Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
zog aus seiner Rocktasche – keine Feuerwaffe, wie Lafayette fast schon befürchtet hatte, sondern eine Papierrolle. »Hier ist eine Wandzeitung, die das Cordeliers-Bataillon entworfen hat. Möchten Sie sie lesen?«
    Lafayette streckte die Hand aus. »Eine spontane kleine Hetzschrift von M. Desmoulins?«
    Er überflog das Blatt. »Sie fordern die Nationalgarde auf, den König am Verlassen der Tuilerien zu hindern.« Sein Blick forschte in Dantons Gesicht. »Ich werde gegenteilige Anweisung erteilen. Im Grunde rufen Sie also zu Meuterei auf.«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    Danton beobachtete ihn unverwandt, wartete auf die schwache Röte entlang der Backenknochen, die den inneren Aufruhr des Generals verriet. Nach wenigen Sekunden taten die Kapillaren ihm den Gefallen. »Ich hätte nicht gedacht, dass zu Ihren Lastern auch religiöse Intoleranz zählt, Danton. Was kümmert es Sie, wer dem König geistlichen Beistand spendet? Aus seiner Sicht hat er eine Seele, die es zu retten gilt, was geht das Sie an?«
    »Wenn der König seine Versprechen bricht und die Gesetze mit Füßen tritt, geht mich das sehr viel an. Und wenn er von Paris nach Saint-Cloud aufbricht und von Saint-Cloud zur Grenze, um sich dort an die Spitze der Emigrés zu stellen, geht mich das noch mehr an.«
    »Wer sagt Ihnen, dass er das beabsichtigt?«
    »Mein Gefühl.«
    »Sie klingen wie Marat.«
    »Tut mir leid, wenn Sie das so empfinden.«
    »Ich werde die Kommune zu einer Ausnahmesitzung einberufen. Ich werde beantragen, dass das Kriegsrecht verhängt wird.«
    »Versuchen Sie’s«, sagte Danton verächtlich. »Wissen Sie, wie Camille Desmoulins Sie nennt? Den Don Quixote der Capets.«
    Krisensitzung. M. Danton sichert sich mit den Stimmen der Friedliebenden und der Gefügigen eine Mehrheit gegen das Kriegsrecht. Lafayette, zornentbrannt, bietet Bürgermeister Bailly seinen Rücktritt an. M. Danton weist darauf hin, dass der Bürgermeister nicht befähigt ist, ihn anzunehmen; wenn der General zurücktreten wolle, müsse er bei jeder der achtundvierzig Sektionen einzeln vorsprechen und es ihnen melden.
    Außerdem nennt M. Danton General Lafayette einen Feigling.
    DIE TUILERIEN, Montag der Karwoche, 11.30 Uhr.
    »Es ist Wahnsinn«, sagte Bürgermeister Bailly, »das Cordeliers-Bataillon hier zu haben.«
    »Sie meinen das Bataillon Nr. 3«, sagte Lafayette. Er schloss die Augen. Hinter seiner Stirn brannte ein kleiner, dünner Schmerz.
    Die Königsfamilie durfte die Kutsche besteigen, und das war’s. Die Nationalgarde widersetzte sich den Anweisungen. Sie weigerte sich, die Tore zu öffnen. Die Menge draußen hätte die Kutsche ohnehin nicht durchgelassen. Die Nationalgarde weigerte sich auch, die Menge auseinanderzutreiben. »Ça ira!«, sang die Menge. Der oberste Königliche Kammerherr wurde tätlich angegriffen. Der Dauphin fing zu weinen an. Vor einem oder zwei Jahren hätte das noch Gewissensbisse verursacht. Aber wer nicht wollte, dass ein Kind solchen Härten ausgesetzt war, der musste es eben zu Hause lassen.
    Lafayette fluchte auf seine Leute ein. Wutbebend saß er auf seinem Schimmel, der unruhig zuckte und unter ihm herumtänzelte.
    Der Bürgermeister rief die Menge zur Ordnung. Er wurde niedergeschrien. Das Königspaar in der Kutsche sah sich an.
    »Du Schwein«, schrie ein Mann dem König entgegen. »Wir zahlen dir fünfundzwanzig Millionen im Jahr, also tu gefälligst, was wir dir sagen.«
    »Verhängen Sie das Kriegsrecht«, befahl Lafayette Bailly.
    Bailly wich seinem Blick aus.
    »Los.«
    »Ich kann nicht.«
    Nun war Geduld gefragt. Nach eindreiviertel Stunden hatten König und Königin genug. Als sie in den Palast zurückkehrten, versuchte sich die Königin im Johlen der Menge verständlich zu machen: »Wenigstens können Sie nicht länger behaupten, Lafayette, dass wir frei seien.«
    Es war Viertel nach eins.
    Ephraim, Agent im Dienst Friedrich Wilhelms von Preußen, an Laclos im Dienst des Herzogs von Orleáns:
Einige Stunden sah es hervorragend für uns aus. Ich dachte schon, Ihr lieber Dienstherr würde seinen Vetter auf dem Thron ablösen; aber diese Hoffnung hege ich nun nicht mehr. Das Einzige, was mich an der Sache freut, ist, dass wir Lafayette das Wasser abgegraben haben, was einiges wert ist. Aber unsere 500000 Livres sind mehr oder weniger für nichts draufgegangen, was mich doch sehr wurmt; wir haben solche Summen nicht alle Tage zur Verfügung, und der König von Preußen wird es leid werden, sie zu

Weitere Kostenlose Bücher