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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brunetti hörte Papier rascheln. »Am linken Handgelenk, halbmondförmig. Könnte alles mögliche sein. Keinerlei Operationen. Er hatte noch seine Mandeln, und den Blinddarm auch. Vollkommen gesund.« Brunetti hörte an der Stimme, daß Rizzardi ihm mehr nicht sagen konnte.
    »Danke, Ettore. Schicken Sie mir einen Bericht?«
    »Möchte Seine Obrigkeit ihn sehen?«
    Brunetti grinste über Rizzardis Titel für Patta. »Er möchte ihn haben. Ich bin nicht sicher, ob er ihn lesen wird.«
    »Na, wenn er es tut, wird er feststellen, daß er so von medizinischer Fachterminologie strotzt, daß er mich zum Übersetzen braucht.« Vor drei Jahren hatte Patta versucht, Rizzardis Einstellung als Leichenbeschauer zu hintertreiben, weil der Neffe eines Freundes von ihm gerade sein Medizinstudium abgeschlossen hatte und einen Posten beim Staat suchte. Aber Rizzardi mit seiner fünfzehnjährigen Erfahrung als Pathologe war eingestellt worden, und seitdem führten er und Patta einen Guerillakrieg gegeneinander.
    »Also, dann freue ich mich auf die Lektüre«, sagte Brunetti.
    »Oh, Sie werden kein Wort verstehen. Versuchen Sie es erst gar nicht, Guido. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie mich an, und ich erkläre es Ihnen.«
    »Was ist mit seiner Kleidung?« fragte Brunetti, obwohl er wußte, daß dies nicht in Rizzardis Aufgabenbereich gehörte.
    »Er hatte Jeans an, Levi's. Und einen Turnschuh Marke Reebok, Größe 44.« Bevor Brunetti etwas sagen konnte, fuhr Rizzardi fort: »Ich weiß, ich weiß. Das heißt noch nicht, daß er Amerikaner war. Levi's und Reeboks kann man heute überall kaufen. Aber seine Unterwäsche war amerikanisch. Die Etiketten waren in Englisch, und es stand ›Made in USA‹ drauf.« Die Stimme des Arztes veränderte sich, und ein für ihn ungewöhnliches Interesse kam durch. »Haben Ihre Jungs bei den Hotels etwas in Erfahrung bringen können? Irgendeinen Hinweis darauf, wer er war?«
    »Ich habe noch nichts gehört, deshalb nehme ich an, daß sie immer noch telefonieren.«
    »Ich hoffe, Sie finden heraus, wer er ist, damit Sie ihn nach Hause schicken können. Es ist nicht schön, in der Fremde zu sterben.«
    »Danke, Ettore. Ich werde mein Bestes tun, um herauszufinden, wer er ist. Und ihn nach Hause schicken.«
    Er legte auf. Ein Amerikaner. Er hatte keine Brieftasche bei sich gehabt, keinen Paß, keinen Ausweis, kein Geld, bis auf die paar Münzen. All das deutete auf Straßenraub hin, einer, der schrecklich danebengegangen war und mit Mord geendet hatte statt mit Raub. Und der Dieb besaß ein Messer und hatte es entweder mit Glück oder mit Geschick eingesetzt. Straßenkriminelle in Venedig hatten manchmal Glück, aber sie besaßen selten Geschick. Sie griffen zu und rannten. In jeder anderen Stadt hatte dies für einen Raubüberfall mit tödlichem Ausgang gehalten werden können, aber hier in Venedig passierte so etwas einfach nicht. Geschick oder Glück? Und wenn es Geschick war, wessen Geschicklichkeit war es dann, und warum war es nötig gewesen, Geschick einzusetzen?
    Er rief unten im Hauptbüro an und fragte, ob es schon irgendeinen Erfolg bei den Hotels gäbe. Die Hotels erster und zweiter Klasse vermißten nur einen Gast, einen etwa Fünfzigjährigen, der vergangene Nacht nicht in sein Zimmer im Gabrielli Sandwirth zurückgekehrt war. Die Männer hatten begonnen, die kleineren Hotels zu überprüfen, von denen eines einen Amerikaner hatte, der vergangene Nacht abgereist war, dessen Beschreibung aber nicht paßte.
    Brunetti war klar, daß er auch eine Wohnung in der Stadt gemietet haben konnte; in dem Fall mochten Tage vergehen, bevor er als vermißt gemeldet wurde; oder er wurde womöglich gar nicht vermißt.
    Er rief im Labor an und verlangte Enzo Bocchese, den Leiter. Als dieser an den Apparat kam, fragte Brunetti: »Bocchese, haben Sie irgendwelche Erkenntnisse aus dem Tascheninhalt gewinnen können?« Er mußte nicht dazusagen, wessen Tascheninhalt.
    »Wir haben die Fahrkarte mit dem Infrarot geprüft. Sie war so durchweicht, daß ich nicht geglaubt habe, wir würden etwas erkennen. Haben wir aber.«
    Bocchese, der so schrecklich stolz war auf seine technischen Geräte und was er alles damit machen konnte, wollte immer erst gebeten und dann gelobt werden. »Sehr gut. Ich weiß nicht, wie Sie das machen, aber Sie finden ja immer etwas.« Wenn das nur annähernd wahr wäre! »Woher stammte sie?«
    »Aus Vicenza, Rückfahrkarte nach Venedig. Gestern gekauft und für die Hinfahrt entwertet. Ich habe

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