Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety
Meinungen interessierten ihn nur mäßig. In ein paar Tagen würde er bei den Truppen im Elsass sein. Er freute sich darauf.
»Bürger.« Fabre winkte sie beiseite. »Auf ein Wort.«
Saint-Just schaute gleich noch gereizter. Robespierre dachte an den schönen neuen Kalender und brachte ein frostiges Lächeln zuwege.
»Bitte«, sagte Fabre. »Eine Sache von ungeheurer Wichtigkeit. Hätten Sie wohl Zeit für eine private Unterredung?«
»Dauert es länger?«, fragte Robespierre höflich.
»Sie sehen doch, dass wir zu tun haben, Fabre«, sagte Saint-Just. Robespierre musste über seinen Ton lächeln: Max ist mein Freund, und wir spielen nicht mit dir. Eigentlich hätte Fabre jetzt einen Schritt zurücktreten und Saint-Just durch sein Lorgnon mustern müssen. Aber das geschah nicht, blass und fahrig bettelte er weiter; Saint-Justs Grobheit hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. »Ich muss mit dem Ausschuss sprechen«, drängte er. »Das ist eine Angelegenheit für den Ausschuss.«
»Dann schreien Sie nicht so laut.«
»Nur Verschwörer flüstern.« Fabre schöpfte Hoffnung, sein Ton wurde dramatisch: »Schon bald wird meine Botschaft die ganze Republik erschüttern.«
Saint-Just betrachtete ihn angewidert. »Wir sind nicht auf der Bühne«, sagte er.
Robespierre warf Saint-Just einen beunruhigten Blick zu. »Sie haben recht, Fabre. Wenn Ihre Angelegenheit die Republik angeht, muss sie öffentlich gemacht werden.« Aber er sah sich doch rasch um, ob jemand sie gehört haben konnte.
»Die öffentliche Sicherheit steht auf dem Spiel.«
»Dann muss er vor dem Ausschuss sprechen.«
»Nein«, sagte Saint-Just. »Wir werden auch so schon bis zum Morgengrauen brauchen. Es steht kein einziger Punkt auf der Tagesordnung, der nicht von höchster Dringlichkeit ist. Kein einziges Thema duldet den geringsten Aufschub, und ich, Bürger Fabre, muss morgen früh um neun an meinem Schreibtisch sitzen.«
Fabre ignorierte ihn. Er fasste Robespierre am Arm. »Ich habe eine Verschwörung aufzudecken.« Robespierres Pupillen weiteten sich. »Allerdings wird sie nicht über Nacht gefährlich werden – wenn wir morgen gezielt durchgreifen, reicht das. Bürger Saint-Just braucht seinen Schlaf. Er ist die Nachtarbeit nicht so gewöhnt wie wir älteren Patrioten.«
Das war ein Fehler. Robespierre maß ihn eisig. »Ich weiß zufällig, Bürger Fabre, dass Sie Ihre Nachtarbeit derzeit bevorzugt in einer Spielhalle ableisten, von deren Existenz die Patrioten der Kommune nichts wissen, in Gesellschaft von Bürger Desmoulins und mehreren zweifelhaft beleumundeten Damen.«
»Um Himmels willen«, flehte Fabre, »nehmen Sie mich ernst.«
Robespierre sah ihn an. »Ist es eine weitreichende Verschwörung?«
»Ihre Auswirkungen werden gewaltig sein.«
»Sehr gut. Bürger Saint-Just und ich treffen uns morgen mit dem Wohlfahrtsausschuss.«
»Ich weiß.«
»Würde das passen?«
»Noch passender wäre der Polizeiausschuss. Das würde die Sache beschleunigen.«
»Verstehe. Wir treffen uns um –«
»Ich weiß.«
»Verstehe. Gute Nacht.«
Saint-Just trat von einem Fuß auf den anderen. »Robespierre, wir kommen zu spät. Der Ausschuss wird schon warten.«
»Das wird er hoffentlich nicht«, sagte Robespierre. »Er wird hoffentlich mit seiner Arbeit fortfahren. Niemand ist es wert, dass man auf ihn wartet. Niemand ist unersetzlich.« Aber er folgte ihm.
»Der Mann ist nicht vertrauenswürdig«, sagte Saint-Just. »Er ist theatralisch. Er ist hysterisch. Diese Verschwörung ist sicher ein Produkt seiner überhitzten Fantasie.«
»Er ist ein Freund von Danton und ein bewährter Patriot«, widersprach Robespierre prompt. »Und ein großer Dichter.« Grübelnd sah er vor sich hin. »Ich neige dazu, ihn für glaubwürdig zu halten. Er war sehr bleich im Gesicht, und er hatte sein Lorgnon nicht dabei.«
Es klang sogar mehr als glaubwürdig. Robespierre hatte die Befragung übernommen: straff, sehr ruhig, regungslos, die Handflächen vor sich auf die Tischplatte gedrückt. Von der Ecke des Tisches war er auf den Platz Fabre gegenüber gerückt, sodass die Ausschussmitglieder mit ihren Stühlen hastig aus dem Weg rutschen mussten; jetzt saßen sie stumm da und überließen alles Weitere ihm. Von Zeit zu Zeit befahl er Fabre scharf, innezuhalten, und machte sich eine Notiz. Dann wischte er die Feder ab, legte sie mit entschiedener Geste weg, spreizte wieder die Finger und forderte Fabre mit einem Blick auf, weiterzureden.
Fabre ließ sich
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