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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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nach Venedig zurückgekehrt war, um bei der italienischen Regierung Zuschüsse für die Ausgrabungen in Xi'an zu beantragen, wo sie die Arbeit chinesischer und westlicher Archäologen koordinierte. Es folgte eine kurze Beschreibung der beiden Männer, deren Angriff von einer nicht genauer bezeichneten amica vereitelt worden sei, die sich zur Zeit der Tat in der Wohnung der Dottoressa aufgehalten habe. Brunetti überlegte beim Lesen, welcher amico wohl verhindert hatte, daß Flavias Name genannt wurde. Es kamen viele in Frage, vom Bürgermeister der Stadt bis zum Direktor der Mailänder Scala, die jeder ihre bevorzugte Primadonna vor schädlicher Publicity bewahren wollten.
    Als er in die Questura kam, schaute er auf dem Weg zu seinem Büro bei Signorina Elettra vorbei. Die Fresien von gestern waren einem Strauß leuchtender Callas gewichen. Sie sah auf, als er hereinkam, und sagte, ohne ihm erst guten Morgen zu wünschen: »Sergente Vianello läßt Ihnen ausrichten, daß seine Nachfragen in Mestre nichts erbracht haben. Er hat mit einigen Leuten dort gesprochen, aber keiner wußte etwas von dem Überfall. Und«, fuhr sie fort, nachdem sie einen Zettel auf ihrem Schreibtisch inspiziert hatte, »es hat sich auch niemand mit einer Messerwunde am Arm in einem der umliegenden Krankenhäuser gemeldet.« Bevor er noch fragen konnte, fügte sie hinzu: »Aus Rom noch keine Antwort wegen der Fingerabdrücke.«
    Da es also an keinem Ende weiterging, fand Brunetti es an der Zeit, sich darum zu kümmern, was es über Semenzato noch alles zu erfahren gab. »Sie haben doch früher bei der Banca d'Italia gearbeitet, Signorina?«
    »Ja, Commissario, stimmt.«
    »Und Sie haben noch Freunde dort?«
    »Dort und bei anderen Banken.« Signorina Elettra war keine, die ihr Licht unter den Scheffel stellte.
    »Meinen Sie, daß Sie mit Ihrem Computer mal ein zartes Netz auswerfen und feststellen können, was es über Francesco Semenzato zu wissen gibt? Bankkonten, Aktienbesitz, Investitionen jeglicher Art.«
    Zur Antwort bekam Brunetti ein so breites Lächeln, daß er sich fragte, mit welcher Geschwindigkeit sich Neuigkeiten in der Questura verbreiteten.
    »Aber sicher, Dottore. Nichts leichter als das. Soll ich auch gleich die Ehefrau überprüfen? Ich glaube, sie ist Sizilianerin.«
    »Ja, auch die Frau.«
    Und noch ehe er seine Frage aussprechen konnte, setzte sie hinzu: »Die Bank hat Probleme mit ihren Telefonleitungen, es könnte also bis morgen nachmittag dauern.«
    »Können oder dürfen Sie mir Ihre Quelle nennen, Signorina?«
    »Jemand, der warten muß, bis der Chef der Computerabteilung nach Hause geht«, lautete ihre ganze Auskunft.
    »Na gut.« Brunetti gab sich mit dieser Erklärung zufrieden. »Dann möchte ich noch, daß Sie auch bei Interpol in Genf nachfragen. Am besten wenden Sie sich an -«
    Sie unterbrach ihn lächelnd. »Ich kenne Name und Adresse, Commissario.«
    »Heinegger?« fragte Brunetti. Das war der Name des leitenden Kommissars für Wirtschaftskriminalität.
    »Ja, Heinegger«, antwortete sie und nannte noch die Adresse und die Faxnummer.
    »Wie haben Sie die so schnell erfahren, Signorina?« fragte Brunetti ehrlich verblüfft.
    »Ich hatte bei meiner früheren Arbeit oft mit ihm zu tun«, antwortete sie lakonisch.
    Obwohl er Polizist war, wollte er im Augenblick lieber nichts Näheres über die Beziehungen zwischen der Banca d'Italia und Interpol erfahren. »Dann wissen Sie ja, was zu tun ist«, war alles, was ihm im Augenblick dazu einfiel.
    »Ich bringe Ihnen Heineggers Antwort, sobald ich sie habe«, sagte sie, während sie sich schon ihrem Computer zuwandte.
    »Ja, danke. Guten Morgen, Signorina.« Brunetti drehte sich um und ging, mit einem letzten Blick auf die Blumen vor dem offenen Fenster.
    Der Regen der letzten Tage hatte aufgehört und damit auch die unmittelbare Gefahr von acqua alta; statt dessen war der Himmel kristallklar, und so bestand kaum eine Chance, daß er Lele zu Hause antreffen würde. Lele war sicher irgendwo in der Stadt unterwegs und malte. Brunetti beschloß, ins Krankenhaus zu gehen und Brett weiter auszufragen, denn er wußte noch immer keine klaren Gründe dafür, daß sie um die halbe Welt nach Venedig zurückgekommen war.
    Als er in das Krankenzimmer trat, glaubte er im ersten Moment, Signorina Elettra sei auch hier am Werk gewesen, denn von jeder nur verfügbaren Fläche leuchteten ihm Blumen entgegen. Die vermischten Düfte von Rosen, Iris, Lilien und Orchideen erfüllten den

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