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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sehr hoch gewesen sein müsste.«
    »Antibiotika?«, fragte Brunetti.
    »Ja. Eine Nebenwirkung - durchaus nicht üblich, aber möglich - ist die Schädigung des Hörnervs. Allerdings müsste die Dosis, wie gesagt, schon massiv sein. Ich fragte ihn, ob er welche nehme, aber er verneinte. So blieb, nach Ausschluss all dieser Möglichkeiten, nur sein fortgeschrittenes Alter als vernünftige Erklärung. Als Arzt war ich damit nicht zufrieden und bin es immer noch nicht.« Er warf einen Blick auf seinen Kalender. »Wenn ich ihn jetzt noch einmal untersuchen könnte - es ist genügend Zeit vergangen. Ich könnte wenigstens den Grad der Verschlechterung überprüfen. Wenn sie mit derselben Geschwindigkeit fortgeschritten ist wie zwischen der ersten und der zweiten Untersuchung, müsste er inzwischen beinah taub sein. Es sei denn, ich hätte mich geirrt und es war eine Infektion, die ich nicht bemerkt habe oder die sich bei den von mir durchgeführten Tests nicht gezeigt hat.« Er klappte die Mappe zu und fragte: »Besteht die Möglichkeit, dass er noch einmal zu einer Untersuchung herkommt?«
    »Der Mann ist tot«, sagte Brunetti mit ausdrucksloser Stimme.
    Im Gesicht des Arztes war keine Reaktion auszumachen. »Darf ich nach der Todesursache fragen?«, fragte er und erklärte dann hastig: »Ich würde es gern wissen, falls ich irgendeine Infektion übersehen habe.«
    »Er wurde vergiftet.«
    »Vergiftet«, wiederholte Treponti, dann fügte er hinzu: »Ich verstehe, ich verstehe.« Er dachte nach und fragte dann merkwürdig zaghaft, weil er merkte, dass Brunetti jetzt die besseren Karten hatte: »Und mit welchem Gift, wenn ich fragen darf?«
    »Zyankali.«
    »Oh«, das klang enttäuscht.
    »Ist das wichtig, Dottore?«
    »Wenn es Arsen gewesen wäre, hätte es einen Hörverlust der Art auslösen können, wie er ihn offenbar hatte. Das heißt, wenn es ihm über einen längeren Zeitraum verabreicht worden wäre. Aber Zyankali. Nein, ich glaube nicht.« Er überlegte einen Moment, öffnete die Karte, machte eine kurze Notiz und zog dann einen dicken Strich darunter. »Ist eine Autopsie durchgeführt worden? Das ist in solchen Fällen ja wohl obligatorisch.«
    »Ja.«
    »Und ist über das Gehör etwas vermerkt?«
    »Ich glaube nicht, dass darauf besonders geachtet wurde.«
    »Das ist sehr schade«, meinte der Doktor, korrigierte sich aber gleich: »Es hätte wahrscheinlich sowieso nichts ergeben.« Er schloss die Augen und Brunetti sah ihn im Geiste Lehrbücher durchblättern und den einen oder anderen Absatz mit besonderer Aufmerksamkeit lesen. Schließlich öffnete er die Augen wieder und sah Brunetti über den Schreibtisch hinweg an. »Nein, es wäre nicht erkennbar gewesen.«
    Brunetti stand auf. »Wenn ich jetzt noch eine Kopie des Krankenblatts haben könnte, Dottore, dann werde ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Ja, sicher«, sagte der andere, stand auf und folgte Brunetti zur Tür. Draußen gab er seiner Sprechstundenhilfe die Unterlagen und bat sie, eine Kopie für den Commissario zu machen, dann wandte er sich einer Patientin zu, die inzwischen hereingekommen war und sagte: »Signora Mosca, Sie können jetzt mitkommen.« Er nickte Brunetti zu, ging hinter der Frau in sein Behandlungszimmer und schloss die Tür.
    Die Arzthelferin kam zurück und händigte Brunetti eine Kopie der Unterlagen aus; das Papier war noch warm vom Fotokopierer. Er dankte ihr und ging. Im Fahrstuhl, den er diesmal nahm, sah er sich das Blatt an und las die letzte Eintragung. »Tod durch Zyankalivergiftung. Ergebnisse der vorgeschlagenen Behandlung unbekannt.«

22.
    Er war vor acht wieder zu Hause, wo er feststellen musste, dass Paola mit den Kindern ins Kino gegangen war. Sie hatte ihm einen Zettel hingelegt mit der Notiz, eine Frau habe im Laufe des Nachmittags zweimal versucht, ihn zu erreichen, ohne jedoch einen Namen zu hinterlassen. Er durchstöberte den Kühlschrank, fand allerdings nur Salami und Käse und eine Plastiktüte mit schwarzen Oliven. Er nahm alles heraus und legte es auf den Tisch, dann holte er sich eine Flasche Wein und ein Glas. Er steckte eine Olive in den Mund, goss sich Wein ein, spuckte den Olivenkern in seine Hand und trank. Er sah sich um, wo er den Kern hinlegen konnte, während er an der nächsten kaute. Dann nahm er noch eine. Schließlich warf er die Kerne in den Plastiksack unter der Spüle.
    Er schnitt zwei Scheiben Brot ab, legte Salamischeiben dazwischen und goss sich Wein nach. Auf dem

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