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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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obwohl er sicher war, daß der Beamte ihn darüber informiert hätte, der ihnen Fotos von Männern vorgelegt hatte, die der von beiden Frauen gegebenen Beschreibung entsprachen.
    Flavia schüttelte den Kopf, und Brett sagte: »Nein.«
    »Sie sagten, die Männer hätten Ihnen verbieten wollen, sich mit Dottor Semenzato zu treffen. Dann erwähnten Sie noch etwas von Keramiken aus der China-Ausstellung. Meinten Sie die vor einigen Jahren im Dogenpalast?«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Brunetti. »Die haben Sie doch damals organisiert, nicht?«
    Sie nickte unbedacht und mußte den Kopf an die Kissen lehnen, bis die Welt sich zu drehen aufgehört hatte. Dann sagte sie: »Einige Exponate stammten von unserer Ausgrabungsstätte in Xi'an. Die Chinesen hatten mich als Mittlerin ausgesucht. Weil ich Leute kenne.« Obwohl die Drähte entfernt waren, bewegte sie den Unterkiefer vorsichtig; in ihren Ohren dröhnte noch ständig ein tiefes Summen, wenn sie etwas sagte.
    Flavia schaltete sich ein und erklärte für sie: »Die Ausstellung ging zuerst nach New York, anschließend nach London. Brett ist zur Eröffnung nach New York geflogen, und am Ende wieder, um für den Transport nach London zu sorgen. Aber vor der Londoner Eröffnung mußte sie nach China zurück. Irgend etwas war bei den Ausgrabungen passiert.« Sie wandte sich an Brett und fragte: »Was war das noch, cara?«
    »Grabkammer«, sagte Brett nur.
    Das genügte offenbar, um Flavia zu erinnern. »Sie hatten gerade den Durchgang zur Grabkammer geöffnet und riefen Brett in London an, sie müsse zurückkommen und die Öffnung des Grabes beaufsichtigen.«
    »Und wer war für die Eröffnung der Ausstellung hier in Venedig zuständig?«
    Diesmal antwortete Brett: »Ich. Drei Tage vor dem Ende der Ausstellung in London war ich aus China zurück und bin dann mit hierhergekommen, um sie im Dogenpalast aufzubauen.« Sie schloß die Augen, und Brunetti dachte, sie sei müde vom Reden, aber sie öffnete sie gleich wieder und fuhr fort: »Ich bin wieder abgereist, bevor die Ausstellung hier zu Ende ging, und man hat die Exponate nach China zurückgeschickt.«
    »Man?« fragte Brunetti.
    Brett warf einen kurzen Blick zu Flavia, bevor sie antwortete: »Dottor Semenzato war hier, und meine Assistentin kam aus China, um die Ausstellung abzubauen und alles zurückzuschicken.«
    »Das haben also nicht Sie gemacht?« fragte er.
    Wieder ein Blick zu Flavia. Dann die Antwort: »Nein, ich konnte nicht dabeisein. Ich habe die Stücke erst in diesem Winter wiedergesehen.«
    »Fünf Jahre später?« fragte Brunetti.
    »Ja«, sagte sie abwinkend, als erklärte das alles. »Die Sendung wurde zuerst auf dem Rückweg nach China aufgehalten, dann in Peking. Bürokratie. Sie landete in einem Lagerhaus in Schanghai, wo sie zwei Jahre liegenblieb, und danach wurden die Sachen in Peking ausgestellt. Die Stücke aus Xi'an sind sehr spät zurückgekommen, vor drei Monaten erst.« Brunetti sah sie abwägen, wie sie es ihm erklären könnte. »Einige waren nicht die Originale. Es waren Kopien. Nicht der Krieger oder die Jaderüstung - das waren die Originale -, aber die Keramiken; ich wußte es, konnte es aber ohne genauere Untersuchung nicht beweisen, und die konnte ich in China nicht machen.«
    Brunetti hatte aus Leles gekränktem Blick genug gelernt, um sich die Frage zu verkneifen, woher sie wußte, daß es Fälschungen waren. Sie wußte es eben, und damit genug. Eine qualifizierte Frage konnte er ihr also nicht stellen, wohl aber eine quantitative. »Wie viele Stücke waren falsch?«
    »Drei. Nur allein von der Grabungsstätte in Xi'an, wo ich arbeite.«
    »Und andere Stücke aus der Ausstellung?« fragte er.
    »Das weiß ich nicht. Solche Fragen kann man in China nicht stellen.«
    Die ganze Zeit saß Flavia stumm dabei und sah nur abwechselnd von ihr zu ihm. Daß sie keinerlei Überraschung zeigte, sagte ihm, daß sie alles schon wußte.
    »Was haben Sie unternommen?« fragte Brunetti.
    »Bisher nichts.«
    Da dieses Gespräch in einem Krankenhaus stattfand und sie mit geschwollenen Lippen reden mußte, hielt Brunetti das für eine Untertreibung. »Wem haben Sie davon erzählt?«
    »Nur Semenzato. Ich habe ihm sofort von China aus geschrieben, nachdem ich festgestellt hatte, daß einige der zurückgeschickten Stücke gefälscht waren. Ich habe um eine Unterredung gebeten.«
    »Und was hat er geantwortet?«
    »Nichts. Er hat meinen Brief nicht beantwortet. Ich habe fast zwei Monate gewartet

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