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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Schwarm von halb Paris entpuppte. Die Jahre vergehen … plus ça change, plus c’est la même chose … »Fabre, hören Sie zu?«, fragte Robespierre.
    »Ja, ja, natürlich.«
    Robespierre beugte sich vor und faltete die Hände, und Fabre, zurückgeholt aus der Vergangenheit, ’87, ’88, begann zu schwitzen. Er hörte, was Robespierre sagte, und ein Schauder überlief ihn. »Dass Hérault nie von Hébert angegriffen wird, ist für mich der Beweis, dass sie gemeinsame Interessen verfolgen. Héberts Leute sind nicht nur verblendete Fanatiker – sie stehen in Verbindung mit all diesen ausländischen Elementen, die Sie anklagen. Das Ziel ihrer radikalen Reden und Handlungen ist es, Furcht und Abscheu zu wecken. Sie wollen die Revolution der Lächerlichkeit preisgeben und ihre Glaubwürdigkeit zerstören.«
    »Ja.« Fabre wandte den Blick ab. »Das verstehe ich.«
    »Hand in Hand damit gehen die Versuche, große Patrioten in Verruf zu bringen. Wie etwa die Anschuldigungen gegen Danton.«
    »Ganz eindeutig«, sagte Fabre.
    »Man fragt sich, wie diese Verschwörer auf Sie kommen.«
    Fabre schüttelte den Kopf, rätselnd, bedrückt. »Sie haben schon einige Erfolge verbuchen können, und das im Herzen der Bergpartei. Das ermutigt sie, denke ich. Chabot, Julien … alles erprobte Männer. Wenn sie befragt werden, werden sie natürlich aussagen, ich sei an der Sache beteiligt.«
    »Unser Befehl an Sie« – Robespierre legte die Fingerspitzen aneinander –, »lautet, ein wachsames Auge auf die von Ihnen genannten Individuen zu haben – insbesondere auf die, die Sie der Wirtschaftskriminalität verdächtigen.«
    »Ja«, sagte Fabre. »Äh – Befehl von wem?«
    Robespierre sah überrascht auf. »Vom Ausschuss.«
    »Natürlich. Mir hätte klar sein müssen, dass Sie für alle sprechen.« Fabre beugte sich vor. »Bürger, um eins möchte ich Sie bitten: Egal, was Chabot sagt, gehen Sie ihm nicht auf den Leim. Er und seine Freunde können sehr überzeugend klingen.«
    »Halten Sie mich für einen kompletten Idioten, Fabre?«
    »Entschuldigung.«
    »Sie können jetzt gehen.«
    »Danke. Vertrauen Sie mir. Sie werden sehen, im nächsten Monat wird alles so kommen, wie ich gesagt habe.«
    Die Handbewegung, mit der Robespierre ihn entließ, hätte die eines gesalbten Despoten sein können, so gedankenlos herrisch war sie. Vor der Tür zog Fabre erst einmal ein seidenes Taschentuch hervor und wischte sich das Gesicht ab. Es war der unangenehmste Vormittag seines Lebens gewesen – mit Ausnahme des Morgens im Jahr 1777, als er zum Tod durch den Strang verurteilt worden war –, und doch war es andererseits leichter gegangen als erwartet. Robespierre hatte jede seiner Andeutungen geschluckt, als bestätigten sie ihm lediglich die Schlüsse, zu denen er selbst schon gelangt war. »Dieses ausländische Komplott«, hatte er ein ums andere Mal wiederholt. Ganz eindeutig ging es ihm um das Politische; die Ostindien-Kompanie interessierte ihn so gut wie gar nicht. Aber wird es tatsächlich so kommen, wie ich es ihm versprochen habe? Unbedingt – weil Verlass darauf ist, dass Hébert geifert und Chabot lügt und betrügt und stiehlt und Chaumette Priester schikaniert und Kirchen schließt, und von jetzt an werden sie sich jedes Mal, wenn sie den Mund aufmachen, selbst verurteilen; für Robespierre laufen alle diese verschiedenen Stränge in einem Komplott zusammen, und wer weiß, wer weiß, vielleicht tun sie’s ja wirklich. Ein Jammer, dass er Hérault verdächtigt, ich könnte ihn warnen, aber was nützt das? Das Leben der ci-devants hängt am seidenen Faden, vielleicht waren seine Tage ja ohnehin schon gezählt.
    Und das Wichtigste ist: Er vertraut Danton. Ich bin Dantons Mann. Also habe ich mich vielleicht reingewaschen. Indem ich ihm das gesagt habe, was er hören wollte.
    Saint-Just lächelte, als er ihn sah. Ich bin wieder gut angeschrieben, dachte Fabre. Dann sah er den Ausdruck in Saint-Justs Augen. »Ist Robespierre drin?«
    »Ja, ja. Ich komme gerade von ihm.«
    Saint-Just drängte sich an ihm vorbei. Er musste sich flach an die Wand drücken. »Schön die Tür offen lassen, damit keiner dran lauscht«, rief er ihm nach. Saint-Just knallte sie hinter sich zu. Fabre begann zu summen. Er schrieb an einem neuen Stück, das Die Blutorange heißen sollte, und jetzt dachte er plötzlich, dass er ja auch eine Operette daraus machen könnte.
    In dem kleinen Zimmer blickte Robespierre von seinen Notizen auf. »Ich dachte, du machst

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