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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Scheitel. »Schau mich an.« Das Gleiche, fiel ihm ein, hatte er vor einer halben Stunde zu seiner Frau gesagt. »Sag mir, wo es hakt.«
    »Überall.«
    »Ich bringe das in Ordnung.«
    »Bitte.«
     
    Camille lag auf dem Bauch, den Kopf in den Armen vergraben. »Lolotte?«, sagte er, ohne aufzublicken. Danton setzte sich zu ihm und strich ihm übers Haar. »Ach – Georges.«
    »Wunderst du dich nicht?«
    »Mich wundert gar nichts mehr«, sagte Camille matt. »Mach weiter, das ist mein erstes erfreuliches Erlebnis seit einem Monat.«
    »Seit ich weg bin also.«
    »Hast du meinen Brief bekommen?«
    »Er war ziemlich konfus.«
    »Ja. Das war er wohl.«
    Er drehte sich um und setzte sich auf. Danton erschrak. Die in den letzten fünf Jahren vermeintlich gewonnene Reife war innerhalb dieser fünf Wochen von Camille abgefallen – der Mensch, der ihn aus Camilles Augen ansah, war der ängstliche, klägliche Junge aus dem Jahr 1788.
    »Philippe ist tot.«
    »Der Herzog? Ja, ich weiß.«
    »Charles-Alexis ist tot. Valazé hat sich vor meinen Augen erstochen.«
    »Davon habe ich gehört. Man hat es mir zugetragen. Aber lass das erst mal beiseite. Erzähl mir von Chabot und den anderen.«
    »Chabot und zwei seiner Freunde sind aus dem Konvent ausgeschlossen worden. Sie stehen unter Arrest. Der Abgeordnete Julien ist nicht mehr da, er ist geflohen. Und Vadier stellt Fragen.«
    »Ach ja?« Der Vorsitzende des Sicherheitsaussschusses hatte sich mit seiner fürchterlichen Effizienz bei der Verfolgung Verdächtiger einen Namen gemacht. Der »Inquisitor« wurde er genannt. Er war um die sechzig, hatte ein längliches gelbes Gesicht und äußerst bewegliche längliche, gelbe Hände. »Was für Fragen?«, wollte Danton wissen.
    »Über dich. Über Fabre und deinen Freund Lacroix.«
    Danton hatte Fabres jämmerliches kleines Geständnis in der Tasche stecken. Was er getan hat … er scheint selbst nicht zu erfassen, was er da getan hat. Ja, er hat ein staatliches Dokument eigenhändig ergänzt, und diese Ergänzung wurde in die gedruckte Fassung des Textes aufgenommen, allerdings hat dann ein Unbekannter diese Ergänzung wiederum ergänzt … Allein der Gedanke daran ist ermüdend. Ein möglicher Schluss wäre, dass Fabre ein Fälscher ist – ein gewöhnlicher Krimineller, im Gegensatz zu dem etwas gehobeneren Typ von Kriminellem. Und alles weist darauf hin, dass Robespierre nicht die geringste Ahnung hat, was da vor sich geht.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Camille zu. »Vadier glaubt offenbar, er sei kurz davor, irgendetwas Verwerfliches über dich herauszufinden, Georges. Ich verbringe meine Zeit damit, Fabre aus dem Weg zu gehen. Der Polizeiausschuss hat Chabot vorgeladen. Er hat natürlich von einer Verschwörung geredet. Er habe mitgemacht, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das hat ihm keiner abgenommen. Fabre ist damit beauftragt worden, einen Bericht über die Sache zu schreiben.«
    »Über die Ostindien-Kompanie? Fabre?« Jetzt wird es endgültig absurd, dachte Danton.
    »Ja, und über die politischen Weiterungen. Robespierre interessiert sich nicht für unlautere Börsengeschäfte, ihn interessiert, wer dahintersteht und von wem diese Leute wiederum ihre Weisungen erhalten.«
    »Aber warum hat Chabot nicht gleich Fabre denunziert – warum hat er nicht gesagt, Fabre war von Anfang an mit dabei?«
    »Was hätte ihm das gebracht? Dann säßen sie jetzt zusammen auf der Anklagebank. Chabot hat den Mund gehalten und sich gedacht, dass Fabre ihm dafür dankbar sein und ihn in seinem Bericht von jeder Schuld freisprechen wird. Der nächste Kuhhandel, verstehst du.«
    »Und Chabot glaubt wirklich, dass Fabre sich von jedem Verdacht wird freihalten können?«
    »Man erwartet, dass du deinen Einfluss nutzen wirst, um ihn von jeglichem Verdacht zu befreien.«
    »Was für ein Chaos«, sagte Danton.
    »Und jetzt ist alles noch schlimmer. Jetzt nämlich denunziert Chabot Fabre und alle anderen gleich mit ihm – das einzig Gute ist, dass ihm mittlerweile niemand mehr glaubt. Vadier hat auch mich befragt.«
    » Dich? Jetzt überhebt er sich aber ein bisschen.«
    »Oh, es war ganz zwanglos. Ein guter Patriot spricht mit einem anderen. Er hat gesagt: Bürger, niemand denkt, Sie wären irgendwelchen zwielichtigen Geschäften nachgegangen, aber vielleicht haben Sie sich doch mal ein klein wenig unlauter verhalten? Die Idee war, dass ich ihm alles erzähle und mich hinterher besser fühle.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Ach,

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