sie machen leere Versprechungen und lügen. Könige sind nichts als mächtige Häuptlinge, die mehr Land und Untertanen haben.«
    »Da hast du recht. Alle königlichen Familien beginnen mit einem Abenteurer, der die Macht ergreift. Später denken sich Schmeichler Geschichten aus und behaupten, er wäre ein Mensch gewordener Gott oder habe einen mehr als tausend Jahre alten Stammbaum. Die zweite Generation ist niemals so fähig wie der Abenteurer und sehnt sich nach Ehrbarkeit. Die Untertanen glauben an die Märchen, denn sie wollen nichts davon wissen, dass sie sich einem Menschen unterworfen haben, der weniger als ein Gott ist.«
    Er wusste, dass Spott ein Gefahrenzeichen war, hatte aber keine Wahl, als darauf einzugehen. »Ist König Gasam ein solcher Mann?«
    »O ja. Wir waren ein unbedeutendes Volk, das auf einer kleinen Insel lebte. Ein Volk der Krieger und Hirten, das glaubte, es gäbe nichts Besseres, als viele Kaggas zu besitzen und hin und wieder zum Spaß auf Nachbarstämme loszugehen, um deren Kaggas zu rauben. Gasam wusste, dass es Besseres gab.«
    »Und er zog aus, es zu suchen«, stellte Ansa fest.
    »Jawohl. Deshalb sagte ich, deine Behauptung über Könige und Häuptlinge sei zutreffend. Wir hatten unfähige Häuptlinge und Stammesälteste. Sie besaßen die meisten Frauen und Kaggas und waren alt. Nur deshalb bestimmten sie unsere Geschicke. Sie ließen die jungen Männer fernab vom Dorf in Kriegerbruderschaften leben. Es war ihnen verboten, zu heiraten oder Besitz zu erlangen. So konnten sich die Alten alle jungen Frauen aussuchen und die Kaggas behalten, die junge Krieger mit ihrem Blut bezahlten. Die Burschen dachten, es wäre ein gutes Leben, nur zu kämpfen und Kaggas zu hüten. Männer sind manchmal närrisch.« Ihre Stimme klang verächtlich. »So waren unsere Häuptlinge. Sie hatten die besten Krieger der Welt und benutzten sie nur als Hirten.«
    »Aber Gasam wusste es besser«, sagte Ansa. »Er muss ein außergewöhnlicher junger Mann gewesen sein.«
    »Das war er«, sagte sie voller Stolz. »Er durchschaute ihre Dummheit. Er unterhielt sich mit den Ausländern, die auf Schiffen übers Meer kamen, und erfuhr von Königen, großen Nationen, Priestern, Göttern, Armeen und Eroberungen. Das wollte er auch. Er wollte Armeen anführen, ein König sein und andere Könige in den Staub werfen, sie unterjochen und beherrschen.«
    Sie schaute Ansa durchdringend an. »Aber vor allem wollte er mich. Und um mich zu bekommen, musste er die Häuptlinge stürzen. Als wir noch sehr jung waren, sagte er, er würde ein König werden und mich neben

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