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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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frühe Morgen des 12. Germinal. Danton war im Morgenmantel. »Entschuldigen Sie, Bürger. Die Dienstboten sind schon zu Bett gegangen, und wir wollten auch gerade schlafen gehen. Kommen Sie ans Feuer, es ist kalt draußen.«
    Er kniete sich vor die Glut. »Lassen Sie das«, sagte Panis. »Man wird Sie gleich festnehmen.«
    »Was?« Er drehte sich um. »Da sind Sie falsch informiert. Fabricius Pâris war vor Ihnen hier.«
    »Ich weiß nicht, was er Ihnen erzählt hat, aber er hat nicht an der Sitzung der beiden Ausschüsse teilgenommen. Lindet dagegen schon. Er hat mich geschickt. Es liegt ein Haftbefehl gegen Sie vor. Man will Ihnen eine Anhörung vor dem Konvent verweigern. Sie sollen nie wieder dort erscheinen. Sie sollen direkt ins Gefängnis und dann vors Tribunal.«
    Danton verschlug es die Sprache; seine Miene war durch den Schock wie leergewischt. »Aber Pâris hat Saint-Just sagen hören, er wolle die Sache vor dem Konvent mit mir ausfechten.«
    »Das hat er auch gesagt. Und? Die anderen haben es ihm ausgeredet. Sie wussten um das Risiko und waren nicht bereit, es einzugehen. Das sind keine Anfänger – die wissen ganz genau, dass Sie das Publikum aufstacheln können. Er hat gekocht vor Wut, hat Lindet erzählt. Er ist rausgestürmt, und dann –« Panis schaute weg.
    »Was dann?«
    Panis hielt sich die Hand vor den Mund. »Dann hat er seinen Hut ins Feuer geschmissen.«
    »Was?« Dantons und Panis’ Blicke trafen sich. Sie begannen zu lachen, von einer unziemlichen, halb unterdrückten Heiterkeit erfasst.
    »Seinen Hut. Er ist richtig schön aufgelodert, hat Lindet erzählt. Seine Unterlagen wären fast nachgefolgt, doch irgendein umnachteter Pseudopatriot hat sie ihm aus der Hand gerissen, als er sie dem Hut hinterherwerfen wollte. Das hat ihm überhaupt nicht gefallen, dass man ihm diesen glorreichen Moment verwehrt, das kann ich Ihnen sagen. Kein bisschen.«
    »Seinen Hut! Ach, hätte Camille das doch miterleben können!«
    »Ja«, pflichtete ihm der Abgeordnete bei. »Camille hätte das besonders zu würdigen gewusst.«
    Dann fiel Danton seine eigene Lage wieder ein. Kein Witz, dachte er, ganz und gar nicht. »Sie haben gesagt, es lag ein Haftbefehl vor? Hat Robespierre ihn auch unterschrieben?«
    »Ja. Lindet meint, Sie sollten die Chance nutzen – Ihre letzte Chance. Verlassen Sie wenigstens die Wohnung, denn die werden jeden Augenblick hier sein. Und ich muss jetzt auch gehen – ich muss rasch nach nebenan und Camille Bescheid sagen.«
    Danton schüttelte den Kopf. »Besser nicht. Lassen Sie sie schlafen, es reicht, wenn sie es morgen früh erfahren. Das wird hart für Camille werden. Er wird Robespierre gegenübertreten müssen und nicht wissen, was er sagen soll.«
    Panis starrte ihn an. »Mein Gott, Sie haben es wohl immer noch nicht begriffen? Er wird gar nichts zu Robespierre sagen. Er wird mit Ihnen zusammen eingesperrt.«
    Louise sah, wie er in sich zusammenfiel. Er sank in einen Sessel und saß reglos da, die Hand über den Augen.
     
    ZWEI UHR: »Ich bin in der Hoffnung gekommen«, sagte Lindet, »Sie nicht mehr hier anzutreffen. Herrje, Danton, was soll das? Wollen Sie, dass man Ihnen den Garaus macht?«
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Danton. Er starrte in das verglimmende Feuer. »Dass er Camille verhaften lässt. Heute Nachmittag habe ich die beiden noch zusammen gesehen, sie waren ins Gespräch vertieft, und er war ganz freundlich, hat gelächelt – was für ein unglaublicher Heuchler!«
    Louise hatte sich in aller Eile angekleidet. Sie saß etwas abseits, verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie hatte seine Miene gesehen, hatte gesehen, wie sein Wille, seine Kraft ihn verließen. Tränen rannen zwischen ihren Fingern hindurch. Doch zugleich erklang in ihrem Innern in beharrlichem Rhythmus ein kleiner Satz: Bald bist du frei, bald bist du frei.
    »Ich dachte, sie würden mich vor dem Konvent sprechen lassen. Lindet – hat denn keiner den Ausschuss darauf hingewiesen, dass der Konvent unserer Verhaftung zustimmen muss? Dass unsere Immunität aufgehoben werden muss?«
    »Doch, natürlich: Robespierre. Billaud hat ihm geantwortet, sie würden die Zustimmung einholen, sobald Sie alle sicher in Verwahrung seien. Diese Männer hatten Angst, Danton. Sie haben die Türen verriegelt und sich trotzdem aufgeführt, als rechneten sie jeden Augenblick damit, dass Sie hereingestürmt kommen.«
    »Aber was hat er gesagt, Lindet? Über Camille, meine ich?«
    »Er hat mir leid

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