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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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sie aber nicht mehr gegen uns einsetzen. Wir verladen jetzt die letzten Körper.«
    Er hielt inne. Bennett winkte ihm aufgeregt zu und versuchte seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Harrison stand über Bennetts Schulter gebeugt und starrte mit ungläubiger Miene. Spence nickte kurz und sagte ins Mikrophon: »Entschuldigen Sie mich, Sir. Da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein.« Ungeduldig wandte er sich zu den anderen.
    »Was gibt es?«
    Bennett sagte nichts. Sein Finger zeigte auf fünf Funken im Bild einer Bodenkamera, die am Rand eines Förderschachtes zu stehen schien. Die Funken waren in Bewegung.
    Unten im Bergwerk mußten fünf fremde Lebewesen frei herumlaufen.
    Das war zuviel. Spence war über sein Pech so verärgert, daß er laut zu fluchen begann. Er hatte gehofft, in zehn Minuten von diesem elenden Planeten starten zu können. Und nun dies.
    Die fünf Kriecher mußten die ganze Zeit unten im Bergwerk gewesen sein – vermutlich nicht tiefer als dreißig oder vierzig Meter, denn das war die maximale Tiefe, in der ein Detektor von der Oberfläche aus denkendes Leben orten konnte. Und die Strahlung hatte natürlich bei weitem nicht die Kraft gehabt, eine so dicke Schicht Erde und ein erzhaltiges Gestein zu durchdringen. So waren sie von ihr verschont geblieben und krochen nun dort unten herum, fünf fremdartige Vierfüßler mit schönen, schimmernden Pelzen, achtzig bis hundert Zentimeter dick und drei bis dreieinhalb Meter lang. Ihre Empfindungen für die zweibeinigen Insassen des Schiffs entzogen sich vermutlich jeder Beschreibung. Freundlich waren sie bestimmt nicht. Des Kapitäns Stimme bebte ein wenig, als er dem ungeduldigen Flottenkommandanten diese neueste Entwicklung meldete.
    Die Antwort ließ lange auf sich warten, und Spence saß und schwitzte und wippte nervös mit dem rechten Fuß. Verdammt!
    »Das ist schlecht, Kapitän. Sehr schlecht«, sagte der Lautsprecher endlich. »Was immer Sie unternehmen, um mit dieser Situation fertig zu werden, denken Sie daran, daß Schnelligkeit oberstes Gebot ist. Ich werde noch genau dreiundfünfzig Minuten in dieser Umlaufbahn bleiben. Mehr Zeit kann ich Ihnen nicht geben.«
    Der Kommandant schwieg, aber er war noch nicht ganz fertig. Als er fortfuhr, klang seine Stimme ein wenig wärmer und menschlicher.
    »Noch etwas, Kapitän«, sagte er. »Sollten die Umstände es erfordern, werde ich vor Ablauf dieser Frist Startbefehl geben müssen. Auch können wir Ihnen keine Hilfe schicken, denn Sie sind jetzt das einzige Schiff, das sich noch auf dem Planeten befindet. Sie werden der letzte Mann an Bord sein, Kapitän, und Sie kennen das Risiko. Ich überlasse die Entscheidung Ihnen. Viel Glück. Ende.«
     
    Spence hatte sich oft gefragt, was für ein Gefühl es sein mochte, bei einer dieser Säuberungsaktionen der letzte Nachzügler zu sein. Nun, da er es wußte, wäre ihm lieber gewesen, wenn er es nie erfahren hätte. Aber er hatte nur fünfzig Minuten, etwas zu tun. Er mußte sich was ausdenken.
    Aber er konnte nur denken, daß irgendwo unter ihm die letzten lebenden Einwohner dieses Planten krochen und daß sein Schiff ganz allein in dieser weiten Einöde war. Er hatte große Lust, die Dinge auf sich beruhen zu lassen und einfach zu starten, aber die Pflicht hielt ihn zurück. Er wandte sich zu den anderen zwei und fragte: »Hat jemand eine Idee?«
    Harrison schüttelte seinen Kopf.
    Bennett sagte: »Eine Bohrmaschine ist schon unterwegs zum Schacht. Sie wird ihn erweitern, bis einer der Greifer einfahren kann. Es gibt keine Förderaufzüge und dergleichen. Der Schacht hat die Form einer absteigenden Spirale mit abzweigenden Stollen in verschiedenen Ebenen.«
    Spence grunzte und dachte nach. Bennett fuhr in entschuldigendem Ton fort: »Es ist keine sehr gute Idee, weil die Arbeit zuviel Zeit kosten könnte. Es sei denn, wir können sie in einem Endstollen fangen, und ich glaube nicht, daß sie uns den Gefallen tun werden. Aber ich weiß nicht, wie wir es anders machen könnten. Haben Sie eine bessere Idee?«
    Spence schüttelte den Kopf. »Gibt es mehrere von diesen Förderschächten? «
    »Nur den einen«, sagte Bennett und wartete.
    Wahrscheinlich gab es eine sehr einfache Antwort auf dieses Problem, dachte Spence, aber der Zeitdruck, unter dem sie standen, benebelte sein Gehirn so, daß er überhaupt nicht denken konnte. Alle möglichen Überlegungen und Daten flatterten wie ein durcheinandergeworfenes Kartenspiel durch seinen Verstand, aber nichts ergab

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