Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
alles andere liegen, diese Sache hat Vorrang.«
    »Augenblick mal«, sagte Hermann. »Was ist denn das für eine Vorgehensweise? Der Konvent hat den Verhaftungen noch gar nicht zugestimmt.«
    »Betrachten wir das als reine Formsache.« Saint-Just hob die Augenbrauen. »Sie werden sich mir ja wohl nicht in den Weg stellen, Hermann?«
    »In den Weg stellen? Vielleicht darf ich Sie daran erinnern, was der Stand der Dinge ist? Jeder weiß, ohne dass es allerdings irgendwer beweisen könnte, dass Danton Bestechungsgelder angenommen hat. Und ebenso weiß jeder – und die Beweise dafür liegen ja nun auf der Hand –, dass Danton Capet gestürzt, die Republik errichtet und uns vor einer Invasion bewahrt hat. Was wollen Sie ihm anlasten? Mangelnden Einsatz?«
    »Wenn Sie bezweifeln, dass Gewichtiges gegen Danton vorliegt, können Sie gern diese Papiere durchsehen.« Er schob sie über den Schreibtisch. »Sie werden sehen, dass einige Abschnitte in Robespierres Handschrift abgefasst sind und andere in meiner. Die Passagen von Bürger Robespierre, die sich auf Camille Desmoulins beziehen, können Sie getrost ignorieren. Das sind nur Entschuldigungen. Wenn Sie fertiggelesen haben, werde ich sie streichen.«
    »Das ist doch ein einziges Lügengespinst«, sagte Hermann, während er las. »Das ist frei erfunden, reiner Unsinn.«
    »Nun ja«, sagte Fouquier, »es ist das Übliche. Konspiration mit Mirabeau, Orléans, Capet und Brissot. Damit hatten wir schon mal zu tun – und es war Camille, der uns gezeigt hat, wie damit umzugehen ist. Wenn es rasch zu einem Urteil kommt, können wir nächste Woche hinzufügen: ›Konspiration mit Danton‹. Sobald ein Mann tot ist, wird es zum Kapitalverbrechen, ihn gekannt zu haben.«
    »Was sollen wir tun«, fragte Hermann, »wenn Danton anfängt, für die Galerie zu spielen?«
    »Wenn Sie ihm das Maul stopfen müssen, werden wir Ihnen die nötigen Mittel an die Hand geben.«
    »Wie dramatisch!«, sagte Fouquier. »Die vier Angeklagten sind alle Anwälte, wenn ich es recht sehe?«
    »Kommen Sie, Bürger, fassen Sie Mut«, sagte Saint-Just. »Sie haben sich bisher durchweg als kompetent erwiesen. Ich meine, Sie haben dem Ausschuss immer treue Dienste geleistet.«
    »Ja. Sie sind die Regierung«, sagte Fouquier.
    »Camille Desmoulins ist mit Ihnen verwandt, nicht wahr?«
    »Ja. Ich dachte, mit Ihnen auch?«
    Saint-Just runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube nicht. Es ist ein beunruhigender Gedanke, dass Sie das beeinflussen könnte.«
    »Hören Sie: Ich tue meine Arbeit«, sagte Fouquier.
    »Dann ist es ja gut.«
    »Ja«, sagte Fouquier. »Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht weiter darauf herumreiten würden.«
    »Mögen Sie Camille?«, fragte Saint-Just.
    »Wieso? Ich dachte, wir wären uns einig, dass das vollkommen irrelevant ist.«
    »Ja, es war nur so eine Überlegung. Sie müssen nicht antworten. Also – Sie erinnern sich, dass ich gesagt habe, es handele sich um eine äußerst dringliche Angelegenheit?«
    »O ja«, sagte Hermann. »Der Ausschuss wird nicht ruhen, bis diese Köpfe abgeschnitten sind.«
    »Die Gerichtsverhandlung muss morgen oder spätestens übermorgen beginnen. Besser morgen.«
    »Was?«, sagte Fouquier. »Sind Sie verrückt?«
    »Es ist nicht angebracht, mir so eine Frage zu stellen«, sagte Saint-Just.
    »Aber was ist mit den Beweisen, den Anklageschriften –«
    Saint-Just klopfte mit dem Finger auf den vor ihm liegenden Bericht.
    »Den Zeugen«, sagte Hermann.
    »Brauchen wir Zeugen?« Saint-Just seufzte. »Ja, ein paar werden wir wohl brauchen. Dann kümmern Sie sich darum.«
    »Wie sollen wir Zeugen vorladen, wenn wir noch gar nicht wissen, wen Sie in den Zeugenstand rufen wollen?«
    »Oh«, er wandte sich Hermann zu, »ich würden Ihnen raten, keine Zeugen für die Verteidigung zuzulassen.«
    »Eine Frage«, erwiderte Hermann. »Warum schicken Sie nicht ein paar Mörder in ihre Zellen und lassen sie einfach umbringen? Ich bin weiß Gott kein Dantonist, aber das ist Mord.«
    »Ach, kommen Sie«, sagte Saint-Just verärgert. »Erst beschweren Sie sich, weil die Zeit so knapp ist, und dann verplempern Sie Ihre Zeit mit solchen albernen Fragen. Ich bin nicht hier, um Belanglosigkeiten mit Ihnen auszutauschen. Sie wissen genau, wie wichtig es ist, diese Dinge im Licht der Öffentlichkeit abzuwickeln. Also, folgende Männer sollen zusammen mit den bereits genannten vor Gericht gestellt werden: Hérault, Fabre – in Ordnung?«
    »Die Dokumente sind

Weitere Kostenlose Bücher