Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
Politik.«
    »Ja, das haben Sie wohl nötig. Aber General Dumouriez – wollen denn nicht alle hören, was er gesagt hat?«
    »Das werden sie früh genug erfahren. Dann hilfst du mir also, mich zu verstecken, ja?«
    »Ich weiß nicht, wie das bei so jemand Großem wie Ihnen gehen soll.«
    »Versuchen wir’s, einverstanden?«
    »Also gut. Haben Sie Hunger?«
    »Wir scheinen in eine trügerische Häuslichkeit zu verfallen«, sagte er. Abrupt drehte er sich weg von ihr und warf sich in einen Sessel, drückte die Finger gegen die Augen. »Mir fehlt gerade jede Vorstellung, wie ich jetzt weitermache … wie ich mein restliches Leben leben soll. Ich kann ihr Andenken nur hochhalten, indem ich an all dem festhalte, was sie missbilligt hat … indem ich mir sage, wir waren zwar nicht einer Meinung, aber ihr lag an der Wahrheit. Und indem ich diese Wahrheit verfolge, entferne ich mich immer weiter von allem, was sie glaubte oder hinnehmbar gefunden hätte …« Sie sah, dass er weinte. »Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte er.
    Sie trat hinter seinen Stuhl und legte die Hand auf die Rückenlehne.
    »Ich nehme an, Sie haben sie geliebt«, sagte sie. »Für Ihre Begriffe.«
    »Ich habe sie geliebt«, sagte er. »Und zwar für jedermanns Begriffe. Nach jedermanns Maßstäben. Eine Zeitlang dachte ich vielleicht, ich würde sie nicht lieben, aber jetzt weiß ich es besser.«
    »Wenn Sie sie geliebt haben, Bürger Danton, warum haben Sie dann Ihre Nächte in den Betten anderer Frauen verbracht?«
    Flüchtig schaute er zu ihr auf. »Warum? Begierde. Politisches Kalkül. Ichsucht. Du denkst wahrscheinlich, dass ich gefühllos bin, abgestumpft. Du denkst, mit mir kann man so ein Verhör schon anstellen.«
    »Ich sage das nicht, um Sie zu quälen. Ich sage es nur, damit Sie nicht anfangen, etwas zu beklagen, das es nicht gab. Sie beide hat nichts mehr verbunden …«
    »Das stimmt nicht.«
    »Doch. Sie haben ein völlig falsches Bild von sich. Vergessen Sie nicht, sie hat sich mir anvertraut. Sie hat sich einsam gefühlt, sie hat sich bedroht gefühlt; sie dachte, Sie wollten sich von ihr scheiden lassen.«
    Er war entsetzt. »Das wäre mir nie eingefallen. Warum sollte ich mich von ihr scheiden lassen?«
    »Richtig, warum? Sie hatten all die Bequemlichkeit des Verheiratetseins und keine seiner Verpflichtungen.«
    »Ich hätte mich nie von ihr scheiden lassen. Wenn ich geahnt hätte, dass sie so etwas denkt … Ich hätte sie doch beruhigen können.«
    »Sie haben nicht gemerkt, dass sie Angst hatte?«
    »Wie denn? Sie hat nie etwas gesagt.«
    »Sie waren ja nie da.«
    »Ach, ich habe die Frauen noch nie verstanden.«
    »Darauf sind Sie wohl auch noch stolz«, sagte sie. »Hören Sie, ich kenne euch großen Männer in euren sämtlichen Spielarten, und glauben Sie mir, ich habe keine Worte dafür, wie sehr ihr mich anwidert. So oft habe ich mit Ihrer Frau hier gesessen, während ihr das Vaterland gerettet habt.«
    »Wir haben Pflichten gegenüber der Allgemeinheit zu erfüllen.«
    »Die ihr zumeist so erfüllt, dass ihr um neun Uhr morgens zu trinken anfangt und den Tag über Pläne schmiedet, wie ihr euch gegenseitig den Dolch in den Rücken stoßen und euch die Frauen wegnehmen könnt.«
    »Eine Ausnahme gibt es.« Er lächelte. »Sein Name ist Robespierre. Du würdest ihn nicht mögen. Aber ich habe mir natürlich nie klargemacht, wie wir dir vorgekommen sein müssen – lauter versoffene, alternde Lüstlinge. Tja, Louise, was schlägst du vor, dass ich tun soll?«
    »Wenn Sie sich als Mensch retten wollen, sollten Sie die Politik aufgeben.«
    »Als Mensch?«, fragte er sanft. »Und was sind die Alternativen?«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Sie haben die letzten Jahre doch nicht wie ein richtiger Mensch gelebt. Sie müssen wieder der werden, der Sie waren, bevor …« Sie machte eine Handbewegung.
    »Ja, ich weiß. Vor all dem Irrsinn. Der Gottlosigkeit.«
    »Nicht. Sie dürfen nicht lachen.«
    »Ich lache ja gar nicht. Aber du urteilst sehr hart, findest du nicht? Ich weiß nicht, ob das viel Hoffnung für mich lässt. Wenn ich meine Karriere aufgeben wollte … ich wüsste gar nicht, wie ich das anstellen soll.«
    »Wir würden schon einen Weg finden, wenn Sie wirklich bereit wären.«
    »Würden wir das? Meinst du?«
    Er lacht doch, dachte sie. »Wenn ich nur aus den Zeitungen von Ihnen wüsste, dann würde ich Sie für einen Teufel halten. Ich hätte Angst, dieselbe Luft wie Sie zu atmen. Aber ich kenne

Weitere Kostenlose Bücher