Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety
ganz von Ausschüssen gesteuert werden. Die Minister werden schon jetzt von ihnen überwacht. Es ist heutzutage nicht mehr so viel wert, Minister zu sein.«
»Ja – was habe ich da gehört: Die Minister sollen tätlich daran gehindert worden sein, im Konvent zu erscheinen?«
»Nur ein vorübergehender Gewahrsam. Das Volk hat sie im Außenministerium festgesetzt, damit sie nicht in die Debatte eingreifen können. Der Kriegsminister, das freut Sie sicher zu hören, hat echten martialischen Geist bewiesen und ist durch einen Sprung über die Mauer entkommen.«
»Das ist nicht komisch«, sagte der General. »Das ist Anarchie.«
»Ich muss schließlich sicherstellen, dass meine Anträge angenommen werden«, sagte Danton.
Dumouriez ließ sich in einen Sessel sacken. Er stützte die Stirn gegen die Faust. »Gott im Himmel«, sagte er, »ich bin erledigt. In meinem Alter sollte ein Mann langsam ans Aufhören denken. Sagen Sie mir, Danton, wie stehen die Dinge in Paris? Wie geht es all meinen ergebenen Freunden? Marat zum Beispiel?«
»Der Doktor ist ganz der Alte. Ein bisschen gelber vielleicht, ein bisschen verhutzelter. Er nimmt jetzt Spezialbäder, gegen die Schmerzen.«
»Jede Art von Bädern wäre eine Verbesserung«, murmelte der General. »Schon ganz normale.«
»Sie halten ihn zeitweise zu Hause fest, die Spezialbäder. Seine Laune verbessern sie leider nicht.«
»Aber mit Camille redet er noch?«
»O ja. Uns ist viel an der Verbindung gelegen. Das ist unverzichtbar – sein Einfluss im Volk sucht seinesgleichen. Hébert träumt ja davon, eines Tages an ihn heranzureichen. Aber so dumm ist das Volk dann doch wieder nicht.«
»Und unser junger Freund Robespierre?«
»Sieht älter aus. Arbeitet hart.«
»Aber diese Bohnenstange hat er noch nicht geheiratet?«
»Nein. Aber er schläft mit ihr.«
»Ja?« Der General zog die Brauen hoch. »Immerhin etwas, muss man wohl sagen. Aber wenn man bedenkt, was für herrliche Zeiten er verleben könnte, wenn er nur wollte … Es ist eine Tragödie, Danton, eine Tragödie. Ich nehme nicht an, dass er in einem dieser Ausschüsse sitzt, oder?«
»Nein. Er wird immer wieder hineingewählt, aber er will nicht.«
»Ja, seltsam, nicht wahr. Er ist nicht für die Politik geschaffen. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der die Macht so scheut wie er.«
»Oh, er besitzt Macht genug. Er hat sie nur lieber inoffiziell, das ist alles.«
»Er ist mir ein Rätsel. Ihnen auch, nehme ich an. Aber lassen wir das – sagen Sie lieber, was macht die holde Manon?«
»Ist angeblich immer noch verliebt. Verliebte Frauen sollten doch eigentlich sanftmütige kleine Geschöpfe sein, oder? Da sollten Sie die Reden hören, die sie für ihre Freunde im Konvent schreibt.«
»Hat Ihr Kind überlebt?«
»Nein.«
»Das tut mir leid.« Der General schaute auf. »Hören Sie, Danton. Es gibt etwas, das ich Ihnen sagen möchte. Aber es darf nicht einseitig bleiben.«
»Ja, ja, ich liebe Sie auch.«
»Jetzt reden Sie leichtfertig daher. Passen Sie auf. Roland hat mir geschrieben. Er fordert mich dazu auf, das Heer umkehren zu lassen und nach Paris vorzurücken. Um dort die Ordnung wiederherzustellen. Und um – wie er sich ausdrückt – eine gewisse Faktion niederzuschlagen. Die Jakobiner, meint er. Robespierre. Und Sie.«
»Verstehe. Haben Sie seinen Brief?«
»Ja. Aber ich gebe ihn nicht an Sie heraus. Ich erzähle Ihnen das nicht, damit Sie Roland vor Ihr Revolutionstribunal zerren können. Ich erzähle es Ihnen, damit Sie wissen, wie viel Sie meiner Nachsicht verdanken.«
»Möchten Sie es auf eine Probe ankommen lassen?«
»Nun, Bürger – wie geht es Ihren bretonischen Freunden?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
»Kommen Sie, Danton, Sie sind zu intelligent, um unser beider Zeit so zu verschwenden. Sie stehen in Kontakt mit den aufrührerischen Emigrés in der Bretagne. Sie halten sie sich warm für den Fall, dass sie Erfolg haben. Sie haben Freunde auf den Bänken der Gironde und im englischen Unterhaus. Sie haben Leute bei den Truppen und in sämtlichen Ministerien, und Sie haben von jedem Königshaus Europas Geld kassiert.« Er hob den Kopf, stützte das Kinn auf die Handrücken. »In den letzten drei Jahren ist in ganz Europa kein Süppchen gekocht worden, in dem Sie nicht Ihre Finger hatten. Wie alt sind Sie, Danton?«
»Dreiunddreißig.«
»Du meine Güte. Nein, Revolution ist nichts für alte Leute.«
»Wollen Sie etwas Bestimmtes von mir,
Weitere Kostenlose Bücher