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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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zur Tagesordnung über.«
    Als Danton mit einer kleinen Militäreskorte in der Manege ankam, begrüßte ihn die dicht gedrängte, gerüchtebrodelnde Menge mit Hochrufen. »Lang lebe unser Vater Danton«, rief jemand. Er registrierte es mit flüchtigem Erstaunen.
    Später am gleichen Tag kam M. Laclos in die Rue des Cordeliers. Er musterte Gabrielle eingehend – nicht lüstern, eher prüfend. Sie errötete leicht, sein Blick machte sie zappelig. Dieser Tage glaubte sie, alle bemerkten, wie breit sie geworden war. Ein kleiner Seufzer entfuhr Laclos. »Schwül haben wir’s, Mme Danton.« Er stand im Salon und streifte die Handschuhe ab, sorgfältigst, Finger um Finger, ehe er zu Danton aufsah. »Wir sollten über ein paar Dinge sprechen«, sagte er liebenswürdig.
    Drei Stunden später zog er die Handschuhe mit der gleichen Sorgfalt wieder an und ging.
    Paris ohne König. Ein Spaßvogel hängt einen Zettel an den Zaun um die Tuilerien: ZU VERMIETEN . Danton plädiert überall in der Stadt für die Republik. Bei den Jakobinern erhebt sich Robespierre, um ihm zu erwidern. Seine schmalen Finger mit den abgekauten Nägeln schieben sorgsam die Halsbinde zurecht. »Was ist eine Republik?«, fragt er.
    Danton merkt, er muss seine Begriffe definieren. Auf Treu und Glauben akzeptiert Maximilien Robespierre nichts.
    Der Herzog hieb mit der Faust auf ein zartes Tischchen mit einem Mosaik aus Rosen, Bändern und Geigen.
    »Red mit mir nicht wie mit einem Dreijährigen«, raunzte er.
    Félicité de Genlis war eine geduldige Frau. Sie lächelte schwach. Sie würde nicht lockerlassen, und wenn es den ganzen Tag dauerte.
    »Die Versammlung hat dich gebeten, den Thron zu übernehmen, falls er vakant wird«, sagte sie.
    »Genau das meine ich!«, polterte der Herzog. »Jetzt machst du’s schon wieder. Das wissen wir inzwischen doch. Wir alle wissen das. Du bist eine lästige Person.«
    »Nicht aufbrausen, mein Lieber. Darf ich dich erstens darauf hinweisen, dass es alles andere als wahrscheinlich ist, dass der Thron vakant wird? Wie ich höre, musste dein Vetter seine Reise vorzeitig abbrechen. Er ist auf dem Rückweg nach Paris.«
    »Allerdings«, sagte der Herzog genüsslich. »Der Tölpel. Lässt sich einfangen. Sie haben Barnave und Pétion geschickt, um sie zurückzuholen. Ich hoffe, der Abgeordnete Pétion ist den ganzen Weg über rüpelhaft zu ihnen.«
    Daran zweifelte Félicité keine Sekunde. »Du weißt«, fuhr sie fort, »dass es der Versammlung jetzt, wo die neue Verfassung steht und nur noch vom König unterzeichnet werden muss, vor allem auf stabile Verhältnisse ankommt. Es hat sich so vieles so sehr verändert und das in so kurzer Zeit, dass die Menschen nichts so herbeisehnen wie Ordnung. Gut möglich, dass Louis in einem Monat wieder fest auf dem Thron sitzt. Dann wird es scheinen, als wäre all dies nie geschehen.«
    »Aber er ist weggelaufen , verdammt. Er will dieses Land regieren, und er läuft davon ?«
    »Die Versammlung wird seine Handlungen vielleicht anders auslegen.«
    »Wie soll das gehen? Verzeih, ich bin ein einfältiger Mann …«
    »Die Abgeordneten nicht. Sie sind sogar ziemlich spitzfindig. Juristen großenteils.«
    »Denen trau ich nicht«, sagte Philippe. »Ihrem ganzen Schlag nicht.«
    »Dann überlege doch, Liebster – wenn Louis wieder auf dem Thron sitzt – überlege doch, wie es ihn aufbringen muss, wenn du so erpicht darauf scheinst, in seine Fußstapfen zu treten.«
    »Aber das will ich doch, oder vielleicht nicht?« Philippe starrte sie mit offenem Mund an. Worauf wollte sie hinaus? War nicht das Sinn und Zweck der Übung gewesen, diese ganzen drei Jahre, nein, länger schon? Er sollte König werden, nur dafür hatte er doch die Gesellschaft von Leuten ertragen, die keine Aristokraten waren, die nicht jagten, die das Maul eines Rennpferds nicht von seinem Schwanz unterscheiden konnten! Nur dafür hatte er sich die Gönnerhaftigkeit dieses fischäugigen Laclos gefallen lassen und diesen narbengesichtigen Rohling Danton an seiner Tafel geduldet, der seine Geliebte Agnès und seine ehemalige Geliebte Grace mit den Blicken auszog! Nur dafür hatte er bezahlt, bezahlt, bezahlt!
    Félicité schloss die Augen. Sachte jetzt, dachte sie. Sag es behutsam, aber sag es: für die Nation, für die Kinder dieses Mannes, die ich großgezogen habe. Für unser aller Überleben.
    »Überleg doch«, sagte sie.
    »Überleg doch!« Der Herzog verlor die Geduld. »Gut, du misstraust meinen Anhängern. Das tue

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