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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Liste aller Amerikaner, die auf dem Stützpunkt stationiert waren, es war also relativ einfach, in Erfahrung zu bringen, ob die Familie des Jungen noch da war. Und wenn nicht?
    Er nahm den Telefonhörer ab und bat die Vermittlung, ihn mit Maggiore Ambrogiani auf dem amerikanischen Stützpunkt in Vicenza zu verbinden. Während er wartete, überlegte er, wie sich all das in einen Zusammenhang bringen ließ, und hoffte, daß es ihn schließlich zu dem führen würde, der Doctor Peters die Nadel in den Arm gestochen hatte.
    Ambrogiani meldete sich. Er war nicht überrascht, als Brunetti seinen Namen nannte, er blieb nur dran und ließ die Stille andauern.
    »Gibt es irgendwelche Fortschritte bei Ihnen?« fragte Brunetti schließlich.
    »Anscheinend hat man hier eine neue Drogentestreihe angeordnet. Jeder muß sich ihr unterziehen, sogar der Kommandeur des Krankenhauses. Es geht das Gerücht, daß er zur Toilette gehen mußte, um eine Urinprobe abzugeben, während einer der Ärzte vor der Tür wartete. Angeblich haben sie diese Woche schon über hundert getestet.«
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Es liegen noch keine vor. Alle Proben müssen nach Deutschland geschickt werden, in die dortigen Labors. Die Ergebnisse kommen dann vielleicht in einem Monat.«
    »Und sind sie verläßlich?« fragte Brunetti, der sich nicht vorstellen konnte, daß irgendeine Organisation sich auf Proben verließ, die durch so viele Hände gegangen waren, und das über einen so langen Zeitraum.
    »Die scheinen das zu glauben. Wenn ein Test positiv ist, werfen sie die Betreffenden einfach raus.«
    »Wer wird getestet?«
    »Es gibt kein Schema. Die einzigen, die sie in Ruhe lassen, sind die Rückkehrer aus Nahost.«
    »Weil sie Helden sind?« fragte Brunetti.
    »Nein, weil man fürchtet, es könnten zu viele Tests positiv ausfallen. In diesem Teil der Welt ist so leicht an Drogen zu kommen wie in Vietnam, und offensichtlich haben sie Angst, daß ihr Bild in der Öffentlichkeit leidet, wenn alle ihre Helden mit solchen Souvenirs im Blut zurückkommen.«
    »Wird immer noch verbreitet, daß es eine Überdosis war?«
    »Allerdings. Einer meiner Leute hat mir erzählt, daß ihre Familie nicht einmal kommen wollte, um die Leiche nach Amerika zurückzubegleiten.«
    »Und was haben sie daraufhin gemacht?«
    »Sie haben sie zurückgeschickt. Aber allein.«
    Brunetti sagte sich, daß dies nicht weiter schlimm war. Die Toten kümmerte so etwas nicht; es war ihnen egal, wie sie behandelt wurden oder was die Lebenden von ihnen dachten. Aber er glaubte nicht daran.
    »Können Sie versuchen, ein paar Informationen für mich zu bekommen, Maggiore?«
    »Gern, wenn ich kann.«
    »Ich möchte wissen, ob bei Ihnen ein Soldat namens Kayman stationiert ist.« Er buchstabierte den Namen für Ambrogiani. »Er hat einen kleinen Sohn, der Patient von Dr. Peters war. Der Junge wurde in ein Krankenhaus in Deutschland geschickt, nach Landstuhl. Ich wüßte gern, ob die Eltern noch da sind, und wenn ja, hätte ich gern Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen.«
    »Inoffiziell, das Ganze?«
    »Sehr.«
    »Können Sie mir sagen, worum es geht?«
    »Ich weiß es noch nicht genau. Sie hat mir eine Kopie vom Patientenblatt des Jungen geschickt, dazu einen Artikel über PCB.«
    »Worüber?«
    »Giftige Chemikalien. Ich weiß auch nicht, woraus sie bestehen oder was sie bewirken können, aber ich weiß, daß es schwierig ist, sie zu entsorgen. Und sie zerfressen die Haut. Das Kind hatte einen Ausschlag am Arm, wahrscheinlich ist er irgendwie damit in Berührung gekommen.«
    »Was hat das mit den Amerikanern zu tun?«
    »Das weiß ich noch nicht. Darum möchte ich mit den Eltern des Jungen reden.«
    »Also gut. Ich kümmere mich gleich darum und rufe Sie heute nachmittag wieder an.«
    »Können Sie das herausbekommen, ohne daß die Amerikaner es merken?«
    »Ich denke ja«, antwortete Ambrogiani. »Wir haben Kopien von den Verzeichnissen ihrer Autonummern, und da fast alle ein Auto haben, kann ich sehen, ob er noch hier ist, ohne irgendwelche Fragen stellen zu müssen.«
    »Gut«, sagte Brunetti. »Ich glaube, es ist besser, wenn das unter uns bleibt.«
    »Sie meinen, unter Ausschluß der Amerikaner?«
    »Vorerst ja.«
    »In Ordnung. Ich rufe Sie an, sobald ich mir die Listen angesehen habe.«
    »Danke, Maggiore.«
    »Giancarlo«, sagte der Carabiniere. »Ich glaube, wenn wir so etwas zusammen machen, können wir uns auch duzen.«
    »Einverstanden«, sagte Brunetti, froh, einen Verbündeten

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