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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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– ich habe Ihren Freund gefunden.« Mutig stürzte er sich in das Getümmel um Mirabeau. Im nächsten Moment tauchte er wieder auf, im Schlepptau Camille Desmoulins. Pétion war ein gefühlsseliger Mann; gerührt trat er beiseite, um dem Wiedersehen beizuwohnen. Mirabeau stampfte davon, in angeregtem Gespräch mit Barnave. Camille griff nach de Robespierres Händen. Sie waren kühl, fest, trocken. Camille spürte, wie sein Herzschlag sich verlangsamte. Über die Schulter warf er einen Blick hinter dem weggehenden Mirabeau her. Sekundenlang sah er den Comte in einem veränderten Licht: als alternden Granden in einem lauten Melodram. Er sehnte sich aus dem Theater fort.
    Am 6. Mai tagten Klerus und Adel getrennt in den Räumlichkeiten, die man ihnen zuwies. Aber für den Dritten Stand war nur die Grande Salle des Menus Plaisirs groß genug. Sie durften darum bleiben, wo sie waren. »Der König hat einen Fehler begangen«, sagte de Robespierre. »Er hat uns das Feld überlassen.« Er staunte über sich selbst: Vielleicht fruchteten die Gelegenheitsunterhaltungen mit Lazare Carnot, dem Militäringenieur, ja doch. Bald würde er seine Nervosität überwinden und vor die Menge der Versammelten treten müssen. Arras schien weit, weit weg.
    Der Dritte Stand kann natürlich keine echten Beschlüsse fassen. Täte er das, hieße dies sich mit dem Status einer getrennten Versammlung zu bescheiden. Er bescheidet sich nicht. Er fordert die beiden anderen Stände zum Zurückkehren auf. Adel und Klerus weigern sich. Patt.
    »Ab jetzt notieren Sie einfach alles mit, was ich sage.«
    Die Genfer Sklaven hielten kleine Zettel auf den Knien, Zettel mit Büchern als Unterlage. Sämtliche Oberflächen, die zum Schreiben hätten dienen können, waren mit Mirabeaus Papieren bedeckt. Von Zeit zu Zeit wechselten sie Blicke, ausgebuffte Revolutionsveteranen, die sie waren. Der Comte tigerte auf und ab, mit einem Stapel Aufzeichnungen wedelnd. Er trug sein karmesinrotes Negligé, die Ringe an seinen dicht behaarten Pranken fingen das Kerzenlicht ein und schossen Feuerblitze durch das stickige Zimmer. Es war ein Uhr nachts. Teutch kam herein.
    TEUTCH : Monsieur …
    MIRABEAU : Raus.
    [Teutch zieht die Tür hinter sich zu.]
    MIRABEAU : Der Adel möchte also nicht mit uns tagen. Er hat gegen unseren Vorschlag votiert – mit einer klaren Mehrheit von einhundert Stimmen. Der Klerus will auch nicht mit uns tagen, aber er hat 133 zu 114 abgestimmt, sehe ich das richtig?
    DIE GENFER : Das sehen Sie richtig.
    MIRABEAU : Sehr knapp also. Das hat etwas zu sagen.
    [Er geht auf und ab. Die Genfer kritzeln. Es ist 2:15. Teutch kommt herein.]
    TEUTCH : Monsieur, da ist ein Mann mit einem sehr schweren Namen, der Sie schon seit elf sprechen will.
    MIRABEAU : Was soll das sein, ein schwerer Name?
    TEUTCH : Ich kann ihn nicht verstehen.
    MIRABEAU : Na, dann lass ihn dir auf einem Zettel aufschreiben und bring mir den, du Schwachkopf!
    [Teutch geht hinaus.]
    MIRABEAU [schweift ab] : Necker. Was ist Necker, in drei Teufels Namen? Was qualifiziert ihn für sein Amt? Was in aller Welt lässt ihn so gut dastehen? Ich sage Ihnen, was es ist – der Mann hat keine Schulden und keine Mätressen. Ist es das , was die Öffentlichkeit heutzutage will – einen Schweizer Pfennigfuchser ohne Eier in der Hose? Nein, Dumont, schreiben Sie das nicht mit.
    DUMONT : Sie klingen, als wären Sie neidisch auf Necker, Mirabeau. Auf sein Ministeramt.
    [2:45. Teutch kommt mit einem Zettel. Mirabeau rupft ihn ihm aus der Hand und schiebt ihn in seine Tasche.]
    MIRABEAU : Vergessen Sie Necker. Er wird ohnehin vergessen werden. Kommen wir wieder zur Sache. So wie es aussieht, ist unsere beste Hoffnung der Klerus. Wenn wir ihn auf unsere Seite ziehen können …
    [Um 3:15 fischt er den Zettel aus seiner Tasche.]
    MIRABEAU : De Robespierre. Kurioser Name … Gut, alles steht und fällt also mit diesen neunzehn Priestern. Das heißt, ich brauche eine Rede, die sie nicht nur einlädt , sondern die sie beflügelt – keine gute Rede, sondern eine phänomenale Rede. Eine Rede, die ihnen ihre Interessen und ihre Pflichten gestochen scharf vor Augen führt.
    DUROVERAY : Und eine, die den Namen Mirabeau ganz nebenbei für alle Zeit und Ewigkeit in Glorienschein taucht.
    MIRABEAU : Auch nicht ganz unwichtig.
    [Teutch kommt herein.]
    MIRABEAU : Himmelherrgott, willst du alle zwei Minuten hier hereinpoltern und mit der Tür knallen? Ist M. de Robbepierre noch da?
    TEUTCH : Ja,

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