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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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war?«
    »Nein, nicht genau. Aber ich glaube, es war ein Antibiotikum. Welches, weiß ich nicht, aber das ist wohl nicht so wichtig.«
    »Nein, es ist nicht wichtig.« Sie sah mit einem winzigen Lächeln zu ihm auf, dessen Traurigkeit an ihren Augen abzulesen war. »Netilmicina. Ich glaube, unter diesem Namen wird es hier in Italien verkauft. Das Rezept habe ich in der Ritter-Apotheke abgegeben, drei Querstraßen vom Eingang zum Zoo. Nicht schwer zu finden.«
    »Was haben Sie Ihrem Mann gesagt?«
    »Was ich Ihnen gesagt habe, B-12.«
    »Wie viele haben Sie ihm gegeben?«
    »Sechs, jeweils im Abstand von sechs Tagen.«
    »Wie lange hat es gedauert, bis er die Wirkung spürte?«
    »Ein paar Wochen. Wir haben nicht viel miteinander gesprochen damals, aber als seine Ärztin hat er mich noch konsultiert, erst seiner Müdigkeit wegen und dann wegen des Gehörs.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich gab ihm sein Alter zu bedenken und dann sagte ich, dass es eine vorübergehende Nebenwirkung des Vitamins sein könnte. Das war dumm von mir. Ich habe medizinische Fachliteratur im Haus und er hätte jederzeit nachprüfen können, ob meine Angaben stimmten.«
    »Hat er es getan?«
    »Nein. Er vertraute mir. Ich war ja seine Ärztin.«
    »Wie hat er es dann erfahren? Oder wodurch ist ihm der Verdacht gekommen?«
    »Er ist zu Erich gegangen deswegen. Sie wissen das, sonst wären Sie nicht gekommen, um diese Fragen zu stellen. Und als wir hier in Venedig waren, hat er plötzlich diese Hörbrille getragen, daher wusste ich, dass er bei einem anderen Arzt gewesen sein musste. Als ich ihm die nächste Spritze geben wollte, lehnte er ab. Da wusste er natürlich schon Bescheid, aber wie er darauf gekommen ist, weiß ich nicht. Durch den anderen Arzt?«, fragte sie.
    Er nickte wieder.
    Sie lächelte wieder ihr trauriges Lächeln.
    »Und dann, Signora?«
    »Wir waren während der Behandlung nach Venedig gekommen. Ich habe ihm tatsächlich hier in diesem Zimmer die letzte Spritze gegeben. Vielleicht hat er es da schon gewusst und wollte nur nicht glauben, was er wusste.« Sie schloss die Augen und rieb mit den Händen darüber. »Eine sehr komplizierte Frage, ab wann er alles wusste.«
    »Und wann war Ihnen schließlich klar, dass er es wusste?«
    »Das muss vor etwa zwei Wochen gewesen sein. Einerseits überrascht es mich, dass er so lange dazu gebraucht hat, aber wir liebten uns eben so sehr.« Sie sah zu ihm hinüber, als sie das sagte. »Er wusste, wie sehr ich ihn liebte und konnte nicht glauben, dass ich ihm so etwas antun würde.« Sie lächelte schmerzlich bei diesen Worten. »Als ich damit begonnen hatte, gab es Zeiten, da konnte ich es selbst nicht glauben, wenn ich daran dachte, wie sehr ich ihn liebte.«
    »Wann ist Ihnen klar geworden, dass er wusste, was Sie ihm gespritzt hatten?«
    »Eines Abends saß ich hier und las. Ich war an dem Tag nicht wie sonst mit zur Probe gegangen. Das Zuhören tat zu weh, all die falschen Töne, die Einsätze, die zu früh oder zu spät kamen und das Bewusstsein, dass ich dafür verantwortlich war, so eindeutig, als hätte ich ihm den Stab aus der Hand genommen und würde ihn wie wild in der Luft herumschwenken.« Sie hielt inne, als lauschte sie der dissonanten Musik in jenen Proben.
    »Ich habe also gelesen oder versucht zu lesen und da hörte ich...« Beim Klang des Wortes sah sie auf und sagte, wie ein Schauspieler, der im vollen Theater ein » Beiseite « einstreut: »Mein Gott, man kann das Wort kaum umgehen, nicht?« und glitt wieder zurück in ihre Rolle. »Er kam früh, war früh aus dem Theater zurückgekommen. Ich hörte, wie er durch den Flur kam und die Tür aufmachte. Er war noch im Mantel und hatte die Partitur von La Traviata unter dem Arm. Es war eine seiner Lieblingsopern. Er dirigierte sie sehr gern. Er kam also herein und stand da, dort drüben«, sie deutete in die Leere, wo jetzt niemand stand. »Er sah mich an und fragte: ›Das hast du getan, nicht wahr?‹« Sie blickte immer noch zur Tür, als erwartete sie, diese Worte noch einmal zu hören.
    »Haben Sie ihm geantwortet?«
    »Das war ich ihm wohl schuldig, nicht?«, meinte sie ruhig und sachlich. »Ja, ich habe ihm gesagt, dass ich es war.«
    »Wie reagierte er darauf?«
    »Er ging. Nicht aus dem Haus, nur aus dem Zimmer. Und dann haben wir es so eingerichtet, dass wir uns bis zum Premierenabend nicht sahen.«
    »Hat er Ihnen irgendwie gedroht? Wollte er die Polizei einschalten? Sie bestrafen?«
    Sie schien

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