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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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»Camille ist lasterhaft. Übrigens, es ist doch in Ordnung, wenn Caroline Rémy mit einzieht?«
    »Nein«, sagte Danton. »Das ist ganz und gar nicht in Ordnung.«
    »Wieso nicht? Hérault macht es nichts, er kommt einfach hierher.«
    »Es interessiert mich einen Dreck, ob es ihm etwas macht oder nicht. Denkst du, ich lasse es zu, dass du dieses Haus in ein Bordell verwandelst?«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Fabre. Hilfesuchend sah er auf Camille, aber der las seine Post.
    »Lass dich von deiner Nicole scheiden, heirate Caroline, und sie wird uns willkommen sein.«
    »Sie heiraten?«, sagte Fabre. »Machst du Witze?«
    »Na, wenn das so undenkbar ist, sollte sie auch nicht in die Nähe unserer Frauen kommen.«
    »Ah, ich verstehe.« Fabre sagte es kampflustig. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Der Minister und sein Kollege, der andere Staatssekretär, hatten diesen Sommer höchst freizügig von Caro Gebrauch gemacht. »Es gilt also ein Gesetz für euch«, sagte er, »und ein anderes für mich.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Habe ich hier eine Geliebte angeschleppt?«
    »Ja«, murmelte Fabre.
    Camille lachte laut auf.
    »Mach dir bitte klar«, sagte Danton, »wenn du Caro hier einziehen lässt, wissen es binnen einer Stunde auch die Ministerien und die Versammlung, und dann hagelt es auf uns – auf mich – sehr harsche und sehr berechtigte Vorwürfe.«
    »Na gut«, sagte Fabre böse, »Themawechsel. Willst du hören, was Condorcet in der heutigen Zeitung zu deiner Berufung zu sagen hat, Minister?«
    »Ich hoffe, Sie haben nicht vor, uns jeden Morgen mit brissotistischem Geschwafel zu erbauen«, sagte Lucile. »Trotzdem. Ausnahmsweise.«
    Fabre faltete das Blatt auf. »›Der leitende Minister musste ein Mann sein, der das Vertrauen derer genießt, die in den letzten Tagen das Ende der Monarchie herbeigeführt haben. Es musste ein Mann mit genügend persönlicher Autorität sein, um auch die verachtungswürdigsten Instrumente dieser segensreichen, ruhmvollen und notwendigen Revolution im Zaum zu halten.‹ Damit sind wir gemeint, Camille. ›Es musste ein Mann von so viel Eloquenz, Temperament und Charakter sein, dass er weder dem von ihm bekleideten Amt Schande macht noch denjenigen Mitgliedern der Nationalversammlung, die mit ihm werden umgehen müssen. Einzig Danton vereinte diese Eigenschaften in sich. Ich habe für ihn gestimmt, und ich bereue meine Entscheidung nicht.‹« Fabre beugte sich zu Gabrielle vor. »Da – sind Sie nicht beeindruckt?«
    »Ein bisschen schroff im Mittelteil«, meinte Camille.
    »Herablassend.« Lucile streckte die Hand nach der Zeitung aus. »›Die mit ihm werden umgehen müssen.‹ Das klingt, als würdest du im Käfig sitzen, und sie würden dich durch die Gitterstäbe hindurch mit einer Stange pieken. Schlotternd vor Angst.«
    »Als ob es irgendwen interessieren würde«, sagte Camille, »ob Condorcet seine Wahl bereut oder nicht. Als ob er überhaupt eine Wahl gehabt hätte. Als ob die Ansichten der Brissotisten einen Pfifferling wert wären.«
    »Du wirst feststellen, dass sie sehr viel wert sind, wenn der Nationalkonvent gewählt wird«, sagte Danton.
    »Mir gefällt das über deinen Charakter«, sagte Fabre. »Er hat anscheinend nicht gesehen, wie du Mandat durchs Rathaus geschleift hast.«
    »Versuchen wir das zu vergessen«, sagte Danton.
    »Ach, und ich fand es einen deiner stärkeren Momente, Georges-Jacques.«
    Camille hatte seine Briefe zu kleinen Stapeln geordnet. »Nichts aus Guise«, sagte er.
    »Vielleicht sind sie zu überwältigt von der neuen Adresse.«
    »Ich nehme an, sie glauben mir schlicht und einfach nicht. Sie denken, es ist eine meiner groß angelegten Lügen.«
    »Lesen sie denn keine Zeitung?«
    »Schon – aber sie sind gottlob nicht so dumm, dass sie auf alles hereinfielen, was da steht. In der Zeitung schreiben schließlich Leute wie ich. Mein Vater geht davon aus, dass ich gehängt werde, müsst ihr wissen.«
    »Kann alles noch kommen«, scherzte Danton.
    »Das könnte euch interessieren. Ein Brief von meinem lieben Vetter Fouquier-Tinville.« Camille ließ den Blick über die Schönschrift seines Verwandten gleiten. »Süßholzgeraspel, Duckmäuserei, Schleim, liebster, süßester Camille, Schleim, Schleim, Schleim … ›Die Wahl der patriotischen Minister … Dem Namen nach kenne ich sie alle, wenngleich ich auch nicht das Glück habe, ihnen bekannt zu sein‹ –«
    »Er ist mir bekannt«, sagte Danton. »Nützlicher Bursche.

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