Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Bauer dahin. Wir leben von unseren Herden und der Jagd. In der Steppe wird man von den Beutetieren schon von weitem gesehen. Mit Cabo und Bogen sind wir die Herren des Landes. Im Krieg benutzen wir auch die Lanze und das Schwert.«
    »Königin Larissa«, meldete sich Impimis zu Wort, dem es nicht gefiel, unbeachtet zu speisen, während sich die Königin mit einem unwichtigen Barbaren unterhielt. »Wir alle haben von deinen glorreichen Insulanern gehört. Mit eigenen Augen sehen wir, wie schön und stark sie sind. Bitte sage mir, welche Fähigkeiten sie über alle anderen Krieger erheben?«
    »Das lässt sich nicht leicht beschreiben, aber vielleicht können wir es euch vorführen.« Sie drehte sich um und sprach mit einem Wächter. Der Mann verließ das Zelt. Kurz darauf nahm ein Dutzend junger Krieger vor dem Eingang Aufstellung. Draußen hatte man inzwischen Feuer entzündet, deren Licht von zahlreichen Fackeln verstärkt wurde. Das warme Licht spiegelte sich auf der eingeölten, glänzenden Haut der jungen Burschen und dem Metall der Speere.
    »Das sind die jüngsten Krieger meiner Leibwache«, erklärte Larissa. »Zu Eurem Vergnügen führen sie ein paar der alten Kriegstänze aus unserer Heimat vor.«
    Die Besucher setzten höfliche Mienen auf und machten sich bereit, die volkstümlichen Tänze über sich ergehen zu lassen, die nach Meinung der Wilden zur Unterhaltung der Gäste geeignet waren. Die Königin schenkte Ansa ein verschwörerisches Lächeln, als teilten sie ein Geheimnis.
    Zwei der jungen Krieger traten vor und stellten sich einander gegenüber. Körperlich passten sie hervorragend zusammen. Beide waren groß, anmutig und muskulös wie Raubkatzen. Unweit des Feuers stimmten Musikanten mit Flöten und winzigen Trommeln ein rhythmisches Lied an.
    Die Krieger stießen abwechselnd mit den Speeren zu. Ein Raunen lief durch die Zuschauer, wenn beide zur Seite sprangen, um den blitzenden Klingen auszuweichen, die sie nur um Haaresbreite verfehlten. Dabei tanzten sie aneinander vorbei, indem sie um die eigene Achse wirbelten. Die Speere zischten durch die Luft, der eine tief, der andere hoch. Der erste Bursche duckte sich unter dem Angriff, der zweite sprang in die Höhe, um dem Stoß nach seinem Knie auszuweichen. Bei jeder Bewegung flogen die langen Fellstreifen umher, die um die Ellbogen und Knie der Krieger gebunden waren, und unterstrichen das erstaunliche Bild. Die langen Haare der Männer wehten im Nachtwind. Nicht ein einziges Mal ließen die Speere in ihren tödlichen Stößen nach.
    Gebannt beugte sich Ansa vor. Hier handelte es sich nicht um den zeremoniellen Kriegstanz, den andere Völker aufführten. Hier zeigten die Kämpfenden ihr wahres Können und ihre Geschicklichkeit. Jede Bewegung war ein tödlicher Angriff oder ein geschmeidiges Ausweichen. Vielleicht waren die Schritte geplant, aber der kleinste Fehler hätte eine schwere Verletzung oder den Tod zur Folge gehabt.
    Jetzt lösten sich zwei weitere Krieger aus der Gruppe und begannen mit dem Speertanz. Zum Entsetzen der Zuschauer sprangen sie zwischen den ersten Tänzern umher, die ihr Tempo nicht einen Moment verlangsamten. Dann gesellte sich noch ein Paar dazu. Ihr Tanz verlief so geordnet und gleichzeitig so verwirrend, als stünden Jongleure im Kreis zusammen und würden einander Kegel und Bälle nach einem komplizierten Muster zuwerfen, das nur Eingeweihte enträtseln konnten.
    Schon bald tanzten alle Zwölf in geradezu selbstmörderischer Manier. Zwölf Körper und zwölf lange Speere befanden sich auf einem Platz, der nicht mehr als zehn Schritte an jeder Seite maß. Die Männer sprangen umher, als seien sie alleine und würden die Waffe zum eigenen Vergnügen schwingen. Das einzige Anzeichen der Gefahr war das gelegentliche Klirren, wenn die Klingen einander berührten.
    »Unglaublich!« rief Impimis. »Wie lange halten sie das durch?«
    »Stundenlang«, antwortete Larissa. »Solange ich es wünsche.«
    »Aber irgendwann wird einer zu Tode kommen«, warf Floris ein.
    »Sicher. Das wird die anderen nicht aufhalten. Sie leben und sterben gemäß unseren Wünschen, und mehr verlangen sie nicht.«
    Sie klatsche in die Hände, und der Tanz wurde abgebrochen. Die Männer stellten sich wieder wie zuvor auf, während die Zuschauer begeistert applaudierten. Die Körper der Krieger waren schweißüberströmt, und einige bluteten aus kleinen Schnittwunden, aber sie trugen steinerne Mienen zur Schau, und keiner von ihnen war außer Atem. Dann

Weitere Kostenlose Bücher