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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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war ganz einfach. Männer sind sehr schwach. Ich glaube, durch ihre Eitelkeit.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Brunetti: »Und was dann?«
    »Dann haben sie mich von der Straße genommen. Sie merkten, daß ich ihnen in einer managerial capacity viel nützlicher sein konnte.« Sie gebrauchte den englischen Terminus fast akzentfrei, wechselte so leicht zwischen den Sprachen hin und her wie ein Seehund zwischen Land und Wasser.
    »Was hatten Sie denn in dieser managerial capacity zu tun?« fragte Brunetti so akzentfrei wie sie.
    »Ich mußte mit den neuen Mädchen reden, sie einweisen, ihnen einschärfen, zu tun, was von ihnen verlangt wurde.«
    Überflüssigerweise fügte sie hinzu: »Ich habe schnell Spanisch gelernt, das war nützlich.«
    »Hat es sich gelohnt?«
    »Je weiter ich in der Organisation aufstieg, desto mehr lohnte sich's. Ich hatte nach zwei Jahren so viel zusammengespart, daß ich das Reisebüro kaufen konnte.«
    »Aber Sie haben weiter für diese Leute gearbeitet?«
    Sie sah ihn an, bevor sie antwortete: »Wer einmal für diese Leute gearbeitet hat, hört nicht auf.« Sie hielt vor einer roten Ampel an, drehte sich aber nicht zu ihm um. Die Hände fest auf dem Lenkrad, blickte sie starr geradeaus.
    »Und Gewissensbisse hatten Sie bei dem allem nicht, was Sie da gemacht haben?«
    Sie zuckte die Achseln, und als die Ampel umsprang, legte sie den Gang ein. Sie fuhren weiter.
    »Das Geschäft expandierte enorm. Es kamen jedes Jahr mehr Mädchen, jeden Monat, wie es aussah. Hergebracht haben wir sie... «
    Brunetti unterbrach sie. »War das der Zweck des Reisebüros?«
    »Ja. Aber nach einer Weile war es gar nicht mehr sinnvoll, sie zu importieren, so viele kamen aus dem Osten und aus Nordafrika. Da haben wir die Organisation diesen neuen Gegebenheiten angepaßt. Wir haben die Mädchen einfach aufgelesen, nachdem sie schon hier waren. Das senkte die Betriebskosten enorm. Und es war ganz einfach, sich von ihnen die Pässe aushändigen zu lassen. Sofern sie überhaupt welche hatten. Viele kamen ohne Paß.« Ihr Ton war spröde geworden, fast belehrend. »Es ist erstaunlich, wie leicht man in dieses Land kommt. Und hier bleiben kann.«
    Wieder tauchte rechts eine Villa auf, aber Brunetti gönnte ihr kaum einen Blick. »Die Videos«, erinnerte er sie.
    »Ach ja, die Videos«, sagte sie. »Ich wußte davon schon seit Monaten, bevor ich sie sah. Das heißt, ich wußte theoretisch darüber Bescheid, nämlich daß Videos aus Bosnien geschickt wurden, nicht aber was für welche. Trevisan, Favero und Lotto, sie waren alle ganz wild wegen des Profits, den sie darin sahen. Sie brauchten nur für ein paar Tausend Lire eine Leerkassette zu kaufen und das Video zu überspielen, dann konnten sie es, jedenfalls in Amerika, für mindestens das Zwanzig- bis Dreißigfache des Kassettenpreises verkaufen. Anfangs verkauften sie ja nur die Originale. Für ein paar Millionen Lire das Stück, soviel ich weiß. Aber dann wollten sie doch selbst in den Vertrieb einsteigen, weil da das Geld zu holen sei.
    Es war Trevisan, der mich um meine Meinung fragte. Sie wußten, daß ich einen guten Geschäftsinstinkt hatte, deshalb haben sie mich gefragt. Ich habe ihnen genau gesagt, was ich dachte, nämlich daß ich dazu nichts sagen könne, ohne die Videos gesehen zu haben. Selbst da noch habe ich sie nur als Ware betrachtet und das Ganze als ein Marketingproblem.« Sie blickte kurz zu ihm herüber. »Ich dachte ja nur in diesen Begriffen. Waren. Marketing.« Sie seufzte.
    »Trevisan hat also mit den ändern beiden gesprochen, und sie beschlossen, mir einige der Videos zu zeigen. Sie bestanden aber darauf, daß ich sie mit ihnen zusammen ansehen müsse; sie trauten mir nicht, sie vertrauten die Originalbänder überhaupt niemandem an, nachdem sie einmal gemerkt hatten, wieviel Geld darin steckte.«
    »Sie haben sie dann gesehen?« fragte er, als er das Gefühl hatte, daß sie nicht weiterreden wollte.
    »O ja, ich habe sie gesehen. Drei.«
    »Wo?«
    »In Lottos Wohnung. Er war der einzige, der keine Frau im Haus hatte, also sind wir zu ihm gegangen.«
    »Und?«
    »Und haben die Videos gesehen. Da habe ich den Entschluß gefaßt.«
    »Welchen Entschluß?«
    »Sie zu töten.«
    »Alle drei?« fragte Brunetti.
    »Natürlich.«
    Nach ein paar Sekunden fragte er: »Warum?«
    »Weil sie die Filme so genossen haben. Favero war am schlimmsten. Am zweiten hat er sich so aufgegeilt, daß er aus dem Zimmer mußte. Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist,

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