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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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konsultieren, aber die Eltern weigerten sich, das Kind einem italienischen Arzt vorzustellen. Sie verschrieb eine neue Creme, diesmal mit Kortison, und ein Antibiotikum zur Fiebersenkung.
    Nach nur zwei Tagen wurde der Junge wieder ins Krankenhaus gebracht und von einem anderen Arzt namens Girrard behandelt, der im Bericht vermerkte, daß der Junge große Schmerzen habe. Der Ausschlag sah jetzt aus wie eine Verbrennung und hatte sich über den ganzen Arm bis zur Schulter ausgedehnt. Die Hand war geschwollen und tat weh. Das Fieber war nicht zurückgegangen.
    Ein Dr. Grancheck, offenbar Dermatologe, hatte sich das Kind angesehen und empfohlen, es sofort ins Armeekrankenhaus Landstuhl in Deutschland zu überweisen.
    Am Tag danach wurde der Junge mit einer Sondermaschine nach Deutschland gebracht. Weiter stand nichts in dem Bericht, aber Dr. Peters hatte neben die Bemerkung, daß der Ausschlag jetzt aussah wie eine Brandwunde, in ihrer ordentlichen Handschrift eine Notiz an den Rand geschrieben. »PCB« stand da, und dahinter: »FPJ, March«.
    Er prüfte das Datum, aber er wußte es schon, bevor er es sah. Family Practice Journal, die Märzausgabe. Er schlug die Zeitschrift auf und fing an zu lesen. Ihm fiel auf, daß im Impressum fast nur Männernamen standen, daß Männer die meisten Artikel verfaßt hatten, und daß im Inhaltsverzeichnis Beiträge über alles mögliche aufgeführt waren, von jenem über die Füße, der ihn so abgestoßen hatte, bis zu einem über die Zunahme von Tuberkulose als Folge von Aids. Sogar etwas über die Übertragung von Parasiten durch Haustiere auf Kinder war dabei.
    Da ihm das Inhaltsverzeichnis nicht weiterhalf, begann er auf der ersten Seite, einschließlich aller Anzeigen und Leserbriefe. Auf Seite 62 fand er dann eine kurze Notiz über einen Fall, der aus Newark in New Jersey gemeldet worden war. Ein sechsjähriges Mädchen hatte auf einem leeren Grundstück gespielt und war dabei in eine Pfütze getreten, die sie für Öl aus einem abgestellten Auto hielt. Die Flüssigkeit war ihr über den Schuh gelaufen und hatte ihr Söckchen durchtränkt. Am nächsten Tag hatte sie einen Ausschlag am Fuß bekommen, der sich bald zu so etwas wie einer Brandwunde entwickelte und sich langsam übers Bein bis zum Knie ausbreitete.
    Das Kind hatte hohes Fieber bekommen. Alle Therapien versagten, bis ein Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes zu dem Platz ging und eine Probe von der Flüssigkeit nahm. Wie sich herausstellte, war sie stark mit PCB verseucht, die aus dort abgelagerten Fässern voller Giftmüll ausgelaufen waren.
    Obwohl der Ausschlag schließlich abheilte, sorgten die Ärzte sich wegen der neurologischen und genetischen Schäden, die im Tierexperiment bei Substanzen mit PCB oft beobachtet worden waren, um die Zukunft des Kindes.
    Brunetti legte die Zeitschrift beiseite und las den medizinischen Bericht ein zweites Mal durch. Die Symptome waren dieselben, obwohl nicht erwähnt wurde, wie das Kind in Kontakt mit der Substanz gekommen war, die den Ausschlag verursacht hatte. »Nach einem Picknick mit seinen Eltern« war der einzige Hinweis. Außerdem wurde nichts über die Behandlung gesagt, der man das Kind in Deutschland unterzogen hatte.
    Er nahm den Umschlag zur Hand und sah ihn sich genauer an. Die Briefmarken waren durch einen runden Stempel entwertet worden, in dem »Army Postal System « und das Datum vom Freitag stand. Also hatte sie dies irgendwann in der vergangenen Woche an ihn abgeschickt und dann versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Nicht »basta « oder »pasta « hatte sie gesagt, sondern »posta «, um ihm die Sendung anzukündigen. Wodurch war sie gewarnt worden? Was war geschehen, daß sie ihm diese Unterlagen geschickt hatte?
    Er erinnerte sich an etwas, was Wolf über Fosters Arbeit gesagt hatte: daß es zu seinen Aufgaben gehört habe, darauf zu achten, daß verbrauchtes Röntgenmaterial aus dem Krankenhaus weggeschafft wurde. Er hatte auch noch andere Gegenstände und Substanzen erwähnt, aber nicht gesagt, was es war oder wohin sie gebracht würden. Bestimmt würden die Amerikaner das wissen.
    Das mußte das Verbindungsglied zwischen den beiden Todesfällen sein, sonst hätte sie ihm nicht den Umschlag geschickt und ihn dann anzurufen versucht. Das Kind war ihr Patient gewesen, doch dann war es weggebracht und nach Deutschland geschickt worden, und da endete der medizinische Bericht. Er hatte den Familiennamen des Jungen, und Ambrogiani hatte sicher Zugang zu einer

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