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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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besonderen Tage kostenlos abzugeben.
    Darauf ging der Genosse Altenhof kurz und knapp mit der Versicherung ein, er werde beim Rat des Kreises »durchstellen«, daß man Jagielka schon am morgigen Tage eine Genehmigung für Zucht und Vertrieb von Nelken erteile.
    Da sich das Gespräch bislang zu seiner vollkommenen Zufriedenheit entwickelt hatte, wagte Heiner Jagielka einzuwenden, er wünsche das Zertifikat geringfügig weiter gefaßt: Blumen statt Nelken.
    Da hatte auch Ingo Altenhof noch einen Wunsch, er mochte, als Privatmann, nur als Privatmann, doch gar zu gern erfahren, wie Jagielka das anstelle mit den Nelken respektive Blumen, denn eigentlich sei das ja ein Wunder, und an Wunder zu glauben verbiete ihm schon seine Weltanschauung.
    Hier nun zeigte sich noch einmal die Flexibilität Heiner Jagielkas. Wenn sich Altenhof störrischer verhalten, wenn er Einwände erhoben und das ganze Projekt gefährdet hätte, wäre Jagielka sicherlich bereit gewesen, ihn mit interessanten Details aus der Scheune zu füttern, ihn, gewissermaßen von Mann zu Mann, mit technischen Finessen zu beeindrucken und zu überzeugen. Ruhigzustellen. So aber? So konnte er alles im Ungefähren belassen. Er erinnerte Altenhof daran, daß die Pflanzen »auf Mutter Erde« den Lebewesen zugerechnet würden, im weitesten Sinne jedenfalls, eine Einordnung, die er, Jagielka, jetzt viel besser verstünde als noch vor ein paar Wochen, habe er doch bei seinen Forschungen, jawohl, es seien langwierige, komplizierte, hier kaum rekapitulierbare Forschungen gewesen, die dem heutigen Tage vorausgegangen, eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Blume und Mensch festgestellt: »Beide brauchen vollwertige Ernährung, beide lieben das helle Licht des Tages und die wohlige Wärme von Sonne und Heizung. Mir nun ist es, vereinfacht gesagt, gelungen, dies alles zu intensivieren. Ich habe bei den Blumen eine Wirkung zu erzeugen vermocht, die Menschen so noch nicht erfahren haben, außer vielleicht, wenn sie Drogen konsumieren.«
    Ingo Altenhof erstarrte.
    Hoppla, da hatte Heiner Jagielka sich ganz am Ende doch noch vergaloppiert, da war er doch noch unvorsichtig geworden. Er ruderte sofort zurück: »Was plappere ich, Genosse Altenhof! Was für ein schiefer Vergleich, der mir da eingefallen ist! Wir hier bringen die Menschen ja nicht mit irgendwelchen Pülverchen in Versuchung, glücklicherweise, glücklicherweise, kann ich nur sagen. Und so ist es auch mit den Blumen. Sie kennen hier gar nichts Schlimmes. Sie würden doch zusammenklappen, genau so zusammenklappen wie leider viel zu viele Westbürger, die von gewissenlosen, profitgierigen Subjekten zum, wie heißt es, zum Fixen angestiftet wurden. So hohlwangig sind diese armen, verführten Menschen! Und, sagen Sie selbst, Genosse Altenhof, sind meine Nelken etwa hohlwangig? Sind sie vielleicht schrumpelig? Sie haben sie gesehen. Sagen Sie selbst, sagen Sie!«
    Ingo Altenhof winkte ab, eher genervt als überzeugt, aber egal.
    *
    Währenddessen saß Britta so auf ihrem mit einer Wolldecke bedeckten Sofa, wie sie früher, als kleines Kind bei Familienurlauben, im Ostseesand gesessen hatte, Beine gespreizt, Knie vorn, Füße hinten, nur daß sie sich jetzt natürlich nicht an irgendwelchen Muscheln oder Steinen zu schaffen machte. Sondern? An einem Ohr. Es gehörte Jonas, schon seit Minuten spielte sie stumm an ihm herum. Genaugenommen saß sie auch nicht direkt auf dem Sofa, sondern auf Jonasens Schenkeln.
    »Was wird Krümnick sich ausdenken«, sagte Britta.
    »Weiß nicht.«
    Sie rieb ihm mechanisch mit Daumen und Zeigefinger das Ohrläppchen. »Vielleicht gibt er dir ’nen Verweis.«
    »Möglich.«
    »Jedenfalls wird er nicht nichts machen. Das ist er schon der Stelze schuldig, wie stünde die denn sonst da.«
    »Mir doch egal, was er macht.«
    Britta spürte an den Fingerspitzen, wie Jonas’ Kieferknochen malmten. »Is dir nicht egal.«
    »Hör doch mal auf!« Jonas schüttelte unwirsch den Kopf, als wolle er eine Fliege abschütteln.
    Sie zog schmollend ihre Hand zurück und wiederholte: »Is dir nicht egal.«
    »Der kann mir nichts! Ich hab nichts Verbotenes getan! Was soll er mir schon groß können!«
    Britta dachte, der kann dir alles, aber sie schwieg. Sie wollte ihren Freund nicht noch mehr verunsichern.
    Jonas lachte auf einmal, eine Spur zu schrill: »Ist alles eine Materialsammlung. Ich speichere alles ab, und eines Tages wird es aufgeschrieben, und dann geht die Bombe hoch, das sag ich dir!«
    Abermals

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