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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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kein bisschen, wieder hier zu sein?«
    »Na ja, schon. Hier in unserer Straße. Georges, ich kann nicht auf Dauer mit deiner Mutter zusammenleben. Wir brauchen ein eigenes Haus.«
    »Ja, das werden wir haben.«
    »Kümmerst du dich darum? Wir werden ja nicht lange in Paris bleiben, oder?«
    Er antwortete nicht. »Ich bin bald wieder da«, sagte er.
    In der kurzen Zeit, die er brauchte, um die paar Häuser weiter zu gehen, gelang es ihm, ein halbes Dutzend Leute zu grüßen, auf mehrere Schultern zu klopfen und weiterzueilen, ehe ihn jemand in ein Gespräch verwickeln konnte. Bei Einbruch der Dunkelheit würde es in der Stadt die Runde gemacht haben: Danton war zurück. Eben wollte er das Gebäude betreten, in dem die Desmoulins wohnten, da bemerkte er, dass irgendetwas neu war – aus dem Augenwinkel nahm er es wahr, etwas Fremdes, Auffälliges. Er trat zurück, blickte hoch. Über ihm stand, in den Stein gemeißelt: Rue Marat .
    Einen Moment lang hatte er den Impuls, auf dem Absatz kehrtzumachen, die Treppe zu seiner Wohnung hinaufzueilen, den Bediensteten zuzurufen, sie sollten gar nicht erst auspacken, am nächsten Morgen würden sie wieder nach Arcis zurückfahren. Er schaute zu den erleuchteten Fenstern hoch. Wenn ich da hinaufgehe, dachte er, werde ich nie wieder frei sein. Wenn ich da hinaufgehe, binde ich mich an Max, verpflichte ich mich, mit ihm zusammen Hébert abzuservieren und vielleicht auch, mit ihm zusammen zu regieren. Ich verpflichte mich, Fabre aus der Tinte zu ziehen, wobei Gott allein weiß, wie das gehen soll. Ich setze mich wieder den Morddrohungen aus, lasse mich auf die Blutfehden und die Denunziationen ein.
    Seine Miene verhärtete sich. Du kannst nicht hier auf der Straße stehen und die letzten fünf Jahre deines Lebens in Frage stellen, nur weil der Name der Straße geändert wurde, du darfst so etwas nicht deine Zukunft bestimmen lassen. Nein, dachte er – erkannte es zum ersten Mal in aller Klarheit –, es ist eine Illusion, aussteigen zu können, nach Arcis zurückgehen und als Landwirt leben zu können. Ich habe Louise angelogen: Einmal dabei, immer dabei.
     
    »Gott sei Dank«, sagte Lucile. »Ich war kurz davor, zu kommen und dich zu holen.«
    Ihre Lippen streiften seine Wange. Eigentlich hatte er sie eingehend über Camille und Robespierre befragen wollen, doch stattdessen sagte er: »Wie schön du bist. Das hatte ich fast vergessen.«
    »Schon nach fünf Wochen?«
    »Wirklich vergessen würde ich es nie.« Er legte die Arme um sie. »Lieb von dir, dass du mich so herbeigewünscht hast. Du hättest nach Arcis kommen sollen, das hätte mir gefallen.«
    »Louise aber ganz sicher nicht, und deiner Mutter genauso wenig.«
    »Dann hätten sie wenigstens etwas gemeinsam gehabt.«
    »Verstehe. Ist es so schlimm?«
    »Eine Katastrophe. Louise ist zu jung, zu städtisch und falsch gebaut. Und wie geht es dir?«
    »Oje – ziemlich durcheinander.« Sie versuchte sich von ihm zu lösen, doch er hielt sie fest, schloss die Arme noch fester um ihre Taille. Wie stark sie war, voller Kampfgeist; sie schien sich vor nichts zu fürchten.
    »Nicht wieder schwanger, oder, Lolotte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gott sei Dank«, fügte sie hinzu.
    »Soll ich dir noch einen Sohn schenken?«
    Sie hob die Augenbrauen. »Wenn ich mich nicht irre, hast du selbst eine nette Frau, deren du dich annehmen kannst.«
    »Ich kann mehr als eine Frau in meinem Leben unterbringen.«
    »Ich dachte, du hättest mich aufgegeben.«
    »Absolut nicht. Ehrensache.«
    »Bevor du weggegangen bist, hattest du es aber.«
    Jetzt bin ich wieder bei Kräften, dachte er. »Es ist sinnlos, sich bessern zu wollen, oder? Man kann sich nicht davon bessern, dass man jemanden liebt.«
    »Du liebst mich nicht. Du willst mich nur besitzen und hinterher darüber reden.«
    »Besser als dich nicht zu besitzen und hinterher darüber zu reden, so wie alle anderen.«
    »Stimmt.« Sie lehnte die Stirn an seine Brust. »Ich habe mich sehr dumm verhalten, nicht wahr?«
    »Ja, das hast du. Und der Schaden ist nicht mehr zu beheben. Unsere Frauen werden nie mehr Gutes von dir denken. Sei ausnahmsweise einmal ehrlich und geh mit mir ins Bett.«
    »Bist du deshalb gekommen?«
    »Eigentlich nicht, aber –«
    »Da bin ich aber froh. Ich habe nicht die Absicht, deinem Wunsch zu entsprechen, außerdem ist Camille vor einer Weile nach Hause gekommen und hat sich aufs Bett geworfen, und da liegt er jetzt und brütet heftig.«
    Er küsste sie auf den

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