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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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unglücklich, sehr bedauerlich«, plapperte Brunetti drauflos und ließ den Blick nicht vom Gesicht des Tenors. »Würde es Ihnen sehr viel Mühe bereiten, mir einige Fragen zu beantworten?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Echeveste und ließ sich elegant wieder in seinen Sessel sinken, allerdings nicht, ohne sorgfältig seine Hosenbeine am Knie hochzuziehen, um die messerscharfen Bügelfalten nicht zu gefährden. »Ich würde gern behilflich sein. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Musikwelt.«
    Angesichts solch überwältigender Plattitüde konnte Brunetti nur kurz und ehrerbietig den Kopf neigen. Als er ihn wieder hob, fragte er: »Um welche Zeit sind Sie ins Theater gekommen?«
    Echeveste dachte einen Augenblick nach. »Gegen halb acht, glaube ich. Ich war spät dran. Wurde aufgehalten. Sie verstehen?« Durch den Ton der Frage gewann man unwillkürlich den Eindruck, er habe sich nur widerwillig aus einem zerwühlten Bett und verführerischen weiblichen Umarmungen losgerissen.
    »Und warum waren Sie spät dran?«, wollte Brunetti wissen, obwohl ihm klar war, dass diese Frage nicht vorgesehen war, aber es reizte ihn zu sehen, inwieweit sie die Fantasie anregte.
    »Ich habe mir die Haare schneiden lassen«, antwortete der Tenor.
    »Und wie heißt Ihr Friseur?«, fragte Brunetti höflich.
    Echeveste nannte einen, dessen Geschäft nicht weit vom Theater entfernt lag. Brunetti sah kurz zu Follin hinüber, der sich Notizen machte. Er würde es morgen überprüfen.
    »Und als Sie hier ankamen, haben Sie den Maestro da gesehen?«
    »Nein, nein, ich habe niemanden gesehen.«
    »Und das war gegen halb acht?«
    »Ja. Soweit ich mich erinnere.«
    »Haben Sie sonst beim Hereinkommen jemanden gesehen oder gesprochen?«
    »Nein. Niemanden.«
    Noch bevor Brunetti sich darüber wundern konnte, erklärte Echeveste: »Wissen Sie, ich bin nicht durch den Bühneneingang gekommen. Ich bin durchs Orchester gegangen.«
    »Ich wusste nicht, dass man das kann«, sagte Brunetti, den es sehr interessierte, dass man auf diesem Weg hinter die Bühne gelangen konnte.
    »Nun ja«, Echeveste betrachtete seine Hände. »Normalerweise geht das auch nicht, aber ich bin mit einem der Platzanweiser befreundet und er hat mich hereingelassen, damit ich nicht durch den Bühneneingang musste.«
    »Könnten Sie mir erklären, warum Sie das getan haben, Signor Echeveste?«
    Der Tenor hob ungeduldig die Hand und ließ sie einen Moment in der Luft hängen, als hoffte er, die Frage damit wegwischen oder beantworten zu können. Es gelang beides nicht. Schließlich legte er eine Hand auf die andere und sagte schlicht: »Ich hatte Angst.«
    »Angst?«
    »Vor dem Maestro. Ich war schon bei zwei Proben zu spät gekommen und er reagierte ziemlich wütend darauf, schrie herum. Er konnte sehr unangenehm werden, wenn er ärgerlich war. Das wollte ich mir nicht noch einmal antun.« Brunetti hatte den Eindruck, nur der Respekt vor dem Toten hinderte den Tenor daran, einen stärkeren Ausdruck als ›unangenehm‹ zu benutzen.
    »Sie sind also auf diesem Weg hereingekommen, damit Sie ihm nicht begegnen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie ihn außer von der Bühne zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal gesehen oder mit ihm gesprochen?«
    »Nein.«
    Brunetti stand auf und lächelte wieder bühnenreif. »Vielen Dank, dass Sie uns so viel Zeit geopfert haben, Signor Echeveste.«
    »Es war mir ein Vergnügen«, antwortete der andere und erhob sich von seinem Sessel. Er sah Follin, dann wieder Brunetti an. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Aber natürlich. Wenn Sie mir nur noch sagen würden, wo Sie wohnen?«
    »Im Gritti«, war die Antwort, begleitet von dem gleichen verwunderten Blick, den Brunetti von Dardi geerntet hatte. Langsam musste er sich fragen, ob es wirklich noch andere Hotels in der Stadt gab.

3.
    Als Brunetti aus der Garderobe des Tenors kam, erwartete Miotti ihn schon. Wie der junge Polizist berichtete, hatte der Regisseur Franco Santore sich geweigert zu warten. Wer mit ihm sprechen wolle, könne ihn im Hotel Fenice, direkt gegenüber dem Theater finden, habe er gesagt. Brunetti nickte, fast froh zu hören, dass es doch noch andere Hotels in der Stadt gab.
    »Bleibt uns noch der Sopran«, sagte Brunetti, während sie den Korridor entlanggingen. An der Tür hing das übliche Schild: ›Flavia Petrelli - Violetta Valery‹. Darunter war, mit feinem schwarzem Stift gezeichnet, eine Zeile, die aussah wie chinesische Schriftzeichen.
    Er klopfte an die Tür und

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