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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Decke, und wenn er überlegte, wie heiß es sogar hier draußen war, überkam ihn tiefes Mitgefühl für den, der darunter lag.
    Eine halbe Stunde verging, an deren Ende Brunetti entschied, daß Crespo nicht aufkreuzen würde. Er ging zur Kreuzung zurück und dort nach links, bis zu dem Pärchen auf dem Vordersitz, das noch immer mit dem Austausch von Zärtlichkeiten beschäftigt war. Als er hinkam, trommelte er mit den Knöcheln auf die Kühlerhaube, worauf Vianello sich von einer erhitzten Maria Nardi losmachte und ausstieg.
    »Nichts«, sagte Brunetti, während er auf seine Armbanduhr sah. »Es ist fast zwei.«
    »Also gut«, meinte Vianello, dessen Stimme man die Enttäuschung anhörte. »Fahren wir zurück.« Er steckte den Kopf in den Wagen und sagte zu der Polizistin: »Ruf mal Riverre und Alvise an. Sie sollen hinter uns herfahren.«
    »Und der Mann im Auto?« fragte Brunetti.
    »Riverre und Alvise haben ihn mitgebracht. Sie kommen einfach heraus, treffen sich beim Wagen und fahren ihn weg.«
    Im Auto sprach Maria Nardi ins Funkgerät und sagte den beiden anderen, daß niemand gekommen sei und sie nach Venedig zurückführen. Sie blickte zu Vianello auf:
    »Alles in Ordnung, Sergente. Sie kommen in ein paar Minuten.« Damit stieg sie aus und öffnete die Tür zum Fond.
    »Nein, bleiben Sie ruhig sitzen«, sagte Brunetti. »Ich steige hinten ein.«
    »Schon in Ordnung, Commissario«, meinte sie mit einem scheuen Lächeln, und dann: »Ein bißchen Abstand zwischen dem Sergente und mir finde ich ganz gut.« Sie stieg ein und zog die Tür zu.
    Brunetti und Vianello wechselten übers Dach des Wagens hinweg einen Blick. Vianello lächelte etwas einfältig. Sie stiegen ins Auto, und Vianello drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang an, und gleichzeitig ertönte ein Summer.
    »Was ist das?« wollte Brunetti wissen, denn Autos waren für ihn, wie für viele Venezianer, fremde Wesen.
    »Das heißt Sicherheitsgurt anlegen«, sagte Vianello, zog sich seinen über die Brust und ließ ihn neben der Schaltung einrasten.
    Brunetti tat nichts. Das Summen hielt an. »Können Sie das Ding nicht abstellen, Vianello?« »Es hört von selber auf, wenn Sie Ihren Gurt anlegen.« Brunetti brummte, er lasse sich nicht gern von einer Maschine vorschreiben, was er zu tun habe, aber er legte den Gurt an und knurrte dann noch so etwas, wie daß dies wohl wieder mit Vianellos Ökoquatsch zu tun habe. Vianello tat, als hörte er nichts, legte den Gang ein und lenkte den Wagen vom Bordstein weg. Am Ende der Straße warteten sie ein paar Minuten, bis der zweite Wagen hinter ihnen hielt. Am Steuer saß Riverre, neben ihm Alvise, und als Brunetti sich umdrehte, um ihnen ein Zeichen zu geben, sah er auf dem Rücksitz eine dritte Gestalt sitzen, den Kopf an die Lehne gelegt.
    Die Straßen waren um diese Stunde praktisch leer, und sie hatten schnell die Straße zum Ponte della Libertà erreicht.
    »Was glauben Sie, was passiert ist?« fragte Vianello. »Ich dachte, das Ganze sei inszeniert, um mir irgendwie zu drohen, aber vielleicht habe ich mich geirrt, und Crespo wollte sich wirklich mit mir treffen.« »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich gehe morgen zu ihm und sehe mal, was ihn davon abgehalten hat, heute nacht zu kommen.«
    Sie fuhren auf die Brücke und sahen die Lichter Venedigs vor sich. Zu beiden Seiten lag eine flache, schwarze Wasserfläche, die zu ihrer Linken mit Lichtflecken von den entfernten Inseln Murano und Burano gesprenkelt war.
    Vianello gab Gas, er wollte den Wagen möglichst schnell zurückbringen und dann nach Hause. Alle waren müde und enttäuscht. Der zweite Wagen, der dicht hinter ihnen fuhr, wechselte plötzlich auf die mittlere Spur, und Riverre überholte, wobei Alvise das Fenster herunterkurbelte und ihnen fröhlich zuwinkte.
    Als Maria Nardi sie sah, beugte sie sich vor und legte Vianello die Hand auf die Schulter. »Sergente«, begann sie und brach abrupt ab, als ihr Blick von zwei blendenden Lichtkegeln angezogen wurde, die unvermittelt im Rückspiegel auftauchten. Sie krallte die Finger in seine Schulter und konnte nur noch rufen: »Paß auf«, bevor der Wagen hinter ihnen nach links ausscherte, ihnen beim Überholen den Weg abschnitt und mit voller Absicht ihren linken vorderen Kotflügel rammte. Die Wucht des Anpralls warf sie nach rechts, wo sie gegen die Leitplanke der Brücke krachten.
    Vianello riß das Steuer nach links, aber seine Reaktion kam zu langsam, das Heck des Wagens brach nach links aus, und

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