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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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seine Frage ziemlich eindeutig erschien, ignorierte die Bemerkung des Conte und gab ihm statt dessen weitere Informationen. »In der Nähe vom Lago di Barcis ist eine solche Müllkippe. Die Fässer und Dosen stammen vom amerikanischen Stützpunkt in Ramstein, Deutschland, und vielleicht auch von anderen; die Kennzeichnungen sind in Englisch und Deutsch.«
    »Haben diese beiden Amerikaner die Stelle gefunden?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Und danach sind sie ums Leben gekommen?«
    »Ja.«
    »Weiß noch jemand davon?«
    »Ein Carabinieri-Offlzier, der auf dem amerikanischen Stützpunkt arbeitet.«
    Es war nicht nötig, Ambrogianis Namen mit hineinzuziehen, und Brunetti fand es unnötig, dem Conte zu erzahlen, daß sonst nur noch sein einziges Kind etwas davon wußte.
    »Kann man sich auf ihn verlassen?«
    »Inwiefern?«
    »Stell dich nicht dumm, Guido«, sagte der Conte. »Ich versuche dir zu helfen.« Nicht ohne Mühe beruhigte der Conte sich wieder und fragte: »Kann man sich darauf verlassen, daß er den Mund hält?«
    »Bis was passiert?«
    »Bis die Sache ins Lot gebracht ist.«
    »Und was heißt das?«
    »Das heißt, daß ich heute abend einige Leute anrufen und sehen werde, was sich machen läßt.«
    »Was sich womit machen laßt?«
    »Mit dieser Müllkippe, daß sie verschwindet.«
    »Wohin?« fragte Brunetti scharf.
    »Weg von dort, Guido.«
    »In einen anderen Teil Italiens?«
    Brunetti beobachtete, wie sein Schwiegervater überlegte, ob er ihn anlügen sollte oder nicht. Schließlich entschied er sich aus einem Grund, den Brunetti auch nicht kannte, dagegen und sagte: »Vielleicht. Aber eher außer Landes.« Bevor Brunetti weitere Fragen stellen konnte, hielt der Conte beschwörend die Hand hoch. »Guido, versuch doch zu verstehen. Ich kann dir nicht mehr versprechen als das. Ich glaube, daß diese Müllkippe beseitigt werden kann, aber darüber hinaus zu gehen hätte ich Angst.«
    »Meinst du das wörtlich mit der Angst?«
    »Wörtlich. Angst.«
    »Warum?«
    »Das möchte ich lieber nicht erklären, Guido.«
    Brunetti beschloß, noch einen Versuch zu starten. »Sie sind überhaupt nur darum auf diese Müllkippe gestoßen, weil ein kleiner Junge dort beim Herumstreifen hingefallen ist und sein Arm mit dem Zeug in Berührung gekommen ist, das aus lecken Fässern läuft. Es hätte jedes andere Kind sein können. Es hätte Chiara sein können.«
    »Bitte, Guido, jetzt wirst du melodramatisch.«
    Es stimmte, und Brunetti wußte es. »Ficht dich denn das alles nicht an?« fragte er, unfähig, die Erregung aus seiner Stimme herauszuhalten.
    Der Conte stippte eine Fingerspitze in den Tropfen Champagner, der noch in seinem Glas war, und fuhr damit um den Glasrand. Während er den angefeuchteten Finger schneller kreisen ließ, ging ein hoher, weinerlicher Ton von dem Kristall aus und erfüllte das Zimmer. Abrupt löste er den Finger vom Glas, doch der Ton hielt an und hing im Raum wie ihre Unterhaltung. Er sah von dem Glas zu Brunetti. »Doch, Guido, es ficht mich an, aber nicht auf dieselbe Weise wie dich. Du hast dir selbst bei der Arbeit, die du machst, noch Reste von Optimismus bewahrt. Ich nicht. Weder für mich selbst noch für meine Zukunft, noch für dieses Land oder seine Zukunft.«
    Er blickte wieder auf sein Glas. »Es ficht mich an, daß diese Dinge geschehen, daß wir uns selbst und unsere Nachkommen vergiften, daß wir wissentlich unsere Zukunft zerstören, aber meiner Ansicht nach gibt es nichts - und ich wiederhole, nichts -, was wir tun können, um es zu verhindern. Wir sind ein Volk von Egoisten. Es ist unsere Zierde, aber es wird unser Verderben sein, denn keiner von uns läßt sich je dazu bringen, sich mit etwas so Abstraktem wie dem ›Allgemeinwohl‹ zu befassen. Die Besten von uns kommen soweit, sich um das Wohl ihrer Familien zu sorgen, aber als Volk sind wir zu mehr nicht fähig.«
    »Ich weigere mich, das zu glauben«, sagte Brunetti.
    »Deine Weigerung, das zu glauben«, sagte der Conte mit einem beinah zärtlichen Lächeln, »macht es nicht weniger wahr, Guido.«
    »Deine Tochter glaubt es auch nicht«, fügte Brunetti hinzu.
    »Und für diese Gnade bin ich jeden Tag dankbar«, sagte der Conte sanft. »Das ist vielleicht das Beste, was ich in meinem Leben erreicht habe, daß meine Tochter meine Ansichten nicht teilt.«
    Brunetti suchte im Ton des Conte nach Ironie oder Sarkasmus, aber er fand nur schmerzliche Aufrichtigkeit.
    »Du hast gesagt, du würdest dafür sorgen, daß diese Müllkippe

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