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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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davor, dass ich eine kleine Jakobinerin aus dir mache?«
    »Nein. Sie sorgen sich nicht um meine politische Einstellung, sondern um meine Jungfräulichkeit.«
    Er grinste. »So denken sie also über mich?«
    »Sie denken, dass Sie es gewohnt sind, sich zu verschaffen, was Sie haben wollen.«
    »Sie denken, man kann mich mit einem kleinen Mädchen nicht allein lassen?«
    »Ja, das denken sie.«
    »Dann bestell ihnen doch bitte von mir«, sagte er, »dass ich mich in meinem ganzen Leben noch nie einer Frau aufgedrängt habe. Trotz der ungemein aufreizenden Art einer gewissen hübschen Dame von nebenan – sag das deiner Mutter, sie wird wissen, wovon ich spreche. Aber sag, nehmen sie denn nur mich aufs Korn? Vor Camille warnen sie dich nicht? Denn ich kann dir versichern, wenn du irgendwo allein mit Camille wärst, würde er es als seine unumstößliche Pflicht ansehen, dich deiner Blüte zu berauben.«
    »Mich meiner Blüte zu berauben? Was für ein Ausdruck«, sagte sie. »Ich dachte, Camille hatte eine Affäre mit seiner Schwiegermutter?«
    »Wo zum Teufel schnappst du solches Zeug auf?« Sie hatte an die Wut gerührt, die dicht unter der Oberfläche lauerte. »Ich muss sagen, ich finde es ekelhaft, wie deine Eltern über mich denken. Meine Frau ist noch keinen Monat tot – halten sie mich für ein Ungeheuer?«
    Genau so ist es, dachte sie. »Heißt das, Sie haben den Frauen abgeschworen?«
    »Für immer wahrscheinlich nicht. Vorerst, ja.«
    »Finden Sie das sehr moralisch?«
    »Zumindest beweist es Respekt vor meiner toten Frau.«
    »Es hätte mehr Respekt bewiesen, wenn Sie es getan hätten, solange sie am Leben war.«
    »Ich glaube nicht, dass wir diese Unterhaltung fortsetzen sollten.«
    »Oh, das glaube ich schon. Wann kommen Sie aus Belgien zurück?«
    Er verließ Paris am 17. März, begleitet vom Abgeordneten Lacroix. Inzwischen kannten sie einander recht gut; er hätte Gabrielle alles über ihn verraten können, was ihr Herz zu wissen begehrte.
    Am 19. März erreichten sie Brüssel, doch Dumouriez war in Neerwinden, wo er gerade eine Schlacht verloren hatte. Sie trafen ihn mitten im Rückzugsgefecht an. Er schickte sie voraus nach Löwen.
    »Was ist schon der Konvent?«, fragte er sie am selben Abend zornig. »Dreihundert Idioten, die von zweihundert Schurken gegängelt werden.«
    »Sie könnten wenigstens der Form genügen«, schlug Danton vor.
    Der General starrte ihn an. Forderte man ihn auf, sich in sein Schwert zu stürzen – was freilich ohne Toga den gewünschten Effekt hätte vermissen lassen?
    »Damit meine ich«, sagte Danton, »dass Sie dem Konvent zumindest einen Brief schreiben sollten, in dem Sie umfassende Rechenschaft über Ihr Verhalten ankündigen. Über die Schließung der Jakobinerclubs zum Beispiel. Oder Ihre Weigerung, mit den Vertretern des Konvents zu kooperieren. Ach ja, und Ihre Niederlage.«
    »Verflucht noch mal«, sagte Dumouriez. »Mir waren dreißigtausend Soldaten zugesagt worden. Soll der Konvent lieber mir einen Brief schreiben und erklären, wo sie abgeblieben sind!«
    »Wissen Sie, dass es Bestrebungen gibt, Sie zu verhaften? Das sind Hitzköpfe im Sicherheitsausschuss. Der Abgeordnete Lebas hat gegen Sie geredet – und nach allem, was ich höre, ist er ein junger Mann, von dem Robespierre sehr viel hält. David ebenfalls.«
    »Ausschüsse?«, sagte der General. »Die sollen nur herkommen. Hier bei meinen Truppen auch noch. Was will David denn tun? Mir seinen Pinsel überbraten?«
    »Sie reden sehr leichtfertig daher, General. Denken Sie an das Revolutionstribunal. Ich glaube nicht, dass es groß zwischen Versagen und Verrat unterscheiden wird, und Sie sind der Mann, der dem Land gerade eine Schlacht verloren hat. Sie sollten gut achtgeben, was Sie zu mir sagen, weil ich hier bin, um Ihre Gesinnung zu überprüfen und dem Konvent und dem Verteidigungsausschuss darüber Bericht zu erstatten.«
    Dumouriez war perplex. »Aber Danton – waren wir nicht gut Freund? Wir haben zusammengearbeitet – im Namen Gottes, ich erkenne Sie gar nicht wieder. Was ist los mit Ihnen?«
    »Was weiß ich? Vielleicht eine Folge anhaltender Unbeweibtheit?«
    Der General versuchte in Dantons Gesicht zu lesen. Es verriet keinerlei Regung. Er wandte sich ab und murmelte nochmals: »Ausschüsse!«
    »Ausschüsse sind nützlich, General. Das stellen wir zunehmend fest. Wenn die Mitglieder an einem Strang ziehen und fleißig sind, dann erreichen sie erstaunlich viel. Die Revolution wird bald

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