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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Alarmknopf mit pressender Handfläche niederhalten. Stimmen näherten sich von überall, aufgeregte, besorgt klingende Stimmen. Und Gedanken folgten ihnen, als der Mann am Interkom seinen Verdacht und seine Vermutungen artikulierte – die wachsamen, kalt-unerbittlichen Gedanken, wie sie sie in den Gehirnen der grausamsten und tödlichsten aller Bestien geboren werden: der Menschen.
    Aber Felix wußte, daß diese Bestien zuweilen auf ihr logisches Denkvermögen hörten. Sie würden vielleicht einsehen, daß sie noch immer Versuchstiere für die Planeten brauchten, die sie zu finden hofften. Sie würden nicht, so hoffte er inbrünstig, alle seine Freunde hier und jetzt abschlachten.
    Aber wenn sie zu ärgerlich wären, dann würden sie sich nicht logisch verhalten.
     
    Durch das dunkel getönte Glas eines Fensters für Direktbeobachtung betrachtete Kapitän Eriksson einen Stern, der wie ein prächtiger Saphir vor einem Hintergrund von verstreutem Silberstaub leuchtete. Heimat. Er konnte sie beinahe näherrücken sehen. Lächelnd streichelte er den Kater, der auf seiner Schulter saß und ruhig und ernst zum Fenster hinausblickte.
    »Ein Glück, daß deine Freunde es nicht zu diesem ersten Planeten schafften, Felix«, sagte er sinnend. »All diese unangenehmen Kleintiere und Bakterien … sie hätten keine Woche ausgehalten. Aber auf der Welt, die wir für sie aussuchten, sollten sie zurechtkommen. Kein nennenswertes Tierleben, nur eine halbintelligente Pflanzenwelt, die sie daran hindern wird, allzu träge zu werden. Es sei denn …«
    Es sei denn, die Schwere ihres neuen Planeten brächte eine Umkehrung der Veränderung zustande, die im Raum stattgefunden hatte. Selbst Felix wußte nicht, ob es die langdauernde Schwerelosigkeit war, die sie bewirkt hatte, oder irgendeine rätselhafte Strahlung der heimatlichen Sonne. Das war der Grund gewesen, warum er sich für das Verbleiben an Bord entschieden hatte. Ein Kater inmitten einer Kolonie von Mäusen und Meerschweinchen, und alle Opfer des gleichen Degenerationsprozesses … Das war kein hübscher Gedanke.
    Auch als er die anderen auf der Brücke Versammelten anredete, gebrauchte der Übermensch, zu dem Kapitän Eriksson geworden war, gesprochene Worte. In drei Tagen würden sie in die Umlaufbahn um die Erde eintreten, und er wollte sich wieder daran gewöhnen, mit Nicht-Telepathen Umgang zu pflegen. Er sagte: »Wir werden nicht viel Gefallen an der Erde finden, obgleich sie unsere Heimat ist. Wir sind ihr … entwachsen. Die Veränderung in uns Menschen, mit unserer großen und komplexen Gehirnstruktur, vollzog sich in der Tat sehr langsam. Beinahe zwei Jahre mußten vergehen, bevor der Entwicklungsprozeß abgeschlossen war. Aber selbst Felix hier, so klug er auch ist, kann nicht annähernd ermessen, wie sehr wir in dieser Zeit gereift sind.« Er schwieg eine Weile, dann schüttelte er bedächtig seinen Kopf. »Nein. Es ist unsere Pflicht, die bewohnbaren Planeten anzugeben, die wir gefunden haben, die Veränderung zu melden, die in der Schwerelosigkeit des Raums stattfindet, und was wir darüber hinaus an Ereignissen vorzuweisen haben. Sie werden uns psychologischen und neurologischen Tests unterziehen wollen, und wir werden in der nächsten Zeit bestaunt und bewundert werden wie seltene Tiere. Aber es wird uns auf der Erde nicht gefallen. Auf der Erde kämpfen und hassen sie. Sie … sie töten.
    Ich denke, wir alle werden den Wunsch haben, so bald wie möglich wieder abzureisen.«
     

 
SÄUBERUNGSAKTION
     
    Das Schiff hatte es eilig. Wie ein großer silberner Pfeil schoß es durch die frostigen Bereiche der oberen Atmosphäre. Der nadelspitze Bug und die Stabilisierungsflächen glühten mit dem zornigen Rot des Luftwiderstands, und ein dünner, schnurgerader Kondensstreifen markierte seine Flugbahn am dunkelblauen Himmel. Tief unter ihm zog die Oberfläche des Planeten mit täuschender Langsamkeit vorüber.
    Im winzigen Brückenraum des Schiffs knackte ein Lautsprecher, summte und sagte: »Flaggschiff an Dreiundfünfzig!«
    Die Augen der drei Besatzungsmitglieder blickten kurz zum Lautsprecher und richteten sich wieder auf ihre Instrumente. Ein gespannter Zug um ihre Lippen und die unwillkürliche ruckartige Bewegung ihrer Köpfe zur Geräuschquelle verrieten ihre Nervenbelastung. Sie entspannten sich ein wenig, als die Stimme aus dem Lautsprecher feststellte: »Hier spricht der Kommandant. Sie erreichen das Zielgebiet in neun Minuten fünfzehn Sekunden. Was

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