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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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herauszufinden, ob ein Mann das Zeug zu diesem Beruf hatte, aber eine ziemlich drastische.
    Nun saß Harrison mit eingezogenen Schultern auf seinem Sitz und starrte auf den Bildschirm, der die vorbeiziehende Oberfläche des Planeten zeigte. Aus fünfhundert Metern Hohe sah der Boden wie ein rötlichbrauner Teppich aus, der sich monoton unter dem langsamer werdenden Schiff ausbreitete. Auf halbem Weg zum zurückliegenden Horizont war ein Fleck auf dem Teppich – ein häßlicher, grauschwarzer Fleck von annähernd zehn Kilometern Durchmesser, wo noch vor kurzem eine der Kriecherstädte gestanden hatte. Spences Schiff war für mehrere solcher Flecken direkt verantwortlich. Nichts war so geeignet wie eine mittelgroße Wasserstoffbombe, unterirdisch gezündet, um eine Stadt wirklich dem Erdboden gleichzumachen. Die Druckwelle und die Hitze verliehen dem resultierenden Schutt das Aussehen von feinem Kies. Plazierung und Zündung der Bomben war Sache des Waffenoffiziers, und so saß Harrison jetzt da und begann sich selbst zu hassen.
    Es war eine gute Sache, dachte Spence, daß die Kriecherzivilisation in großen, weitauseinanderliegenden Städten konzentriert war. Man brauchte nicht so viele Bomben, und es vereinfachte die Säuberungsarbeit. Es gab keine Bauerngehöfte und Dörfer, mit denen man sich beschäftigen mußte, aber es gab Gruppen von Überlebenden, denen es irgendwie gelungen war, sich dem ersten Auskehren zu entziehen und die sich an verschiedenen Orten versteckt hielten. Eine dieser Gruppen – eine der wenigen, die es auf dem Planeten noch gab – war das Ziel von Spences Unternehmung.
     
    Eine niedrige Hügelkette kam in Sicht, und hinter ihren runden Kuppen waren die Fremden. Das Schiff hatte diesen Kurs gewählt, damit der Höhenzug es gegen Radar abschirmte, voraussetzend, daß die Kriecher über Radar verfügten. Es hatte keinen Sinn, irgendein Risiko einzugehen.
    Spence sagte mit rauher Stimme: »Fünf Sekunden zum Ziel. Klar zur Bestrahlung.«
    Die Kriecher hatten kein Radar, aber aus Teilen von Bergbaumaschinen hatten sie irgendwie eine mehrläufige Flakwaffe gebastelt. Es machte nicht den geringsten Unterschied, sie hatten keine Chance. Etwas wie ein grauer Blitz fuhr über den Himmel. Eine Sekunde lang waren die Verteidiger im breiten Kegel der unsichtbaren Strahlung. Die Wirkung war augenblicklich. Die Gruppe von Kriechern um die Flak zuckte und zappelte krampfhaft, als die Nerven auf die Strahlung reagierten, und dann rollten die Gestalten schlaff auf den Grund.
    Und als der Donner der Triebwerke über die Hügel rollte und auf die Bergbausiedlung der Kriecher niederschlug, war die Maschine selbst nur noch ein blitzendes kleines Ding am Himmel, das sich rasch zum Horizont entfernte, und auf dem Boden regte sich nichts mehr. So einfach war es.
    Das Schiff kehrte in einer weiten Schleife zurück und näherte sich sehr langsam der Bergbausiedlung. Von dem Projektor unter seiner Nase fächerte wieder die Strahlung aus; diesmal bestrich sie das Ziel volle vier Sekunden lang. Dann ging die Maschine kreisend nieder, setzte auf und rollte nach fünfzig Metern aus.
    Diese zweite Dosis war unnötig, dachte Spence, nur eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Es gab keine bekannte Rasse, die gegen diese Strahlung immun war. Sie kam der perfekten Waffe näher als alles, was je entwickelt worden war; sie verletzte den Körper nicht, sondern wirkte direkt auf das Nervenzentrum ein. Das Resultat war völlige Bewußtlosigkeit des Opfers, dessen Muskeln paralysiert und dessen Stoffwechselfunktionen auf ein Minimum reduziert wurden. Das Schöne daran war, daß die Wirkung aufgehoben werden konnte. Traf man versehentlich eine Gruppe der eigenen Leute, konnten sie wiederbelebt werden. Traf man eine feindliche Abteilung, konnte man zurückkommen und die Gegner nach Belieben aufsammeln, mit Kugeln durchlöchern oder verbrennen – sie waren hilflos. Die einfachste Methode war, sie einfach liegenzulassen; dann verhungerten sie in diesem Zustand.
    Spences Gedanken gingen in eine zu zynisch-militärische Richtung. Er befreite sich von ihnen und sagte: »Luken öffnen. Laderäume A und B Rampen ausfahren. Machen Sie schnell, Bennett.« Dann lehnte er sich müde zurück und schloß einen Moment die Augen. Einstweilen hatte er nichts zu tun.
     
    Bis zu diesem Augenblick war der Geräteoffizier wenig mehr als ein Passagier gewesen, aber nun ging er an die Arbeit. Fünfzehn bis zwanzig Servomechanismen, funktionell

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