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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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haben.« Louise legte leicht die Arme um sie. »In Ihren Augen sollte zu lesen stehen: Ich weiß, solange mein Mann in der Stadt ist, kann der Feind uns nichts anhaben.«
    »Ach, Louise … Du bist so mutig.«
    »Danton glaubt auch daran.«
    »Wie soll denn ein Mann allein so viel ausrichten?«
    »Was heißt hier, ein Mann allein?« Sie ließ los. Manchmal war es schwer, nicht ungeduldig mit Gabrielle zu werden. »Viele Männer, und dazu der beste Anführer.«
    »Ich dachte, du magst meinen Mann nicht.«
    Louise zog die Brauen hoch. »Habe ich gesagt, ich würde ihn mögen? Aber auf jeden Fall war es nett von ihm, meinem Vater zu helfen.«
    M. Gély hatte einen neuen Posten im Marineministerium.
    »Ach, nicht der Rede wert«, sagte Gabrielle. »Er hat alle seine ehemaligen Angestellten untergebracht und … überhaupt jedermann. Sogar Collot d’Herbois, den wir nicht ausstehen können.«
    »Und sind sie gehörig dankbar?« Wahrscheinlich nicht, dachte Louise. »Leute, die er mag, Leute, die er nicht mag, völlig unerhebliche Leute – ich glaube, er würde der ganzen Stadt eine Stelle verschaffen, wenn er könnte. Interessant. Ich frage mich nur, warum er Bürger Fréron fort nach Metz geschickt hat.«
    »Ach«, sagte Gabrielle unbehaglich, »das hat mit dem Stadtrat dort zu tun – sie brauchen wohl jemanden, der ihnen bei ihrer Revolution hilft.«
    »Metz liegt an der Grenze.«
    »Ja.«
    »Ich habe überlegt, ob er es vielleicht Bürgerin Desmoulins zuliebe getan hat. Fréron ist ihr doch auf Schritt und Tritt nachgelaufen. Und hat ihr seelenvolle Blicke zugeworfen und ihr Komplimente gemacht. Das mag Danton nicht. Er wird es leichter haben, jetzt, wo Fréron fort ist.«
    Aus freien Stücken hätte Gabrielle dieses Gespräch niemals geführt. Selbst diesem Kind fällt es auf, dachte sie, selbst diese Vierzehnjährige weiß alles darüber.
    Als die Nachricht von dem Staatsstreich am 10. August Lafayettes militärisches Hauptquartier erreichte, versuchte der General sein Heer dazu zu bewegen, nach Paris zu marschieren und die Interimsregierung zu stürzen. Nur eine Handvoll Offiziere sicherten ihm ihre Unterstützung zu. Am 19. August überquerte er nahe Sedan die Grenze und wurde prompt von den Österreichern gefangen genommen.
    Im Justizministerium frühstückte man gemeinsam, um die Aufgaben des Tages zu planen. Danton begrüßte alle außer seiner Frau, aber die hatte er natürlich schon vorher gesehen. Es wäre die Gelegenheit gewesen, getrennte Schlafzimmer zu beziehen, aber sie hatten beide nicht das Herz gehabt, es anzusprechen. Also wurde das gewohnte eheliche Arrangement getroffen, und nun erwachten sie unter einem bekrönten Baldachin, nach Luft japsend hinter samtenen Bettvorhängen, die dicker als Orientteppiche waren.
    Lucile trug heute morgen Grau. Taubengrau – aufstachelnd puritanisch, dachte Danton. Er stellte sich vor, wie er sich hinüberbeugte und sie wild auf den Mund küsste.
    Nichts konnte Dantons Appetit schmälern – jäh aufwallende Begierde so wenig wie der nationale Notstand oder der geschichtsträchtige Staub in den staatlichen Bettvorhängen. Lucile aß gar nichts. Sie versuchte sich zu den mageren Formen vor der Schwangerschaft zurückzuhungern. »Du schwindest dahin, Mädchen«, schalt Danton sie.
    »Sie will wie ihr Mann aussehen«, erklärte Fabre. »Sie gibt es nicht zu, aber das ist ganz eindeutig das Ziel der Übung.«
    Camille nippte an einem Tässchen mit schwarzem Kaffee. Seine Frau beobachtete ihn verstohlen, während er die Ministeriumspost öffnete – hörte die hässlichen kleinen Schlitzgeräusche, sah seine langen, eleganten Finger. »Wo stecken François und Louise?«, wollte Fabre wissen. »Sind wohl noch beschäftigt. Sonderbar, diese beiden – immer Seite an Seite aufwachen und immer im selben Bett, in dem sie sich schlafen gelegt haben.«
    »Genug!«, befahl Danton. »Wir werden eine Regel einführen: kein schlüpfriges Gerede vor dem Frühstück.«
    Camille stellte seine Tasse hin. »Für dich mag es vor dem Frühstück sein, aber andere lechzen nach ihrer täglichen Ration an Skandalen, Lästereien und Gehässigkeiten.«
    »Man kann hoffen, dass der gute Geist dieses Bauwerks mit der Zeit auf uns abfärben wird. Selbst auf Fabre.« Danton wandte sich ihm zu. »Hier ist es nicht wie daheim bei den Cordeliers, wo jede deiner kleinen Lasterhaftigkeiten beklatscht wird, sowie du aus der Tür trittst.«
    »Ich bin nicht lasterhaft«, verwahrte sich Fabre.

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