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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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denn?«
    »Die wahre Geschichte der Revolution, behauptet er. Die geheime ›Geheime Geschichte‹.«
    »Und was hat er damit vor?«
    »Sie verbrennen, nehme ich an. Zu was sollte sie sonst geeignet sein?«
     
    »Leider scheint alles, was ich sage, die Lage zu verschlimmern.«
    »Ich weiß nicht, warum Sie das meinen, Danton.« Robespierre hatte gerade gelesen – ausgerechnet seinen Rousseau – und nahm jetzt die Brille ab. »Ich wüsste nicht, warum irgendetwas, was Sie sagen …« Er ließ den Satz in seiner altbekannten Manier verklingen. Einen Moment lang sah sein Gesicht nackt und furchtbar gehetzt aus; dann setzte er die Brille wieder auf, und seine Miene wurde wieder unbeugsam und unergründlich. »Ich habe Ihnen eigentlich nur eins zu sagen: Brechen Sie den Kontakt zu Fabre ab, verstoßen Sie ihn. Wenn Sie es nicht tun, war dies unser letztes Gespräch. Tun Sie es, können wir verhandeln. Akzeptieren Sie in allem die Weisungen des Ausschusses, dann garantiere ich Ihnen im Gegenzug Ihre Sicherheit.«
    »Großer Gott«, sagte Danton. »Meine Sicherheit? Wollen Sie mir drohen?«
    Robespierre betrachtete ihn abwägend. »Vadier«, erinnerte er ihn dann. »Collot. Hébert. Saint-Just.«
    »Ich ziehe es vor, selbst für meine Sicherheit zu sorgen, Robespierre, mit meinen eigenen Methoden.«
    »Ihre eigenen Methoden werden Sie vermutlich ins Unglück stürzen.« Robespierre klappte sein Buch zu. »Sorgen Sie nur dafür, dass Sie Camille nicht mitreißen.«
    Danton war plötzlich wütend. »Passen Sie bloß auf«, sagte er, »dass Camille nicht Sie ins Unglück stürzt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Hébert rennt überall herum, redet über Camille und erklärt kichernd, das sei bestimmt keine normale Freundschaft.«
    »Natürlich ist das keine normale Freundschaft.«
    Versteht er nicht, oder will er nicht verstehen? Diese routinierte, kultivierte Begriffsstutzigkeit ist eine seiner Waffen. »Hébert hat weitere Nachforschungen über Camilles Privatleben in die Wege geleitet.«
    Robespierres Arm schoss nach vorn, die Handfläche zu Danton erhoben, eine so theatralische Geste, dass man hätte meinen können, Fabre hätte ihn instruiert.
    »Man sollte eine Statue von Ihnen in dieser Haltung fertigen«, sagte Danton. »Kommen Sie, Sie wissen doch, wovon ich rede. Ich weiß, dass Sie in den Zeiten von Annette nicht hier waren, aber ich kann Ihnen sagen, Ihr Freund hat uns damals gute Unterhaltung geboten – nachmittags hat er an der Grenze der Ehrbarkeit in Annettes Salon geschmachtet, und abends hat er dann auf der Île de Cité inmitten all der eidesstattlichen Versicherungen widernatürliche Handlungen begangen. Sie haben Maître Perrin nie kennengelernt, oder? Es gab natürlich auch noch andere.« Danton lachte. »Gucken Sie nicht so – niemand glaubt, dass Camille auf Sie verfallen könnte. Er mag Männer, die sehr beleibt und sehr hässlich sind und die Frauen lieben. Er will, was er nicht kriegen kann. So sehe ich das jedenfalls.«
    Robespierre streckte die Hand nach seinem Federhalter aus, doch dann überlegte er es sich anders. »Haben Sie getrunken, Danton?«, fragte er.
    »Nein. Das heißt, nicht mehr als sonst um diese Tageszeit. Warum?«
    »Ich dachte, es könnte sein. Ich habe nach einer Entschuldigung für Sie gesucht.« Von den blau getönten Gläsern halb verdeckt, huschte sein Blick kurz zu Dantons Gesicht und wieder weg. Sein eigenes Gesicht schien nun, da sich keinerlei Gefühl mehr darauf abzeichnete, nahezu fleischlos, seine Züge so scharf, als wären sie in die Luft geritzt. »Sie sind, glaube ich, vom Thema abgekommen«, sagte er. »Es ging, glaube ich, um Fabre.« Seine Hand bewegte sich wieder auf den Federhalter zu, es wirkte fast zwanghaft.
    (Robespierre, aus den privaten Notizbüchern: »Danton sprach verächtlich über Camille Desmoulins und unterstellte ihm ein beschämendes Laster.«)
    »Und, haben Sie sich entschieden?« Seine Stimme klang völlig monoton, als spräche Gott aus einem Felsen.
    »Was soll ich sagen? Was erwarten Sie von mir? Ich kann ihn nicht verstoßen – was für ein absurdes Wort.«
    »Sie sind natürlich eng mit ihm verbunden. Es ist nicht leicht, sich da herauszulösen.«
    »Er ist mein Freund .«
    »Ach, Ihr Freund.« Robespierre lächelte schwach. »Ich weiß, wie sehr Sie Ihre Freunde wertschätzen. Allerdings hat er vermutlich nicht Camilles Schwächen. Die Sicherheit unseres Landes steht auf dem Spiel, Danton. Ein Patriot sollte willens sein, die

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